STADTMITTE. In der vergangenen Nacht kam es in der Rostocker Innenstadt zu einer spontanen Kundgebung. Linksextremisten protestierten lautstark und mit Feuerwerkskörpern gegen die Hausräumung ›Liebig 14‹ in Berlin. Sogar ein Polizeiwagen wurde angegriffen.
Das Haus in der Berliner Liebigstraße wurde von neun Menschen besetzt, um eine Räumung durch die Polizei zu verhindern. Seit Jahren gibt es einen juristischen Streit um das alternative Wohnprojekt ›Liebig 14‹. Gerichte lehnten Eilanträge in letzter Minute ab. Nachdem ein privater Investor das Objekt 1999 kaufte, kündigte er den Mietern.
Gestern Abend demonstrierten rund 50 Autonome offenbar aus Solidarität gegen die Berliner Angelegenheit. Die Polizei hielt sich zunächst im Hintergrund. Auf einem Video, das von einem Demoteilnehmer aufgenommen wurde, ist zu sehen, wie ein Streifenwagen von den Demonstranten angegriffen wird.
Die größtenteils schwarz gekleideten und teilweise vermummten jungen Leute liefen von der Ottostraße kommend über den Doberaner Platz, durch die Kröpeliner Straße in Richtung Universitätsplatz. Als Streifenwagen der Polizei dort eintrafen, löste sich die Demonstration gegen 21.45 schnell auf. Die Demonstranten skandierten Solidaritätsbekundungen mit den Berliner Hausbesetzern. Zu sehen war ein Antifa-Transparent, mehrere Feuerwerkskörper wurden gezündet.
Kurz nach 22 Uhr sprühten offenbar einige der Demonstranten schwarze Farbe großflächig gegen die Eingangstür und umliegende Wandbereiche der Oberfinanzdirektion. Der Zentrale Kriminaldienst sicherte Spuren am Tatort und die Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen auf.
Laut Zeugenaussagen wurde gegen 2.30 Uhr auf dem Parkplatz hinter dem Rostocker Rathaus ein VW-Transporter angezündet. Das Fahrzeug der Stadtverwaltung brannte völlig aus. Derzeit wird es kriminaltechnisch untersucht.
Polizeisprecher Volker Werner: »Nach ersten Erkenntnissen kann die Polizei einen Zusammenhang zwischen der Spontandemonstration und der Sachbeschädigung am Gebäude der Oberfinanzdirektion nicht ausschließen und ermittelt in alle Richtungen. Bezüglich des Pkw-Brandes ermitteln wir wegen des Verdachts der Brandstiftung, schließen aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch eine technische Ursache nicht aus.«