Buchvorstellung: Das Grundgesetz - Kein Grund zum Feiern! (Prof. Albert Krölls)

Der Kapital-Lesekreis Karlsruhe lädt ein zu Buchvorstellung und Diskussion:

 

Das Grundgesetz - Kein Grund zum Feiern!


Referent: Prof. Dr. Albert Krölls

Wann: Mittwoch, 9. Juni, 19.30 Uhr

Wo: Karlsruhe, Planwirtschaft, Werderstr. 28

 

Angesichts der wenig erfreulichen Lebenslagen eines Großteils der Bevölkerung verwundern die verbreiteten Lobeshymnen auf die Verfassung schon ein wenig. Auch im Jahr nach dem 60. Geburtstag des Grundgesetzes sind objektive Bilanzen von Kosten und Nutzen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung offensichtlich immer noch Mangelware. Die Veranstaltung will diese Lücke schließen, indem die Leistungen eines politischen Gemeinwesens geprüft werden, das Freiheit, Gleichheit, Eigentum, Demokratie, Menschenwürde und Sozialstaat auf seine Fahnen geschrieben hat. Es wird zu klären sein, wie diese hohen Güter und die von allen bedauerten sozialen Notlagen zueinander passen. Die Antworten auf die Frage nach dem Gebrauchswert der staatlichen Ordnung fallen dabei ein wenig anders aus als in den üblichen Festtagsreden.

 

Das Grundgesetz: Kein Grund zum Feiern!


„ ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar.’ Das ist der Hauptsatz unseres Grundgesetzes. Die Väter und Mütter unserer Verfassung nahmen das Gute aus Jahrhunderten deutscher Rechts- und Freiheitsgeschichte und zogen Lehren aus dem Scheitern der Weimarer Republik und den Verbrechen der Nazis. Die Eltern des Grundgesetzes schufen eine solide Ordnung dafür, wie freie Bürgerinnen und Bürger sich ein Leben in einer gerechten Gesellschaft erarbeiten können.“ So Bundespräsident Horst Köhler in seiner Festansprache beim Staatsakt aus Anlass des 60-jährigen Bestehens der Bundesrepublik Deutschlands.

Nicht nur der Bundespräsident, auch drei von vier Bundesbürgern sind stolz auf ihre Verfassung, wie eine Infratest-dimap-Umfrage anlässlich des Jahrestages ergab. Das ist schon etwas verwunderlich, wenn man sich im Jahre 2010 einmal anschaut, welche Lebensumstände auf der Grundlage dieser Verfassung gedeihen: Arbeitslosigkeit, Hartz IV, Prekariat, Alters- und Kinderarmut, Perspektivlosigkeit, Finanz- und Wirtschaftskrisen, …

Der Bundespräsident verschließt davor nicht die Augen: „Unser Land feiert Geburtstag in einer schwierigen Zeit. Viele Familien machen sich Sorgen, und die Arbeitslosigkeit wird steigen, ehe es wieder besser wird. Aber wir brauchen den Mut nicht sinken zu lassen. Wir können unsere Freiheit nutzen, um die Krise zu meistern. Wir wollen Arbeitsplätze sichern und neue schaffen.“ Seiner Meinung nach gibt es die elenden Lebensumstände nicht wegen sondern trotz der guten Verfassung. Deshalb sein Appell: „Das Grundgesetz gibt uns Freiheit. Es lebt aber auch von unserer Verantwortung. Umso mehr sollte sich jede und jeder fragen: Nutze ich seine Möglichkeiten? Werde ich meiner Verantwortung gerecht?“ Nicht die Ordnung, die die Verfassung der Gesellschaft auferlegt, sondern der Umgang der Menschen mit den Geboten der Verfassung bringen die Notlagen hervor. Wenn sich nur alle mehr vom Geist der Verfassung leiten lassen, wird alles wieder gut.

Albert Krölls stellt in seinem 2009 erschienenen Buch „Das Grundgesetz – ein Grund zum Feiern?“ dieses weit verbreitete Urteil auf den Prüfstand und unterzieht das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland einer kritischen Analyse. Zu diesem Zweck erläutert er den Gehalt der im Grundgesetz verankerten bestimmenden Elemente der bundesrepublikanischen Wirklichkeit (Freiheit, Gleichheit, Eigentum, Demokratie, Menschenwürden und Sozialstaat). Die Antworten auf die Frage nach dem Gebrauchswert der staatlichen Ordnung fallen dabei ein wenig anders aus als in den üblichen Festtagsreden. Professor Krölls kommt zu dem Schluss, dass es ein Fehler ist, die realen unangenehmen Lebenslagen als einen Verstoß gegen das Grundgesetz aufzufassen, das vermeintlich die Verfassung einer idealen Wohlstand-für-alle-Gesellschaft sei.

 

Flyer und Plakat zur Veranstaltung im Anhang.

 

Weitere Informationen zu dem Buch von Albert Krölls gibt es hier.

 

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