Begleitet von einem mehrfach so großen, martialischen Polizeiaufgebot mit Pferdestaffel, Autos und Motorrädern sind gezählt 19 Neo-Nazis am Samstag, 8.4.17, in Sinsheim einem Aufruf der Mini-Partei „Die Rechte“ gefolgt. Zwei Stunden wurde die Bevölkerung der Stadt (30 km entfernt von Heidelberg) erneut mit menschenfeindlicher Nazi-Propaganda belästigt. Angemeldet worden waren fünf Tage zuvor eine Kundgebung und Demonstration mit 50 Teilnehmern. Nachdem dies durchgesickert war, brachte die Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) am 07.04. einen Artikel. Der „Kreisverband Rhein-Neckar“ der Partei „Die Rechte“ ist die Nachfolge-Organisation der „Freien Nationalisten Kraichgau“. Als Redner traten in Sinsheim Parteiführer Christian Worch, Ricarda Riefling, Michel Fischer und der Vorsitzende der NPD Rhein-Neckar, Jan Jäschke, auf. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Den Deutschen eine Zukunft“ und sollte den „Tag der Deutschen Zukunft“ der Nazis am 3. Juni in Karlsruhe „vorbereiten“.
Das Bündnis für Toleranz Sinsheim hat am 7.4.17 spontan zu Gegenaktionen aufgerufen. Rund 30 SinsheimerInnen stellten sich gegen die Nazis, darunter Grüne, SPD-Mitglieder, der örtliche grüne Landtagsabgeordnete, ein grüner Stadtrat, Schüler, GewerkschafterInnen und örtliche Antifa. Nicht nur die Auftakt-und Abschluß-Kundgebung der Nazis wurde lautstark gestört, sondern auch an vier Stellen der Demonstrations-Route machten die NazigegnerInnen mit Transparenten, Fahnen und Trillerpfeifen deutlich, dass Nazis in Sinsheim nicht erwünscht sind. Diese phantasierten danach von „15 Gegendemonstranten“, die ihnen „zahlenmäßig klar unterlegen“ gewesen seien. (Die RNZ vom 10.04.17 berichtete von „rund 20 Rechten“ und „30 Gegendemonstranten“.)
Die Polizei hatte in der Presse angekündigt, man werde „bei Protesten die Gruppen massiv trennen“. An Bahnhof wurde dies gegenüber Protestierenden auch mit Hunden durchgesetzt. Eine offensichtlich an der belebtesten Kreuzung in der Innenstadt bzw. bei der Überquerung der Hauptstraße geplante Zwischenkundgebung und einem Redebeitrag über ihren Lautsprecherwagen konnten die Nazis infolge des dort engen Kontakts durch die Gegendemonstranten nicht abhalten.
Der Sinsheimer Oberbürgermeister hatte sich in der RNZ am 7.4. zitieren lassen: Dass „erneut Nazis in Sinsheim aufmarschieren“, sei „ein Resultat der Bekanntheit der Stadt“. Tatsächlich liegt dies daran, dass Nazis Sinsheim zu ihrer „Hauptstadt der Region“ machen wollen, weil sie dort immer wieder relativ unbehelligt von einer demokratischen Öffentlichkeit ihr Unwesen treiben können. Laut RNZ (10.04.17) könnten am 22. April 2017 die Nazis erneut in Sinsheim aufmarschieren, Anmelder dieses Mal die NPD.
Im kleineren Nachbarort Waibstadt hatten sich 2014 über 1 000 Einwohner den Nazis entgegengestellt und Geflüchtete geschützt. Dort waren die Nazis seither nicht mehr.