In Heilbronn kam es in letzter Zeit zu antisemitischen Angriffen gegen den jüdischen Betreiber einer Strip-Bar. Hier der Artikel aus der Heilbronner Stimme bzw. Stimme Online. Der Artikel reiht sich ein in die verhamlosende Berichterstattung der Heilbronner Stimme in den letzten Jahren. Es kam in Heilbronn wiederholt zu antisemitschen Ausfällen. So wurde im Jahr 2007 bspw. der jüdische Friedhof in Heilbronn Sontheim verwüstet. Die Neonaziszene in Heilbronn ist weiterhin am Erstarken. Vor allem im ländlichen Bereich meinen die Faschisten auftrumpfen zu können. Das werden wir jedoch nicht zu lassen.
Keine Toleranz gegenüber Nazis!
Heilbronn - Erst waren es kurze Morddrohungen am Telefon, die Regina-Bar-Betreiber Gady S. (35) zunächst nicht ernst nahm. Doch nach erschreckenden Sätzen von männlichen Anrufern wie "Jude, wir töten dich" und "Mach dein Lokal dicht oder wir bringen dich um" hörte es nicht auf. Als Anfang der Woche plötzlich schwarze Hakenkreuze und das Wort "Jude" an der roten Eingangstür, am Schaukasten und an der Außenwand des Heilbronner Striptease-Lokals prangten, wurde es dem 35-Jährigen mulmig.
"Ich habe Angst", sagt Gady S. offen. Er hat keine Ahnung, wer die Täter sein könnten. Rache der Konkurrenz? S. winkt ab. In Heilbronn hat er die einzige Bar mit Stripperinnen. Mit dem Gang an die Öffentlichkeit will er den dumpfen Drohern zeigen, dass er sich wehrt.
Unauffällig
An Dumme-Jungen-Streiche glaubt Gady S. nach den vielen Attacken
innerhalb weniger Wochen nicht. "Wir nehmen derartige Vorfälle immer
ernst", sagt auch Heilbronns Polizeisprecher Harald Schumacher. Eine
organisierte rechte Szene gebe es im Unterland jedoch nicht. Die
Polizei ermittelt nach der Anzeige und rät dem Bar-Betreiber, jede
judenfeindliche Parole, jeden Anruf oder Verdacht einer Verfolgung
sofort zu melden. "Er hätte viel früher kommen müssen", sagt
Schumacher. Zumal Gady S. vor rund einem Jahr bereits Drohbriefe
erhalten hatte, die er damals "gleich zerriss", wie er sagt. Über das
Rotlicht-Lokal hat die Polizei keine negativen Erkenntnisse.
Schumacher: "Aus polizeilicher Sicht war es völlig unauffällig."
Geschockt war Avital Toren, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Heilbronn, von den Drohungen und Nazi-Symbolen. Sie kennt Gady S., seit er ein Kind ist. "Er ist ein sehr anständiger Mensch", sagt die 69-Jährige. Auch sie hat vor etwa einem Jahr einen antijüdischen Hetzbrief erhalten; beim Lichteranzünden der Jüdischen Gemeinde im Dezember an der Allee habe irgendjemand aus einem vorbeifahrenden Auto "Juden raus" gebrüllt. "Ich lasse mich nicht vertreiben", betont Avital Toren. Zumal die Jüdische Gemeinde sehr viel Unterstützung durch nicht-jüdische Bürger in der Region erfahre. Die Droher und Hetzer seien eine Minderheit, deren Aktionen man aber "nicht einfach so abtun sollte".
Großeltern im KZ
Gady S. ist in Heilbronn geboren. Seine aus Polen stammenden
Großeltern haben während der Nazizeit die Konzentrationslager Auschwitz
und Buchenwald überlebt; sein Großvater habe später in Heilbronn im
Imbiss "Latasch" die ersten Hamburger in der Stadt angeboten, erzählt
der 35-Jährige. Als sein Vater ein Pflegefall wurde, musste er die
Gastronomiebetriebe und die Regina-Bar übernehmen − da war er 18 Jahre
alt.
Die Bar wird weiter offen bleiben, hat Gady S. entschieden. Nur die
Eingangstür wird er jetzt verschlossen halten und klingelnde Gäste erst
nach einer kurzen Überprüfung einlassen. Dies widerspricht zwar
Auflagen des Ordnungsamtes, die Tür jederzeit auch von außen öffnen zu
können. Doch das, sagt der 35-Jährige, "ist mir wirklich zu gefährlich".
Straftaten von Rechten
Jeweils 40 bis 50 Fälle mit rechtsextremem Hintergrund notierte die
Polizei im Unterland 2008 und 2009. Meist waren es Schmierereien oder
heruntergeladene verbotene Spiele und Musik aus dem Internet.
Bedrohungen gegen Personen sind „die absolute Ausnahme“, sagt
Polizeisprecher Harald Schumacher. c