Darum will ich nicht LKA-Chef werden
Dresden – Spätestens nach der verpatzten Festnahme des Terrorverdächtigen al-Bakr im Herbst 2016 durch das Landeskriminalamt (LKA) war klar: So kann es bei Sachsens Polizei nicht weiter gehen. Die Führung muss sich neu aufstellen – aber mit wem?
Wochenlang führte Innenminister Markus Ulbig (52, CDU) Gespräche und ließ das Personalkarussell drehen. Doch jetzt machte dem Politiker ausgerechnet der Mann einen Strich durch die Rechnung, auf den er gesetzt hatte – Bernd Merbitz (61).
Der Leipziger Polizeipräsident und Leiter des Operativen Abwehrzentrums sollte der neue LKA-Chef werden. Doch Merbitz gab Ulbig einen Korb, wie die „Leipziger Volkszeitung“ zuerst berichtete.
Merbitz zu BILD: „Ich habe mich aus familiären Gründen entschieden in Leipzig zu bleiben. Die Stadt ist ein Kriminalitätsschwerpunkt – dem entgegenzuwirken ist für mich noch eine Herausforderung. Zudem habe ich hier ein tolles und funktionierendes Team. Dass Minister Ulbig bei der Besetzung des LKA an mich gedacht hat, dafür danke ich ihm.“
Es gibt noch mehr Veränderungen: Wähnte sich Görlitz‘ Polizeichef Conny Stiehl (59) schon als neuer Inspekteur der Polizei, muss er nach Zwickau.
Polizeiintern wird auch getuschelt, dass die Versetzung etwas mit dem tödlichen Sturz seines Vizes Klaus Mehlberg (60) im Auer Fußballstadion zu tun habe. Stiehl war mit ihm im Februar privat unterwegs, als dieser in einem abgesperrten Bereich verunglückte.
Für Stiehl übernimmt Reiner Seidlitz (58) den Inspekteurs-Job, der 2016 Polizeipräsident in Zwickau wurde.
LKA-Chef Jörg Michaelis (56) wird ins Polizeiverwaltungsamt abgeschoben, darf sich um die Bestellung von Uniformen kümmern. Dessen bisheriger Präsident Torsten Schultze (53) wird neuer Polizeichef von Görlitz.
Das LKA führt künftig Leipzigs bisheriger Kripochef Petric Kleine (55). Der Kriminalist aus der zweiten Reihe übernimmt zudem das OAZ, was künftig PTAZ (Polizeiliches Terrorabwehrzentrum) heißen soll. Sachsens Landespolizeipräsident Jürgen Georgi (60) darf wohl bleiben. Er geht in einem Jahr in Pension.
Der Minister soll zudem einen zweiten Staatssekretär erhalten. Dieser soll sich ausschließlich um die Polizei im Freistaat kümmern. Intern wird er bereits als „Aufpasser“ für Ulbig bezeichnet.