Lehren aus zwei Jahren Weltwirtschaftskrise - Finanzkapital, Staatsschulden & Eurokrise

Lehren aus zwei Jahren Weltwirtschaftskrise
- Finanzkapital, Staatsschulden & Eurokrise

mit: Margarete Wirth (Uni Bremen)

 

03. August, 19:30 Uhr, Naturfreundehaus Köln-Kalk (Kapellenstr 9a.)

 

Die Finanzkrise geht in die nächste Runde und ruiniert Instanzen, die bisher als mächtige Retter der Banken und der Konjunktur aufgetreten sind: Souveräne Staaten und Währungen verlieren ihren Kredit ? als erster Euro-Staat hat Griechenland seinen Kredit verloren; als nächste sind Portugal, Irland und Spanien ins Visier des Finanzkapitals gekommen, und auch der Kredit des G7/8-Mitglieds Italien ist längst in Zweifel gezogen.

Schon wieder erschüttert ein Akt der Spekulation die Welt und liefert einiges zur Aufklärung über die kapitalistische Welt ab: über das moderne Geld, über die Grundlagen der Finanzmacht der Staaten, über den inneren Imperialismus in der Europäischen Union und über die waghalsige Konstruktion einer gemeinsamen europäischen Weltwährung für 16 Nationen, die sich im Maastricht-Vertrag auf Konkurrenz gegeneinander verpflichtet und Finanzhilfen („Bail-out“) zur Abwendung drohender Staatspleiten ausdrücklich ausgeschlossen haben.

Und was bekommt das Publikum zu den dramatischen Vorgängen von Regierung und Medien mitgeteilt? Nichts als Unsinn und nationalistische Angeberei! „Die Griechen (Portugiesen, Iren, Spanier, Italiener…) sind selber schuld!“, heißt es; sie hätten über ihre Verhältnisse gelebt, zu viel importiert und konsumiert, zu wenig gearbeitet und exportiert. Zu einer Außenhandelsbilanz aber gehören zwei Seiten! Der deutsche Export-Europameister erzielt Überschüsse im europäischen Handel haargenau in dem Maß, wie andere Länder ? von überlegener Kapitalmacht und mit Kampfpreisen niederkonkurriert ? Defizite ansammeln. Die griechische Pleite und der Zweifel an der Kreditwürdigkeit anderer Euro-Länder mit Importüberschuss ist das Spiegelbild des deutschen Erfolgs. Der EU-Binnenmarkt ist kein Kooperationsprojekt zur gegenseitigen Unterstützung befreundeter Völker, sondern ein Kampfplatz der Nationen, auf dem jede die Partner für ihr Kapitalwachstum ausnutzen will. Den Siegern stehen daher notwendig Verlierer gegenüber. Bei all den imperialistischen Dummheiten und Frechheiten ist es höchste Zeit, dass man sich die neue politökonomische Weltlage wissenschaftlich erklärt, damit man sich nicht für »Sanierungs?programme vereinnahmen lässt.

03. August, 19:30 Uhr, Naturfreundehaus Köln-Kalk (Kapellenstr 9a.)