Gestern sind wir bei der Atrega Treuhand an der Kernstrasse 10 in 8004 Zürich vorbeigegangen und haben das Türschloss verklebt und den Briefkasten unbrauchbar gemacht. Dieser Angriff ist ein Zeichen gegen die Aufwertung in den Quartieren Zürichs. Dieser Angriff heisst auch: Die Akteure der Aufwertung sind angreifbar.
Die Atrega war kürzlich in den Medien präsent, nachdem sie als Verwalterin des Hauses an der Bertastrasse 8 in Zürich der dortigen Beratungsstelle für MigrantInnen gekündigt hatte. Die Beratungsstelle war mehr als drei Jahrzehnte dort ansässig. Jetzt heisst es, dass die anderen MieterInnen im Haus sich über den übermässigen Personenverkehr beschwert hatten. Grund genug für die Atrega, der Beratungsstelle die Kündigung auszusprechen.
Die Atrega kann noch so viele fadenscheinige Erklärungen zu formulieren versuchen. Allen ist klar, dass die Kündigung nur die tausendste Episode im kapitalistischen Stück namens "Aufwertung heisst Verdrängung" ist. Das Problem, das zur Kündigung führte, war nicht die Anzahl Menschen, die dort Beratung suchten. Der Grund für die Kündigung ist der, dass im Quartier rund um das Lochergut seit der Beruhigung der Weststrasse eine massive Aufwertung vorangeht. Eine Aufwertung, die kaum denjenigen zugute kommt, die zuvor dort lebten. Die Zusammensetzung des Quartiers hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert. Weg sind diejenigen, welche lange die vielbefahrene Weststrasse vor der Wohnungstür dulden mussten, neu präsent sind diejenigen, die sich dieses aufgewertete Quartier leisten können. Die, die neu hier sind, wollen lieber Gelaterias und asiatische Take-Aways von grossen zürcher Gastrounternehmen denn Leute im Quartier, die wohl nicht ähnlich viel Cash auf dem Konto wie sie haben und wohl nicht ganz so weiss wie sie sind.
Dieser Vorgang erstaunt uns nicht. Es ist im Kapitalismus nur logisch, dass Profit gemacht wird, wo er nur möglich ist. Genau darum ist die Aufwertung im Kapitalismus eben keine gute Sache, wenn auch der Begriff nahelegen will, dass etwas besser, schöner, toller wird. Im Kapitalismus muss man sich Aufwertung erstmal leisten können.
Aber: Nur weil es der systematischen Logik des Kapitalismus entspricht, heisst das für uns nicht, dass man alles hinnehmen muss. Die Aufwertung ist so beschissen wie das System, das es hervorgebracht hat. Wir wollen das so benennen und Akteure angreifen, die sich daran tatkräftig beteiligen und bereichern. Gerade in den Quartieren rund um die Langstrasse oder das Lochergut gibt es genügend neue hippe tolle Läden, denen man von weitem her ansieht, dass sie Teil der Aufwertung sind. Wir konzentrieren uns mit unserem Angriff dabei auf diejenigen, die eine gewisse Menge an Kapital im Rücken haben. Anders gesagt: Wir gehen lieber nachts bei einer grösseren Treuhandfirma vorbei denn bei einem kleineren Lokal oder Laden. Aber das heisst nicht, dass sich das kleinere Lokal um seine Verantwortung als Teil der Aufwertung eines Quartiers drücken kann.
Aufwertung heisst Verdrängung und Aufwertung ist angreifbar. Die Verdrängung muss nicht so hingenommen werden. Höchste Zeit, das zu begreifen, höchste Zeit, was zu tun.