Türkisches Theaterstück in Witten abgesagt

Erstveröffentlicht: 
22.02.2017
Theaterstück soll Erdoğans Politik verherrlichen - In Deutschland mehren sich Kritiker  - Aufführung in Witten abgesagt

 

Es geht um ein Theaterstück, das den gescheiterten Putsch-Versuch im Sommer 2016 thematisiert. Das Stück "Son Kale Türkiye", das übersetzt so viel bedeutet wie "Letzte Bastion Türkei" wollte die Wittener Ditib-Moscheegemeinde "Türkisch Islamische Gemeinde zu Witten e.V." am kommenden Samstag (25.02.2017) aufführen lassen.

 

Doch die Art der Darstellung des gescheiterten Putschversuchs hatte Erdoğan-Gegner verärgert. Für sie wird in dem Stück die Politik Erdoğans verherrlicht und unkritisch dargestellt. 

 

Haussegen in Witten hängt schief


Auch bei einigen Politikern in Witten hatte die geplante Aufführung zu heftigen Reaktionen geführt. Sie werfen dem städtischen Kulturforum und Saalbau vor, das umstrittene Theaterstück nicht vor der Vermietung des Veranstaltungsortes geprüft zu haben. 

 

Theaterstück zu politisch


Experten wie die Türkeikoordinatorin Gülay Kizilocak vom Essener Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung halten das Theaterstück für bedenklich. Kizilocak sagte in einem Interview mit dem Hessischen Rundfunk: "Das Stück transportiert eine deutliche politische Message. Es geht darum, das türkische Volk auf Einheit einzuschwören."

 

Indirekt würden auch vermeintliche Verschwörermächte aus dem Ausland kritisiert, so die Türkeikoordinatorin. Gemeint wären damit die kurdische Arbeiterpartei PKK, die Gülen-Bewegung und auch ausländischen Mächte, so Kizilocak. Sie kritisiert außerdem, dass das Theaterstück den Eindruck erwecke, Israel habe den IS gegründet um der Türkei zu schaden. 

 

Aufführung von Behörden geprüft


In Witten wurden inzwischen Polizei und Staatsschutz eingeschaltet. Aber sie sahen keinen Verstoß gegen geltendes Recht. Damit konnte auch das Kulturforum Witten den Vertrag mit der DiTiB nicht auflösen. Dem kam aber die "Türkisch Islamische Gemeinde zu Witten e.V." zuvor und sagte die Aufführung ab. Für eine Stellungnahme war der Verein aber nicht zu erreichen. 

 

Andere Städte sagten Stück ab


Schon im Vorfeld gab es in Deutschland Reaktionen auf die geplanten Aufführungen. Zum Beispiel in der hessischen Stadt Erlensee. Die Stadtverwaltung sagte die Aufführung in einer städtischen Halle ab. Man wolle sich zwar offen mit Kritik auseinander setzen, für Hass, Häme, Gewalt und Nationalismus habe man aber keinen Platz, heißt es aus dem Rathaus.

 

Das Stück "Son Kale Türkiye" wird zurzeit auf einer Europa-Tournee in mehreren Städten gezeigt. Auch in der DiTiB-Moschee in Gelsenkirchen-Hassel sollte es in der vergangenen Woche zweimal aufgeführt werden. Weitere Termine in dieser Woche sind in Dortmund und Köln.