Gesundheit im Kapitalismus - ein Dauerbrenner
»Gesundheit ist keine Ware!«......
....unter dieser Parole wird seit einigen Jahren von verschiedenen, meist linken Gruppen, Bündnissen und Organisationen, versucht, den Angriffen auf die allgemeine Gesundheitsversorgung etwas entgegenzusetzen.
Über die Ausgangssituation .....
......sind sich die meisten einig:
Bis Ende der 1970er Jahre waren steigende Ausgaben im »Gesundheitswesen« Investitionen in den »Standort Deutschland«: gesündere ArbeiterInnen waren gut für die Wirtschaft und ein gutes Gesundheitswesen attraktiv für die (benötigten) EinwanderInnen. Die Phase von 1968 bis Mitte der 1970er Jahre gilt als die Reformphase der Gesundheitspolitik, der Leistungskatalog wurde erweitert, Begriffe wie Prävention und Qualität tauchten auf. Dabei dürfen wir nicht vergessen: verschenkt wurde nichts, das meiste war das Ergebnis von ArbeiterInnenkämpfen und den Mobilisierungen der entstehenden »Gesundheitsbewegungen«.
2010 haben wir mehr als 30 Jahre »Kostendämpfung« gegen die »Kostenexplosion« hinter uns: mit diesen Kampfbegriffen wurde alles begründet: Reduzierung der Leistungen, Steigerung der Zuzahlungen, und Geschenke an die Unternehmer.
Einerseits Wachstumsbranche, andererseits »Kostendämpfung« .....
..... dabei wäre die »Kostendämpfung« gescheitert, wenn tatsächlich weniger Geld im Gesundheitssystem ausgegeben werden würde – die Frage ist nur: wer zahlt und wer steckt die Gewinne ein!? So erklärt sich der scheinbare Widerspruch zwischen dem Jubel über den Jobmotor und Boomsektor Gesundheitswesen einerseits
und das gleichzeitige Klagen über die »Kostenexplosion« andererseits. Gesamtgesellschaftlich wird mit jeder weiteren »Gesundheitsreform« auch ausprobiert, wie tief die Einschnitte sein können, solange aber trotzdem produktiv gearbeitet wird.
Die aktuelle Röslersche Reform ist ein weiterer Höhepunkt dieser Politik.
Gesundheit ist eine Ware! .....
....aber nur solange wir das hinnehmen.
Die Arztpraxen sind ständig voll, immer mehr Leute gehen krank arbeiten, werden auf Arbeit krank. Immer mehr Geld wird für »Gesundheit« ausgegeben, auch im »angrenzenden Wellness/Fitnessbereich«. Immer mehr Menschen sind mit »Gesundheit« beschäftigt: sei es direkt im Gesundheitswesen und dessen Verzweigungen oder individuell mit der eigenen »Gesundheit« oder derjenigen von FreundInnen, Familie und Bekannten. Hier in Freiburg arbeiten über 14.000 Menschen im Gesundheitswesen! Gleichzeitig scheint es den Herrschenden mühelos zu gelingen, die Schraube weiter anzuziehen, die Bedingungen weiter zu polarisieren. Die aktuelle Gesundheitsreform soll noch mehr Geld ins System pumpen, die Unternehmer von steigenden Kosten »entlasten« und die Gewinne privatisieren. Für die meisten wird die »Grundversorgung« teurer, immer mehr muss »zugezahlt« werden, oder fällt eben weg. »Gesundheit« ist und wird zur Klassenfrage!
»Gesundheit ist keine Ware!« .....
....»Gesundheit« können wir uns im Krankenhaus oder bei der ÄrztIn nicht per Rezept verschreiben lassen. Wir können uns für gesellschaftliche Lebensbedingungen einsetzen und kämpfen, in denen »Krankheit und Gesund-heit« nicht in erster Linie Herrschafts- und Verwertungstechniken sind, sondern gesellschaftliche und individuelle Entwicklungsprozesse als Bestandteil eines selbstbestimmten Lebens.
»Gesundheit ist keine Ware!« .....
....wenn wir die Trennung zwischen Kritik an der Schulmedizin, der »Alternativmedizin« und den Kämpfen um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen aufheben. Dafür gibt es keine Rezepte.
Auf dieser Veranstaltung wollen wir drei Punkte diskutieren:
1. Die Gründe und Auswirkungen der aktuellen Gesundheitsreform
2. die (Arbeits-)Situation im Freiburger Gesundheitswesen
3. und unsere und eure Erfahrungen und Vorstellungen von Alternativen.