In Sachsens AfD brodelt es gewaltig. Der rechte Parteizirkel „Freiheitlich-Patriotische Alternative“ will Parteichefin Frauke Petry als Spitzenkandidatin für den Bundestag abservieren.
Dresden. Als Gegenkandidat beim Landesparteitag am Sonntag in Weinböhla (Kreis Meißen) bringt sich schon mal der Leipziger Rechtsanwalt Roland Ulbrich (55) in Stellung, der seit langem geräuschvoll an Petrys Stuhlbein sägt. Wiederholt hatte er den Führungsstil der AfD-Bundessprecherin als zu lasch kritisiert und Neuwahlen des Vorstandes noch vor der Bundestagswahl gefordert. Zusätzlich befeuert wird die Kritik an Petry durch das laufende Parteiausschlussverfahren gegen den Thüringer Fraktionschef Björn Höcke (44), der beim Bundesvorstand durch seine umstrittenen Aussagen zum Nationalsozialismus in Ungnade gefallen war.
Sachsens AfD-General Uwe Wurlitzer betont, dass seine Partei selbsternannte Rechtsausleger nicht als ihre Organe anerkennt. Zwar habe jeder das Recht, als Kandidat anzutreten, „auch wenn die Erfolgschancen noch so gering sind“, so der 41-Jährige Leipziger Immobilienmakler. „Aber das Niveau der Anfeindungen gegen die Landesvorsitzende ist unterirdisch.“ Das Parteiausschlussverfahren gegen Höcke habe nicht Petry, sondern die ebenfalls zum Bundesvorstand gehörige Alice Weidel (38) initiiert. Petry habe als Bundessprecherin lediglich die Öffentlichkeit davon in Kenntnis gesetzt. Der Angriff rechtsnationaler Abweichler auf die Spitzenkandidatin schade der Partei, sagt Wurlitzer, „aber das will ja offenbar der Herr Ulbrich“.
Die AfD will im Elbtal über die Landesliste für die Bundestagswahl entscheiden. Petry war zwar Ende Januar als Spitzenkandidatin bestimmt worden, nach den ersten fünf Plätzen wurde der Landesparteitag aber unterbrochen. Um rechtliche Anfechtungen auszuschließen, könnte am Sonntag neu gewählt werden.
Von Winfried Mahr