"AfD-Trottel" - So kontert die Wagenknecht die Vorwürfe

Erstveröffentlicht: 
08.01.2017

Berlin - Sahra Wagenknecht (47) im Wahlkampf-Modus: Die Fraktions-Chefin der Linken hat sich Gedanken gemacht, wie ihre Partei verhindern kann, dass weitere Anhänger von ihr zur AfD abwandern.

 

Sie hoffe, dass die Linke viele von denen erreiche, die zurzeit aus Frust, aus Verärgerung über die bisherige Politik, darüber nachdenken, AfD zu wählen - aber nicht, weil sie deren Parolen unbedingt gut finden, sondern wirklich nur, weil sie sagen: „Ich will deutlich machen, dass sich was ändern muss“, sagte Wagenknecht im Deutschlandfunk.

 

CDU-Generalsekretär Peter Tauber (42) setzte ihre Partei mit der AfD gleich: Wagenknechts Aussage mache deutlich, „dass die Linkspartei eine rote AfD ist“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Sahra Wagenknecht und Frauke Petry (41) seien das doppelte Lottchen des Populismus in Deutschland.

 

De AfD habe kein soziales Programm. "Und deswegen hoffe ich, dass wir auch viele von denen erreichen, die zurzeit aus Frust, aus Verärgerung über die bisherige Politik darüber nachdenken, AfD zu wählen, aber nicht, weil sie deren Parolen unbedingt gut finden, sondern wirklich nur, weil sie sagen: 'Ich will deutlich machen, dass sich was ändern muss'", sagte Wagenknecht im Deutschlandfunk-Interview der Woche.

 

Am Sonntagnachmittag legte sie nach - auf Facebook (Gesamtzitat):

 

"Jeden Tag trommeln Mainstream-Politiker verschiedener Parteien für die AfD. Heute CDU-Generalsekretär Tauber, bekanntermaßen kein allzu großes Licht. Als ich kürzlich den linken französischen Bestseller-Autor Didier Eribon im Bundestag zitierte, rief Tauber: "Klingt wie einer von der AfD". Von gleichem Niveau ist seine heutige Einlassung bei BILD. Er nennt dort die AfD-Vorsitzende Petry und mich das „doppelte Lottchen des Populismus“. Aber auch der FDP Vorsitzende Lindner rede wie Alexander Gauland. Dass diese Kampagne, die die AfD faktisch zum Referenzpunkt der gesamten Politik erklärt, am Ende nur die Rechten stark macht, versteht sich.

 

Erreichen wollen die AfD-Trottel in den etablierten Parteien damit offenbar dreierlei:


Sie wollen davon ablenken, dass die AfD wie CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne für unsoziale Politik, also für den Abbau des Sozialstaates, für Lohndrückerei durch Leiharbeit und Werkverträge und gegen eine Erbschafts- oder Vermögenssteuer für Millionäre steht und wie die etablierten Parteien militärische Aufrüstung und Interventionskriege befürwortet. Obwohl gerade die Kriege und Waffenexporte Hauptursache der Flüchtlingskrise sind. Zweitens soll verschleiert werden, dass es niemand anders als Angela Merkel und ihre Große Koalition war, die die AfD groß gemacht haben.

 

Drittens schließlich soll die einzige soziale Opposition zu diesem neoliberalen Parteienkartell, die Linke, diffamiert werden. Nun kann man verstehen, dass der eifrige CDU-Generalsekretär die Linke nicht mag. Nicht nachvollziehbar aber ist, wenn Politiker unserer Partei sich an dieser Kampagne beteiligen. Als ich Merkel für die zunehmende Terrorgefahr in Deutschland mitverantwortlich machte, weil sie die Öl- und Gaskriege der USA unterstützt, die Bundesländer mit ihrem steuerpolitischen Wohlfühlprogramm für Konzerne und Superreiche zu Ausgabenkürzungen zwingt, was nicht zuletzt zu einem Kaputtsparen der Polizei geführt hat, und weil sie über mehrere Monate eine Situation zugelassen hat, in der wir noch nicht einmal wussten, wer ins Land kommt, meldeten sich leider auch aus meiner Partei die üblichen Verdächtigen zu Wort, um mich vehement zu kritisieren.

 

Diesen Kollegen, die glücklicherweise nur eine verschwindende Minderheit in unserer Partei repräsentieren, ist eine gewisse CSU-nähe nicht abzusprechen, denn bei den Seehofers und Söders gilt seit langem: Feind, Erzfeind, Parteifreund... Ein Erfolgsrezept für eine linke Partei dürfte das allerdings nicht sein."