Letztes Jahr, am 10.Juni 2016, wurde die Wodanstraße 57 in der Nürnberger Südstadt wiederbelebt, gereinigt, neu gestaltet und mit Ideen gefüllt. Trotz des großen Zuspruchs, den die Besetzung erfuhr und noch immer erfährt, ließ die Polizei es sich wieder mal nicht nehmen, dem bayerischen Ruf gerecht zu werden und das Haus nach nur 11 Stunden zu räumen. Nun wurden 11 Personen wegen Hausfriedensbruch angezeigt; fünf von ihnen soll in den beiden kommenden Monaten der Prozess gemacht werden.
Nachfolgend findet ihr einen Bericht von der Kundgebung vor dem Haus am 21.Januar, bei der sich mit den Angeklagten solidarisiert und die kapitalistischen Zusammenhänge des Leerstandes aufgezeigt und kritisiert wurden.
Am 21.Januar saßen wieder Leute in der Wodanstraße, tranken Kaffee, aßen Kuchen und diskutierten miteinander über die (Nicht)Nutzung der Wodanstraße 57. Statt im Haus selbst musste das Wohnzimmer jedoch auf dem Gehsteig aufgebaut werden, denn das fünfstöckige Gebäude steht noch immer leer und wurde seit der zweimaligen Besetzung im vergangenen Jahr nicht mehr genutzt.
Trotz der eisigen Temperaturen fanden sich im Laufe des Nachmittags ca. 40-50 Unterstützer_innen, Anwohner_innen und Interessierte auf der Kundgebung ein. Auch die Presse kam vorbei und berichtete neben einem kurzen Onlineartikel (http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/kundgebung-nach-hausbesetzung-...) in der Printausgabe ausführlich über die Kundgebung und die Ereignisse des letzten Jahres, die Anliegen der Besetzer_innen und den Unmut der Nachbar_innen über den Leerstand. Gerade im Vergleich zum letzten Jahr, als lediglich der Polizeibericht kopiert und die Besetzung auf eine „illegale Party“ reduziert worden war, ist das als großer Erfolg zu werten.
In den verteilten Flyern, der Moderation und den Redebeiträgen wurde immer wieder die Legitimität von Besetzungen betont angesichts einer immer exklusiveren Stadt mit stetig steigenden Mieten und immer größerer sozialer Ungleichheit. Im Redebeitrag der Unterstützer_innengruppe SUPPORT wennnichthierwodan(n) wurde klar, dass die staatliche Repression gegen die Angeklagten in ihrer Willkür nur dazu dient, Selbstverwaltung und das Durchbrechen kapitalistischer Verwertung zu verhindern. Dagegen rief der Unterstützer_innenkreis zum Erkämpfen einer Stadt für alle auf.
Ebenso großen Zuspruch fand das Soli-Statement der Initiative Mietenwahnsinn stoppen, die im Nürnberger Stadtteil Gostenhof ebenfalls gegen Gentrifizierung kämpft und sich von Anbeginn an solidarisch mit den Besetzer_innen der Wodanstraße erklärte. In ihrem Redebeitrag legten sie die Irrsinnigkeit der Eigentumslogik des Kapitalismus offen und bekundeten ihre Solidarität mit den Angeklagten.
Insgesamt ist die Kundgebung vergangene Woche also durchweg als Erfolg zu werten. Es konnte nochmals Aufmerksamkeit auf den Leerstand der Wodanstraße 57 gelenkt werden und es wurde klargemacht, dass wir uns eine Stadt der Reichen nicht ohne Widerstand gefallen lassen. Wir werden für Freiräume kämpfen – auf den Straßen, in den Häusern und überall!
Zudem wurde Öffentlichkeit für die aktuelle Repression gegen (vermeintliche) Häuserkämpfer_innen geschaffen und erfolgreich für Solidarität mit den Angeklagten geworben. In diesem Zuge auch hier nochmal der Aufruf zur Prozessbegleitung; die bisherigen Termine sind:
- Donnerstag, 9.2.17 , 13:00, Saal 94 (Amtsgericht Nürnberg)
Kundgebung vor dem Gericht um 12:30
- Donnerstag, 9.3.17, 13:00, Saal 94 (Amtsgericht Nürnberg)
Kundgebung vor dem Gericht um 12:30
Kommt zahlreich und zeigt euch solidarisch!
Gegen Verwertung und unbezahlbare Mieten - für eine selbstorganisierte Stadt von unten!
Die Häuser denen, die drin wohnen!
Weitere Infos unter: wennnichthierwodann.blogsport.de
Kontakt: solikreiswodan@riseup.net