Aufruf zur antifaschistischen Demonstration am 15.7. in Themar, Grimmelshausen und Kloster Veßra!

Blau-Braun

Kein ruhiges Hinterland! Blau-braune Strukturen offenlegen! Brauner Nazihochsommer in der Provinz, und die AfD mischt mit Am 15. Juli findet das Nazifestival "Rock gegen Überfremdung" auf dem von Bodo Dressel, AfD-Bürgermeister von Grimmelshausen, vermieteten Privatgrundstück am Ortsrand von Themar statt. Angemeldet als politische Versammlung vom überregional bekannten und umtriebigen Neonazi Tommy Frenck (Druck18, Gasthaus „Goldener Löwe“), wird das braune Festival von der Gruppierung „Turonen/Garde 20“ organisiert. Dazu zählen unter anderen ehemalige Angeklagte im „Ballstädt-Prozess“, welche tief im „Blood & Honour“-Netzwerk verwurzelt sind und welche die Veranstaltung(en) in den besagten Strukturen auch intensiv bewerben. Bekannte rechte Bands wie „Treueorden“, „Stahlgewitter“, „Die Lunikoff-Verschwörung“, „Sleipnir“, „Blutzeugen“, „Uwocaust“ und „Flak“ sind angekündigt. Es wird daher mit 6000 bis 8000 Nazis gerechnet, die aus ganz Europa anreisen werden. Zusätzlich zum Konzert am 15. Juli planen die Nazis 2 weitere Großveranstaltungen. Das am 1.7. in Gera stattfindende „Rock für Deutschland“ von Gordon Richter (NPD), welches ursprünglich dort angemeldet wurde, und als Reaktion auf die Aberkennung des Versammlungscharakters der Konzerte vom 15.7. und 29.7. trotzig auch in Themar angekündigt wurde.

Am 29. Juli soll das „Rock für Identität“ von Patrick Schröder (FSN.TV) ebenfalls auf dem Grundstück des AfD-Politikers Bodo Dressel stattfinden. 


Südthüringer Realität als versinnbildlichtes Beispiel deutscher Zustände

 

Die Gegend ist nicht erst seit der Eröffnung des "Goldenen Löwen" in Kloster Veßra ein Hotspot der rechten Szene Deutschlands geworden. Die Probleme mit den Faschist*innen sind hausgemacht und ein Produkt einer auf Ignoranz, Unwille und nach der unwissenschaftlichen Extremismus-Theorie borniert-agierenden Versammlungsbehörde. Gegenproteste werden systematisch kriminalisiert, emanzipatorische Initiativen delegitimiert und antifaschistische Kritik dämonisiert.

Im Landkreis Hildburghausen gibt es nur wenige bürgerliche Akteur*innen, bei denen der Widerstand gegen die lokalen Nazis zwar über das Malen von Plakaten, Transparenten und das Standort verteidigende „Bunt“-Dogma (Imagerettung) in Form u.a. von Begegnungsfesten oder Friedensgebeten nicht hinausgeht, aber es gibt noch.

So sehr man inhaltlich unterschiedliche Positionen bezieht, so sehr werden auch sie von staatlich-polizeilicher Repression, aber eben auch von den lokalen Nazis drangsaliert und gedemütigt. Daher verdienen sie, genauso wie Antifaschist*innen und Geflüchtete im Landkreis unsere Solidarität.

Inzwischen haben Frenck und Konsorten es mehrmals geschafft, frei nach dem „Frontstadt-Prinzip“, national-befreite Zonen auszurufen.

Eine braune Erlebniswelt welche seit Jahren in Südthüringen blüht.

Eine faschistische Wohlfühlzone, die durch das Erschaffen rechtlicher Freiräume und Tolerierung durch die Behörden im Landkreis wachsen und gedeihen konnte. Die schweigende Mehrheitsgesellschaft des Landkreises, welche damit über Jahrzehnte scheinbar kein Problem hatte, tat ihr Übriges.

 

 

 

Am Ende wollen sie immer Opfer sein

 

Derzeit hat das Landratsamt Hildburghausen zwar den Status einer politischen Kundgebung aberkannt, wer sich aber etwas im Versammlungsrecht auskennt weiß, dass der Nachweis einer kommerziellen Veranstaltung vor Gericht schwierig bis unmöglich ist. Dieser erstmalige (und vermutlich letzte) Versuch, den Skandal um diese Behörde zu kaschieren und man nun um Schadensbegrenzung bemüht ist, hat schon etwas Bemerkenswertes, im satirischen Sinne. Allerdings sollte diese behördliche Reaktion, welche definitiv aus dem Innenministerium diktiert wurde, nicht als guter Wille, sondern als Imagerettung eben dieser, sowieso schon unglaubwürdigen und unfähigen Behörde gewertet werden. Dieselbe Behörde, welche jetzt ihre Hände in Unschuld wäscht und über Jahre hinweg allen Frencks und Schröders der Region Tür und Tor geöffnet hat, um jetzt das zurück zu bekommen, was sie sich selber redlich verdient hat.

Letztes Jahr stellte sich der Bürgermeister der Stadt Hildburghausen, Holger Obst, nach dem ersten „Rock für Identität“ den Fragen der Presse und sagte sinngemäß, dass dies der schwärzeste Tag der Stadt gewesen sei und man alle rechtlichen Schritte genutzt hätte um es zu verhindern. Was er nicht erwähnte war, dass er das eine Woche später stattfindende antirassistische Solibri-Festival ebenso versucht hat zu verunmöglichen. Beispielsweise durch die Weigerung Strom und Wasser zu Verfügung zu stellen oder durch die Behauptung, dass dieses ja „autonomes und linksextremistisches Klientel“ anziehen würde. Von welchen vorgefertigten Stereotypen er ausging oder von welcher Gefahr er fantasierte, bleibt wohl sein Geheimnis. Tatsache ist, dass das Solibri-Festival durch extrem schwere Bedingungen der Stadt Hildburghausen, wochenlanger Verschleppung von Seiten der Verwaltung und mit drakonische Auflagen von Seiten der Versammlungsbehörde im Vorfeld fast undurchführbar gemacht wurde. Am Ende standen große finanziellen Einbußen für die Organisator*innen und lachende Nazis.

Soviel zum Thema, schwärzester Tag.

Über die Politik des Landrates Thomas Müller brauchen wir nicht mehr viel zu sagen. Nazis sind grundsätzlich, außer Frenck, nicht aus dem Landkreis. Gegenproteste sind Nestbeschmutzer. Die Extremismus-Theorie und seine allseits bekannten Stasi-Vorwürfe in Richtung allem, was links seines Horizontes ist, sind seine typischen Phrasen und Argumente. Auf eine mögliche Einsicht kann man da schon seit seinen Amtsantritt warten.

Am Ende wollen alle Opfer sein und im Landkreis kommt zusammen, was zusammen gehört.

Im Oktober 2014 hätte es fast ein richtiges Opfer gegeben. Nachdem ein Rumäne durch eine pogromartige Hetzjagd von Nazis fast gelyncht worden wäre und dieser sich nur durch einen Hechtsprung in einen Streifenwagen retten konnte.

Der gesellschaftliche Aufschrei blieb aus, den das passt nicht in das Weltbild vieler Südthüringer*innen.

Alles wie gewohnt.

Alles bleibt beim Alten.

Die Idylle muss bestehen bleiben.

Hauptsache nichts verändert sich.

 

Hildburghausen, das Sachsen Thüringens und die Angst vor dem Fremden

 

Es wäre an dieser Stelle vermessen Hildburghausen eine Sonderrolle zuzuschreiben. Um trotzdem eine Illustration der gesamtgesellschaftlichen, deutschen Zustände vor Ort sowie deren logischen Eigendynamiken zu ermöglichen, sprechen wir ähnlich den „Sächsischen Zuständen“, von „Hildburghäuser Zuständen“.

Für die Menschen hier, welche geprägt sind von sozialer Abstiegsangst, vor dem scheinbaren „Fremden“, den Zwängen der Verwertungslogik und der Angst vor eigener Bedeutungslosigkeit. Scheint es wohl für sie der einzige Strohhalm zu sein, an denen sie ihre Argumentation, ihr Handeln und ihr Hass zwangsläufig auf Schwächere projizieren. Denn schließlich erkennt der/die Einzelne, dass man gegen die scheinbaren Bösen, „Die da Oben“, nicht ankommt und bewegt sich dann in eine falsche Opferrolle. Weshalb eine brennende Flüchtlingsunterkunft im allgemeinen Diskurs auch mal zur Debatte stehen darf und ihr Rassismus auf blanken Futterneid basiert. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Landtagswahlergebnisse in Thüringen aus dem Jahre 2014 für die AfD zwar nicht überdurchschnittlich, aber dennoch eine kontinuierliche und traurige, sowie logische Realität der besagten Verhältnisse und Zustände gut widerspiegelt.

Stellvertretend für diese deutsche Ideologie stehen dabei Politiker*innen wie Corinna Herold, welche die marodierenden Streifzüge der HoGeSa und anderen Nazihools abfeiert, oder ihres nunmehr gefeuerten Mitarbeiters Heiko Bernady. Welcher bei einer Demo der nunmehr unbedeutenden SÜGIDA/THÜGIDA, erst den demagogischen Agitator mit Hang zum Sportpalastfeeling gab und anschließend bei Tommy Frenck, zwischen Bratwurst, Bier und Reichskriegsflagge für dessen braune Faschingsgesellschaft den Büttenredner mimte. Natürlich wollen wir in dieser Reihe Bodo Dressel nicht außen vor lassen. Führt Dressel doch genau gegenüber des „Goldenen Löwen“ (Kloster Veßra) einen Gebrauchtwagenhandel und stellt seinen Firmenparkplatz gerne Frencks Besuchern zur Verfügung.

Blau-Braune Strukturen also, welche tief in der Gesellschaft des Landkreises verankert sind. Nur die Idylle, darf ja nicht zerstört werden!

Was alle gleich haben, ist eine Panikmache vor der scheinbaren Islamisierung als vorgeschobene Erklärung für alles. Genauso wie ihre Agitationen gegenüber der „Lügenpresse“ und der „Führenden Eliten“. Dies alles dient ihnen als Projektion um eine „Gefahr für Deutschland und dem deutschen Volk“ zu konstruieren. Ein Cargo-Cult welcher aus Wahn, Nationalismus, Daueropferrolle und völkischen Gedankengut besteht.

Der kapitalistische Zwangsmechanismus, welcher von jeden Menschen selbst ausgeht, tut dabei sein Übriges und spielt den faschistischen Rattenfängern in die Hände. Denn es sind die banaleren Dinge wie Arbeitsmarktsituation oder Wohnungssuche, der Verlust der eigenen (männlichen) Sexualität, weil die deutsche Frau laut ihren Wahn dann nicht mehr hörig ist und die Reproduktion des deutschen Volkes durch Vermischung untergehen würde. Das sind typische demagogische Argumentationsmuster der Nazis, welche durchaus von der Mehrheitsgesellschaft aufgenommen werden, da sie als reale Bedrohung erscheinen. Das daraus resultierende Wir-Gefühl soll von der eigenen Bedeutungslosigkeit ablenken, wodurch sich der Kreis der Hildburghäuser Zustände und die Akzeptanz dieser in weiten Teilen seiner Bevölkerung schließt.

 

Lokale Nazis und die AfD haben aber auch einen wesentlich logischeren Grund, dass sie im Islam pauschal eine, ohne Rücksicht auf säkulare oder liberale Strömungen, ideologische Konkurrenz sehen. Der Islam ist für sie eine Zäsur und der Islamismus ihr ungeliebter Zwilling, da selbiger durch die Nationalsozialisten in den 1930er Jahren unterstützt wurde und durch den Großmufti von Jerusalem einen willigen Helfer fanden. Die fanatische Ideologie des Islamismus und die des Faschismus, speziell des deutschen, als tatsächliche Zerstörung jedes zivilisatorischen Momentes sind sich daher gar nicht so unähnlich. Sie sind Brüder im Geiste, da sie beide autoritär und von einer zum Wahn gewordenen, sei sie nun faschistisch oder fanatisch geprägten Hegemonie zum Ziel haben. Beide vereinen sich in den Bereichen des Sexismus, Patriachats, Heteronormativ, Homophobie, aber besonders stark im Antisemitismus und Antizionismus. Die einen wollen die Volksgemeinschaft, die anderen die Umma. Am Ende bleibt es dieselbe faschistoide Ideologie, geprägt von Nazis wie Frenck, der AfD, den Mörderbanden des islamischen Staates oder dem Mullah-Regime des Irans, welche, toleriert von einer ignoranten und selbstbezogenen Mehrheitsgesellschaft, ihren Weg direkt wieder in die Barbarei und nach Auschwitz finden würde.

 

Aus diesen ganzen Gründen tragen wir den inhaltsleeren Aufruf und die Positionen des Offenen Briefes nicht mit, da er die mehrheits-gesellschaftlichen Verhältnisse, welche zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit führen und Nazis verharmlost, völlig ausklammert und die „Mitte“ der Gesellschaft von jeglicher Schuld dabei freispricht. Wir teilen eine andere Ansicht und wollen deshalb, mit diesen Aufruf, emanzipatorische Kritik in den Protest einbringen.

 

 

Kein Ruhiges Hinterland! - Schluss mit Idylle!

 

Das Hauptaugenmerk unserer Arbeit liegt, auch auf Grund der erwarteten Teilnehmerzahl, auf dem 15. Juli.

Ziel ist es, den Dorfbewohner*innen von Grimmelshausen klar zu machen, wer ihr Bürgermeister ist und das dieser sehr gerne mit Faschist*innen kooperiert. Weiterführend aber auch den Grimmelshäuser*innen unsere Kritik bei der Wahl Dressels zum Bürgermeister deutlich entgegen zu bringen und im selben Atemzug das typische Beispiel völkischer Hegemonie an der deutsch-dörflichen Idylle erkennbar zu machen. Als Drittes wollen wir unseren Teil dazu beitragen, dass Themar an diesen Tag nicht zu einer „national-befreiten Zone“ ausgerufen wird, sondern Menschen auf die Straße gehen und mit verschiedenen Aktionen gegen die Nazis protestieren.

In Themar wird es 5 Kundgebungen an allen Zufahrtswegen der Stadt geben und ein Fest auf allen 3 Marktplätzen. Unser Aufzug wird seinen Endpunkt auf einer Wiese in der Nähe des Konzertgeländes finden. Unser Protest soll und muss an diesen Tag eigene Akzente setzen.

 

Der Minimalkonsens von allen Seiten, welchen wir mittragen ist: Von uns geht keine Eskalation aus!

 

Um gegen die Verhältnisse und Zustände in der Region und gegen ihre blau-braunen Strukturen zu protestieren, wird es eine Demonstration geben. Dazu ist ab 11.00 Uhr am Bahnhof in Themar ein Sammelpunkt. Um Parkplatzmöglichkeiten wird sich gekümmert. Ein Shuttle Bus ist in Planung, welcher zwischen 12.00 und 12:45 Uhr die Menschen nach Grimmelshausen bringt. Gegebenenfalls wird auch ein Autokorso der Organisator*innen der bürgerlichen Gegenproteste, die Menschen dorthin bringen. Die Auftaktkundgebung beginnt zwischen 12.30 Uhr und 13.00 Uhr am Ortseingang Grimmelshausen. Unsere Demonstration wird zwischen 13.00 Uhr und 13.15 Uhr beginnen.

Dort geht es einmal durch das Dorf hindurch. Über einen geteerten Forstweg und weiter auf die B89, auf der Schleusinger Straße nach Kloster Veßra hinein. Es wird eine Zwischenkundgebung in unmittelbarer Nähe zum Goldenen Löwen geben und anschließend über einen Radweg weiter Richtung Themar an den 5 besagten Punkten vorbei, direkt auf die erwähnte Wiese gegenüber des Nazi-Festivals.

 

Wichtig: Unsere ursprüngliche Route verlief direkt über die B89 bis nach Themar hinein, wurde aber aus polizeitaktischen Gründen uns verweigert. Derzeit lassen wir prüfen, ob dem so ist und behalten uns rechtliche Schritte vor.

 

Wir werden euch über neue Ereignisse und Veränderungen auf unserem Blog http://themar.blogsport.eu/ regelmäßig informieren. Parteifahnen, Parteitransparente und Parteienmaterial, jeglicher Art oder parteiliche Redebeiträge haben auf unserer Veranstaltung nichts zu suchen! Redebeiträge von Gruppen oder Initiativen können zur besseren Planung vorab per Email an themar@riseup.net angemeldet werden oder ihr geht am 15.7. auf unsere Anmelder*innen zu. Eine Informationsstruktur mit Infotelefon und Ermittlungsausschuss wird derzeit eingerichtet.

 

Zeigen wir Solidarität!

Solidarität mit Flüchtlingen!

Solidarität mit den wenigen lokalen Antifaschist*innen!

Solidarität mit denen, die im Landkreis Hildburghausen seit jeher alleine gegen die braune Realität, unfähigen Behörden und Rassist*innen von nebenan kämpfen!

Gegen Faschismus, Rassismus, jeden Antisemitismus und jede Art von Fanatismus!

 

GEGEN DIE ZUSTÄNDE! GEGEN DIE VERHÄLTNISSE!

Auch in der Südthüringer Provinz!

 

AAK Themar1507

Arbeits- und Aktionskreis Themar 15.07.