Abgestraft - CDU Leipzig verweigert Kudla Bundestags-Direktkandidatur

Erstveröffentlicht: 
24.10.2016

Die umstrittene Leipziger CDU-Bundestagsabgeordnete Bettina Kudla kann bei der Wahl im kommenden Jahr nicht wieder als Direktkandidatin in das Parlament einziehen. Die 54-Jährige schied beim Nominierungsparteitag in ihrem Heimatwahlkreis bereits in der ersten Runde aus. Im Kampf um die Direktkandidatur waren drei Bewerber gegen die 54-Jährige angetreten. Im zweiten Wahlgang setzte sich der Leipziger Stadtrat und frühere Bahnrad-Olympiasieger Jens Lehmann knapp gegen Michael Weickert durch, der ebenfalls für die CDU im Stadtrat sitzt. Kudla erklärte, sie sei von dem Abstimmungsergebnis sehr enttäuscht. Die CDU-Politikerin war zunächst bundesweit bekannt geworden, weil sie im Bundestag als einzige Abgeordnete gegen die sogenannte Armenien-Resolution gestimmt hatte.

 

Mit abwertenden Äußerungen ins Abseits manövriert

 

Ursache für ihre verpasste Nominierung sind offenbar Kudlas umstrittene Äußerungen im Kurznachrichtendienst Twitter. In einem der inzwischen gelöschten Tweets hatte sie den regierungskritischen türkischen Journalisten Can Dündar als "Cansel Dünnschiss" bezeichnet, in einem anderen kritisierte die gebürtige Münchnerin die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Nazi-Propagandabegriff "Umvolkung". Nach diesen schlagzeilenträchtigen Vorfällen waren die Leipziger CDU und die Spitze der Bundestagsfraktion auf Distanz zu Kudla gegangen. Unionsfraktionschef Volker Kauder bezeichnete die Äußerungen als "nicht akzeptabel" und "unerträglich". Anfang Oktober verübten Unbekannte einen Anschlag auf Kudlas Wahlkreisbüro in Leipzig. Fensterscheiben wurden eingeschlagen, die Fassade und mehrere davor geparkte Autos mit Teer beschmiert.

Aus dem CDU-Landesverband gab es dagegen vergleichsweise wenig öffentliche Kritik an Tweets der Bundestagsabgeordneten. So erklärte Generalsekretär Michael Kretschmer nach einem Treffen mit Kudla lediglich, dazu sei "alles gesagt und alles besprochen". 

 

Schicksalsraum "Istanbul"

 

Die Abstimmung über Kudlas Karriere als CDU-Bundestagsabgeordnete fand bezeichnenderweise im Tagungsraum "Istanbul" eines großen Leipziger Hotels statt. Dort hielt offenbar die Mehrheit der Delegierten sie als Vertreterin des Kreisverbands im Bundestag für nicht mehr tragbar. Kudla erhielt im ersten Wahlgang 36 der 126 Stimmen. Für ihre Konkurrenten Weickert und Lehmann votierten 41 bzw. 38 Delegierte. Der vierte Kandidat Godehard Kamps war mit elf Stimmen chancenlos. Der schließlich gewählte Direktkandidat Lehmann erklärte, er sei deutlich bürgernäher und mehr in Leipzig verwurzelt. Er wolle für die Bürger im Bundestag sitzen und sie nicht belehren.

Für den zweiten Leipziger Wahlkreis bei der Bundestagswahl im kommenden Herbst nominierte der Kreisverband Thomas Feist, der bereits 2013 ein Bundestagsdirektmandat für die Leipziger CDU erobert hatte. 

 

De Maizière tritt wieder für Landkreis Meißen an


Neben der Leipziger CDU bestimmen derzeit auch die anderen sächsischen Kreisverbände ihre Direktkandidaten. Dabei konnte sich Bundesinnenminister Thomas de Maizière in seinem Heimatwahlkreis Meißen gegen Mitbewerber Marcel Vetter aus Moritzburg durchsetzen. Der Minister erhielt bei der Wahl 107 der 122 Stimmen. Er hatte im Vorfeld der Abstimmung betont, wie wichtig es für ihn sei, sowohl vor Ort wie auch in Berlin den alltäglichen Anliegen der Menschen Gehör zu geben. Nach seiner Kür sagte de Maizière, die Nominierung sei für ihn eine Verpflichtung, mit voller Kraft weiterzuarbeiten.