Dresden/Erzgebirge - Zustände fast wie in Amerika? Immer mehr Sachsen legen sich eine Schusswaffe zu oder beantragen einen Waffenschein dafür.
Valentin Lippman (26) ist entsetzt. Der Grünen-Politiker im Landtag hat eine Statistik erfragt, die in Sachen „Waffen in Sachsen“ nur eine Tendenz kennt: steil nach oben!
Rund 149.000 Schusswaffen waren Ende 2016 im Freistaat offiziell registriert, hat ihm das Innenministerium von Markus Ulbig (52, CDU) mitgeteilt. Das sind 4000 mehr als im Mai 2016 und im Vergleich zu Dezember 2015 gar 7000 Schreckschusswaffen, echte Pistolen und echte Gewehre zusätzlich!
„Damit steigt auch das Risiko des Einsatzes“, so Lippmanns Fazit. Denn Waffeneigner- und Benutzer sind nicht nur Jäger, Polizisten oder andere behördlich Befugte, sondern auch Privatpersonen, die nicht einmal zwingend im Schützenvereinen sein müssen. Insgesamt betrug die Zahl der registrierten Waffenbesitzer laut Ulbig Ende 2016 genau 27 257, Ende 2015 waren es noch 26.515. Noch höher ist die Zahl der „Personen mit waffenrechtlichen Erlaubnissen“: Sie stieg von 34.915 Ende 2015 auf aktuell 41.778.
Eine „besorgniserregende Entwicklung“ macht Lippmann auch am Anstieg Kleiner Waffenscheine fest, weil damit Schreckschusswaffen legitimiert werden.
Vor allem aber stört den Innenpolitiker die seiner Ansicht nach ungenügende Zahl der Kontrollen und Kontrolleure. So haben die Behörden im Erzgebirgskreis, der Region mit der größten Schusswaffendichte und den meisten Waffenbesitzern (s. Grafik), rechnerisch nur 2,3 Vollzeitkontrolleure für das Thema.
Lippmann: „Ein Lottogewinn ist wahrscheinlicher als in Sachsen auf seine Waffe hin kontrolliert zu werden.“