In Freiburgs guter Stube

Merkel, Sarkozy und das Militär
Erstveröffentlicht: 
11.12.2010

Beim Gipfeltreffen an einem kalten Dezembertag rückt der Münsterplatz in den Blickpunkt.

Um 15.30 Uhr gehörte Freiburg wieder den Freiburgern. Vom Konvoi der dunklen Staatskarossen sah man nur noch die Rücklichter. Auf dem Münsterplatz räumte die Polizei die Absperrgitter weg, die Fernsehteams rollten die Kabel ein, die Koch-Brigade des Colombi-Hotels brachte die leeren Töpfe weg.

Hotelchef Roland Burtsche war stolz über das Lob der Gäste. Im Historischen Kaufhaus gab es ein französisches Menü von Küchenchef Alfred Klink: Gänseleber mit Perigord-Trüffel, ein halbes Rebhühnchen mit krossem Speck und Wacholder- und Limonenjus. Dazu gab es Grauburgunder vom Weingut Heger aus Ihringen und Spätburgunder aus Schlatt von Martin Wassmer. Die gewünschte Suppe hat Burtsche den Berliner Gipfelorganisatoren ausgeredet: "Franzosen essen keine Suppe zu einem Menü, deswegen kommt bei mir auch keine auf den Tisch."

Auch zufrieden mit dem Tag war Antoine Charbonnier, Münstermarkthändler und Vorzeige-Franzose, der genau wie Walter und Conny Schwaab und Markus Hanser nebenan eine Art Showstand auf der Münsterplatz-Südseite aufbaute. Drei Euro hatte Monsieur Charbonnier bis zum Gipfelende auf der abgesperrten Seite eingenommen. Was hätte er dem französischen Staatspräsidenten gerne gesagt?"Dass er nächstes Mal bei schönerem Wetter kommen und länger bleiben soll", sagte der Mann, der aus der Auvergne stammt und im Elsass lebt.

 

Die Stände standen nahe dem roten Teppich, der am Morgen kurz vor Ankunft der Staatsgäste ausgerollt wurde – akkurat an einer gespannten Richtschnur entlang. Als nach der Begrüßung am Vormittag die Staatsgäste über den ebenso schönen wie zugigen Münsterplatz zum Rathaus gingen stoppten sie nicht an den Ständen, sondern auch bei den Jungen und Mädchen vom deutsch-französischen Kindergarten. Die warm eingepackten Kinder winkten mit Fähnchen und trugen deutsch-französische Mützen – je ein Exemplar schenkten sie der Kanzlerin und dem Präsidenten, berichtete Kindergartenleiterin Christine Ohmer.

Geschenke gab es überhaupt in Hülle und Fülle: Die Münstermarktbeschicker überreichten Präsentkörbe, ebenso wie die Schwarzwaldmädels in Tracht beim Eintrag ins Goldene Buch, drüben unter den Arkaden im Rathausinnenhof. Die Weihnachtsmarktbeschicker verschenkten das Freiburger Rathaus an Merkel und Sarkozy – allerdings nur in einer Version en miniature, gebaut aus Lebkuchen und Marzipan.

Beim Gipfel im Juni 2001 hatte sich Merkel-Vorgänger Gerhard Schröder in einem Bächle ein nasses Hosenbein geholt. Ein solches Malheur konnte dieses Mal nicht passieren: Wegen des Winterwetters waren die Freiburg-typischen Wasserkanäle trockengelegt.