Streit um Bebauung der Stadt Unnützwiese: Anwohner verweigern Mitarbeit und wollen klagen

Erstveröffentlicht: 
26.01.2017

Bei einer Informationsveranstaltung am Dienstagabend verweigerten die anwesenden Anwohner jede Zusammenarbeit und kündigten an, gegen das geplante „Wohnen für alle“-Projekt den Klageweg zu beschreiten.

 

München - Seit Monaten tobt der Kampf um die Unnützwiese an der Ecke Unnütz- zur Bajuwarenstraße. Die Stadt plant dort vier Häuser im Rahmen des Projekts „Wohnen für alle“. Je zur Hälfte sollen anerkannte Flüchtlinge und sozial schwache Münchner einziehen. Eine Anwohner-Initiative wehrt sich erbittert dagegen. Und von einer Befriedung war auch am Dienstag nichts zu spüren. Im Gegenteil. 

 

Anwohner sollten in Workshops eingebunden werden


„Wir werden bis zum höchsten Gericht gehen“, sagte Helmut Köpf, einer der Sprecher der Initiative. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag wollte im Truderinger Kulturhaus informieren und die Anwohner mit Workshops beteiligen. Die jedoch boykottierten jedes Gespräch über die Bauten, die Freiflächengestaltung oder gar über Nachbarschaft und Zusammenleben. Sie verweigerten auch die angebotenen Workshops. Allein der Punkt, warum überhaupt dort gebaut werden soll, interessierte. Als dieser Punkt vorbei war, verließ die Mehrzahl demonstrativ den Saal.

 

„Uns geht nichts an, wie die Grundrisse, die Fassaden, die Einteilung oder das Dach ist, das ist Ihre Sache“, sagte Köpf zu Gewofag-Geschäftsführer Klaus-Michael Dengler. Dieser appellierte vergeblich, sich aktiv einzubringen. „Äußern Sie sich hier, so viele Möglichkeiten haben Sie nicht!“ Die Entscheidung zur Bebauung an sich sei nicht die seine. „Es gibt einen Stadtratsbeschluss und wir haben den Auftrag der Stadt erhalten.“ Die Gewofag plant etwa 50 Ein- bis Dreizimmer-Wohnungen. Es handelt sich um vier Einzel-Häuser mit zwei Etagen plus Dachgeschoss. Als Referenz dienen Häuser dieser Höhe in der Umgebung. Ein verträgliches Maß, findet Ulrike Klar vom Planungsreferat. „Seien wir doch froh, dass wir in Trudering sind.“ Ob er sein Häuschen gegenüber auch aufstocken dürfe, fragte ein Anlieger. 

 

Das Sozialreferat will auf die Belegung achten


Einziehen werden jeweils zur Hälfte anerkannte Flüchtlinge und Berechtigte von der Vormerkliste des Wohnungsamtes. Das Sozialreferat will auf eine Mischung von Singles und Familien, Frauen und Männern achten. Neben einer sozialorientierten Hausverwaltung wird in den ersten drei Jahren auch eine sozialpädagogische Betreuung vor Ort sein. Baubeginn soll im Frühjahr 2018, Fertigstellung Ende 2018 sein.

 

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Die Häuser ohne Keller werden 22 Prozent der mehr als 10.000 Quadratmeter großen Unnützwiese belegen. Für den Streifen an der Bajuwarenstraße gibt es bereits Baurecht. Eine Besonderheit, so Ulrich Rauh vom Gartenbaureferat. Daher habe die Unnützwiese, die weder Frischluftschneise noch Teil eines überregionalen Grünzugs sei, einen anderen Status als andere Grünflächen. 

 

Bebauung trotz Grünflächen-Mangel


Zu Unrecht, finden die Anlieger. Seit der Stadtrat die Unnützwiese 2005 als allgemeine Grünfläche ausgewiesen habe, seien die Baulinien unwirksam geworden, glaubt Köpf.Die Initiative pocht darauf, dass die Wiese laut Flächennutzungsplan als allgemeine Grünfläche ausgewiesen ist und nicht bebaut werden darf. „Wie kann die Stadt bei ihrem Mangel an Grünflächen überhaupt hier bauen wollen“, so Marcel Metzmeier von der Initiative. Ein Rest von 7500 Quadratmetern Grün, das weiter bestehen bleibt, reicht den Anliegern nicht. Einige mutmaßen, dass über kurz oder lang auch hier gebaut werden könnte. „Die Stadt hat explizit nur diese Bebauung an der Unnütz-wiese beschlossen“, führte Klar aus. 50 Wohnungen seien sicher nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Gar nichts zu tun, sei auch keine Alternative. „Wir könnten auch sagen, wir machen die Tore zu und lassen niemanden mehr rein.“ Tosender Applaus.