- Thüringer AfD will vom Verfassungsschutz wissen, ob Extremisten in ihren Reihen sind
- Das Thüringer Amt verweigert die Aussage
- Rechtsextremismus-Experte Matthias Quent: "Thüringer AfD wird von Rechtsextremen geleitet"
Sind in der Thüringer AfD Extremisten? Diese Frage treibt derzeit die Landtagsfraktion der Alternative für Deutschland um. Gemeint ist aber nicht der wegen seiner Dresdner Rede und Zitaten über Hitler stark in der Kritik stehende Thüringer Parteichef Björn Höcke. Vielmehr richtet sich der Blick des AfD-Landtagsabgeordneten Stefan Möller auf mögliche Anhänger der Organisation Thügida und der "Freiheitlich Patriotischen Alternative" (FPA), eines Zusammenschlusses von AfD- und Thügida-Anhängern.
Immer wieder tauchten in den vergangenen Monaten Mitglieder des Thügida-Vorstandes auf AfD-Kundgebungen und -Veranstaltungen auf, ließen sich teilweise sogar mit ihnen fotografieren. Ein Beispiel dafür ist eine Diskussionsrunde in Hermsdorf, bei der die AfD-Bundeschefin Frauke Petry auf dem Podium saß – und ihr gegenüber Thügida-Frontfrau Angela Schaller in der ersten Reihe. Nach der Veranstaltung lächelte Schaller noch mit Petry für ein gemeinsames Foto in die Kamera.
AfD will Thügida-Unterwanderung verhindern
Laut einer Mitteilung der Thüringer AfD-Landtagsfraktion habe die Partei bereits Unterwanderungsversuche seitens der FPA und Thügida verhindert. Um weitere Versuche der Neonazis zu unterbinden, habe die Fraktion eine Anfrage an das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz gerichtet.
Verfassungsschutz gibt keine Auskunft
Dieses war aber laut AfD nicht gewillt, der Partei über mögliche Verbindungen zu Rechtsextremisten Auskunft zu geben. Der Verfassungsschutz verwies auf die Geheimhaltung. "Wenn es also tatsächlich weitere extremistische Absichten einer Unterwanderung der AfD in Thüringen gibt, wäre es ein Gebot der Prävention, dies der Partei umgehend mitzuteilen", appelliert der Thüringer AfD-Sprecher Stefan Möller an den Verfassungsschutzpräsidenten Stephan Kramer.
Quent: AfD wird von Rechtsextremen geleitet
Der Rechtsextremismus-Experte und Leiter des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in Jena, Matthias Quent, sagte in einer ersten Einschätzung gegenüber Thüringen24: "Die Thüringer AfD wird nicht von Rechtsextremen unterwandert, sondern geleitet."
Thüringer AfD will "bürgerlichen Charakter erhalten"
"Der Landesvorstand der AfD Thüringen wird auch zukünftig alles unternehmen, um den bürgerlichen Charakter unserer Partei zu erhalten", stellt Möller abschließend fest. Extremistische Kräfte müssten von der Partei ferngehalten werden, denn nur so könne sich die AfD von den "Altparteien" abgrenzen, ist der Landtagsabgeordnete überzeugt.