Verlieren Flüchtlinge in Grünau ihre Wohnungen?

Erstveröffentlicht: 
13.12.2016

Diese Meldung sorgt seit Wochenbeginn unter Flüchtlingen in Leipzig für Aufsehen: Nach Informationen der Stadträtinnen Petra Cagalj Sejdi (Grüne) und Juliane Nagel (Linke) schiebt die Stadt in Grünau Asylbewerber, die bereits in Wohnungen leben, wieder in große Sammelunterkünfte ab.

 

Bei den Quartieren handelt es sich um von der Stadt angemietete sogenannte Gewährleistungswohnungen, die laut Nagel an die Wohnungs- und Obdachlosenhilfe zurückgehen sollen. Betroffen seien die Bewohner der Garskestraße 11/13. Nach Angaben von Cagalj Sejdi seien die Mieter kurzfristig und nur mündlich über den bevorstehenden Umzug informiert worden. „Sie haben selbstständig in diesen Wohnungen gelebt, viele von ihnen fast zwei Jahre“, berichtete die Grünen-Stadträtin. Die Kinder der Familien gingen im Viertel zur Schule, seien in Sportvereinen aktiv und gut integriert. „Der Umzug in eine andere größere Einrichtung am anderen Ende der Stadt wirkt sich fatal auf die Integration der Menschen aus“, kritisierte Cagalj Sejdi.

 

Gestern dann Entwarnung aus dem Rathaus: Die Flüchtlinge können bleiben.  „Das war ein internes Missverständnis“, sagte Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst gegenüber der LVZ. „Sie müssen nicht ausziehen und schon gar nicht vor Weihnachten.“ Perspektivisch sei in der Tat vorgesehen, Gewährleistungswohnungen wieder der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe zur Verfügung zu stellen. Aber eine Rückkehr von Flüchtlingen, die in solchen Wohnungen leben, in Sammelunterkünfte, schloss sie aus. Kador-Probst: „Das entspricht nicht unserem Verständnis von Integration.“

 

Linken-Politikerin Nagel erneuerte unterdessen ihre Forderung nach einer dezentralen Unterbringung der Flüchtlinge. „Sammelunterkünfte bedeuten im Grund Isolation, Unselbstständigkeit und eingeschränkte Privatsphäre“, erklärte sie. „Gerade vor dem Hintergrund der sinkenden Zahlen von nach Leipzig zugewiesenen Geflüchteten müssen wir uns stärker auf unser kommunales Unterbringungskonzept zurückbesinnen. Dies setzt die Priorität klar auf kleinteilige und selbstbestimmte Unterbringung.“

 

In Leipzig leben zurzeit rund 4500 Asylbewerber. In Sammelunterkünften gibt es mehr als 4800 Plätze. 750 Flüchtlinge lebten laut Nagel in Gewährleistungswohnungen, 1300 Personen dezentral in Wohnungen mit eigenem Mietvertrag.

 

Von Klaus Staeubert