Hausbesetzung in der Freiburger Innenstadt

Ein schwarzes Banner mit eindeutiger Message prangt über der Gartenstraße: Dort wurde am Freitagabend das Haus Nr. 19 von rund 100 Autonomen besetzt.
Erstveröffentlicht: 
23.04.2010

Gartenstrasse

 

Hausbesetzung in der Freiburger Innenstadt

Rund 100 Autonome haben ein Haus in der Freiburger Gartenstraße besetzt und wollen dort – pünktlich zur OB-Wahl am Sonntag – ein Nichtwähler-Café einrichten. Es ist laut, aber friedlich.


"Wir wollen länger bleiben", sagte einer der Aktivisten gegenüber der Badischen Zeitung. Das besetzte Gebäude liegt nahe der Abzweigung Erbprinzen- und Gartenstraße. Bis vor etwa fünf Jahren befand sich hier ein Second-Hand-Geschäft, seit dessen Auszug steht das einstöckige Häuschen leer. Nach Informationen der BZ lebt der Besitzer im Rheinland.

Die Gartenstraße liegt in der Freiburger Innenstadt, unweit des Universitätsviertels. Eine beliebte Wohngegend, umsäumt von Straßencafés und kleinen Geschäften. Anwohner berichten: Mit einer Hausbesetzung habe hier niemand gerechnet. Bis zum Freitagabend. Dann, zwischen 18 und 20 Uhr, wurde die Freiraumkampagne "Plätze, Häuser, Alles" aktiv.

Die Freiraumkampagne ist ein loser Zusammenschluss von vorwiegend jungen Leuten, die auf ihrer Internetseite das Motto ausgibt: "Besetzen, kollektivieren, selbst verwalten." Dieses Motto setzt die linke Gruppierung nun in die Tat um: Das Haus Gartenstraße 19 wurde pünktlich zur Oberbürgermeisterwahl am Sonntag besetzt. Ein Zufall ist das wohl nicht: Am Wahlsonntag wollen die Besetzer das Haus in ein "Nichtwähler-Café" umfunktionieren. Viele von ihnen tragen Dieter-Salomon-Masken, die sie aus Wahlplakaten gefertigt haben, und verbreiten Partystimmung. Sie hören laut Musik, beklatschten den Auftritt einer Trommel-Combo und haben es sich im Inneren schon wohnlich eingerichtet.

Blockierte Straße, verschmutzte Gärten

Neben den rund 100 Besetzern sind auch etwa 20 Polizeibeamte vor Ort. Harry Hochuli, Leiter des Polizeireviers Nord, versuchte sich am Abend einen Überblick zu verschaffen und suchte das Gespräch mit den Haus- und Straßenbesetzern. Hierbei ging es zunächst wohl auch um ganz praktische Probleme: Die überwiegend jungen Leuten haben es sich auch vor dem besetzten Haus bequem gemacht und blockieren die Durchfahrt durch die Gartenstraße. Das ist zweifellos genauso wenig im Sinne der Anwohner wie die Tatsache, dass angrenzende Gärten als Ersatz für die fehlenden sanitären Anlagen herhalten müssen. Allein diese beiden Beispiele zeigen: Es schlummert ein hohes Konfliktpotenzial in der Szenerie.

 

Die bis dato letzte Hausbesetzung in Freiburg hat sich vor knapp einem Jahr zugetragen: Damals besetzten Autonome ein Gebäude in der Kirchstraße, das die Polizei am 19. Mai räumte.


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