Akademikerball 2017: Gäste aus der zweiten Reihe

Erstveröffentlicht: 
03.02.2017

Neues von ganz rechts - Februar 2017

Am Freitag, dem 3. Februar 2017, ging der Ball der völkischen Wiener Studentenverbindungen zum fünften Mal unter der Ausweichbezeichnung "Akademikerball" und der Schirmherrschaft der Wiener FPÖ über die Bühne. Organisator Udo Guggenbichler (B! Albia Wien, Abgeordneter zum Wiener Landtag) gab gegenüber FPÖ-TV zu Protokoll, dass über zweitausend Ballgäste erschienen seien. In seiner eigenen Presseaussendung vom 6. Februar war nur mehr von "knapp zweitausend" die Rede.

 

Polizeiangaben zufolge dürfte auch diese Angabe zu hoch gegriffen und der Ball von 1500 bis 1600 Personen besucht worden sein, was in etwa der Hälfte des früher üblichen Andrangs entspricht [siehe: http://www.vienna.at/rund-1-500-gaeste-besuchten-den-wiener-akademikerball-2017/5127823].

 

Hatten die internationalen BesucherInnen der freiheitlichen Tanzveranstaltung sich schon im vergangenen Jahr weniger durch Prominenz als durch besonders extremistische Ausrichtung ausgezeichnet [siehe: FPÖ-Akademikerball (wieder) mit Gästen von rechts außen], dominierten auch diesmal weniger bekannte Namen. Wie schon des Öfteren hatte die FPÖ im Vorfeld der Veranstaltung ein internationales Vernetzungstreffen anberaumt, das auf dem Ball seinen Ausklang fand. Während die Vorsitzenden der europäischen FPÖ-Partnerparteien mit Abwesenheit glänzten, konnte Vizebürgermeister Johann Gudenus im Wiener Rathaus zahlreiche – teilweise selbst korporierte – Jugendfunktionäre und parlamentarische MitarbeiterInnen aus dem Europaparlament begrüßen, darunter solche des niederländischen Vlaams Belang (VB), der Alternative für Deutschland (AfD) und der niederländischen Partij voor de Vrijheid (PVV).

 

Am Ball selbst waren u. a. Bart Claes und Bob de Brabandere von der Jugendorganisation des VB, Hans-Jörg Müller, Dimitrios Kisoudis, Dubravko Mandic und Sven Tritschler (alle AfD, Letzterer Bundesvorsitzender der Jungen Alternative) und Tamara Oberhofer (Südtiroler Freiheitliche) vertreten. Als prominenter Gast abseits der Parteipolitik trat – dem Vernehmen nach nicht zum ersten Mal – der deutsche TV-Historiker Guido Knopp in Erscheinung und posierte u. a. mit Ballorganisator Guggenbichler und Mitgliedern des rechtsextremen Corps Hansea Wien für Fotos. Tatjana Festerling, ehemalige Stimme von PEGIDA Dresden, gab anders als 2016 im heurigen Jahr dem am Folgetag abgehaltenen Linzer Burschenbundball den Vorzug.

 

Unter den internationalen Ballgästen hervorzuheben ist Aurélien Verhassel, ein Führungskader der französischen Génération Identitaire, der wiederholt an "Identitären"-Demonstrationen in Wien teilgenommen hat (zuletzt 2016) und seine Begeisterung für das Germanentum u. a. durch eine Thor-Tätowierung an der rechten Wade zum Ausdruck bringt. Einem von ihm auf Twitter geposteten Foto sowie der am Ball anwesenden Journalistin Vera Gasber zufolge durfte der Rechtsextreme auf der ansonsten v. a. mit FPÖ-Prominenz besetzten Ehrentribüne Platz nehmen.

 

Als Redner traten in Abwesenheit des erkrankten Heinz-Christian Strache der dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, Johann Gudenus – der als Vizebürgermeister "Grußworte der Stadt Wien" überbrachte – sowie der Linzer Universitätsprofessor Andreas Hauer in Erscheinung. Hofer nutzte die Gelegenheit zur Erneuerung seines Bekenntnisses zur deutschen Trikolore ("[I]ch trage diese Fahne! Und ich trage sie mit Stolz!") und rief die Anwesenden auf, "einen Beitrag dazu [zu] leisten, […] damit sich diese Farben wieder erheben können" [vgl. das vom Journalisten Christoph Schattleitner angefertigte Transkript des Redtextes unter https://www.vice.com/alps/article/damit-sich-die-farben-schwarz-rot-gold-wieder-erheben-konnen-norbert-hofers-akademikerball-rede]. Mit diesem deutschnationalen Treueschwur revidierte Hofer implizit seine im Präsidentschaftswahlkampf bekundete, zwischenzeitige Anerkennung einer österreichischen Nation (ORF-Pressestunde vom 10. April 2016) – nicht, ohne im selben Atemzung den Wert von "Haltung" und "Geradlinigkeit" zu beschwören und an das Publikum zu appellieren, "für seine Gesinnung ein[zustehen]".