Dresden. Vor zwei Jahren schlug mit dem ersten sogenannten Abendspaziergang durch Dresden die Geburtsstunde der islam- und fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung. Bis heute streiten Politiker über den angemessenen Umgang mit der rechten Gruppierung, die zuletzt mit Pöbeleien gegen Spitzenpolitiker am Einheitsfeiertag Negativschlagzeilen machte. Der eigentliche Gründungstag ist am Donnerstag. Eine Chronologie der Ereignisse:
11. Oktober 2014: Der Dresdener Lutz Bachmann gründet eine Facebook-Gruppe mit dem Titel „Friedliche Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Dort protestiert er gegen eine Solidaritätskundgebung für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in Dresden am Tag davor.
20. Oktober: Zum ersten „Abendspaziergang“ der nun nicht mehr als Friedliche, sondern als Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes - kurz Pegida - auftretenden Gruppe kommen 350 Menschen.
24. November: Erstmals kommen mehr als 5000 Menschen zu den wöchentlichen Spaziergängen, die öffentliche Wahrnehmung von Pegida steigt stark. Von nun an erhöht sich die Teilnehmerzahl der Märsche und Kundgebungen sprunghaft. Zwei Wochen später kommen schon 10 000 Teilnehmer. In vielen anderen Städten entstehen Pegida-Ableger.
8. Dezember: Auch die Pegida-Gegner verzeichnen wachsende Unterstützung. Mit 9000 Teilnehmern erreichen die seit Wochen laufenden Gegendemonstrationen in Dresden einen Höchststand.
19. Dezember: Pegida wird zum eingetragenen Verein.
22. Dezember: Am Montag vor Weihnachten kommen 17 500 Menschen zu einem als Singen von Weihnachtsliedern bezeichneten Aufmarsch. Pegida-Unterstützer attackieren zunehmend Journalisten. Diese werden als „Lügenpresse“ beschimpft - der Begriff wird später zum Unwort des Jahres.
10. und 12. Januar 2015: An einer Kundgebung gegen Pedida in Dresden nehmen 35 000 Menschen teil, am Pegida-Montagsmarsch 25 000. Bundesweit protestieren in diesen Tagen deutlich über 100 000 Menschen gegen Pegida.
18. Januar: Mit Pegida-Mitbegründerin Kathrin Oertel ist Talkgast bei „Günther Jauch“.
19. Januar: Wegen akuter Anschlagsgefahr wird die Pegida-Kundgebung abgesagt. Oertel und Bachmann geben zum ersten Mal eine Pressekonferenz.
21. Januar: Nach Bekanntwerden eines Fotos von ihm in Hitler-Verkleidung und mehreren ausländerfeindlichen Interneteinträgen tritt Bachmann ab.
28. Januar: Oertel und vier weitere führende Pegida-Köpfe ziehen sich nach internen Querelen zurück.
8. Februar: Oertel veranstaltet mit einer neuen Gruppe eine erste eigene Kundgebung, an der aber nur 500 Menschen teilnehmen.
9. Februar: Zur ersten Pegida-Kundgebung nach der Spaltung kommen nur noch 2000 Menschen.
7. September: Die Teilnehmerzahl der Abendspaziergänge steigt wieder auf 5000 Menschen. In den folgenden Wochen erhöht sich die Zahl weiter.
2. Oktober: Die Staatsanwaltschaft Dresden erhebt Anklage gegen Bachmann wegen Volksverhetzung. Er soll auf seiner Facebook-Seite Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber als „Gelumpe“ und „Viehzeug“ beschimpft haben.
12. Oktober: Beim „Abendspaziergang“ zeigt ein Teilnehmer einen Galgen, der für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) bestimmt ist. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
17. Oktober: Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) gibt Pegida-Anhängern eine Mitverantwortung für brennende Flüchtlingsheime und Angriffe auf Flüchtlingshelfer.
3. Mai 2016: Das Amtsgericht Dresden verurteilt Bachmann wegen herabwürdigenden Äußerungen über Flüchtlinge zu 9600 Euro Geldstrafe. Staatsanwaltschaft und Verteidigung legen Berufung ein. Ende November befasst sich das Landgericht Dresden mit dem Fall.
16. Juni: Es kommt zum offenen Bruch in der Pegida-Führung. Durch eine Erklärung des sogenannten Orgateams von Pegida auf Facebook wird bekannt, dass Tatjana Festerling, bislang neben Bachmann führender Kopf der fremdenfeindlichen Bewegung, aus dem Verein ausgeschlossen wird.
3. Oktober: Am Einheitsfeiertag beschimpfen Pegida-Anhänger Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und andere Ehrengäste der Festveranstaltungen in Dresden mit Rufen wie „Merkel muss weg“, „Haut ab“ und „Volksverräter“.