Dass die Menschen in Ost und West über 40 Jahre in unterschiedlichen Systemen gelebt hätten, sei heute so stark zu spüren wie seit 1990 nicht mehr, sagte Bundesratspräsident Tillich zur Eröffnung des Bürgerfests zur Deutschen Einheit in Dresden. Er mahnte die Vollendung der inneren Einheit an.
Bundesratspräsident und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat am Samstag in Dresden die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit eröffnet. Die Landeshauptstadt feiert die Wiedervereinigung Deutschlands von 26 Jahren mit einem dreitägigen Bürgerfest. Rund 4.000 Mitwirkende gestalten das Programm.
Der Bundesratspräsident mahnte angesichts einer wachsenden Polarisierung der Gesellschaft Anstrengungen zur Vollendung der inneren Einheit Deutschlands an. Dass die Menschen in Ost und West über 40 Jahre in unterschiedlichen Systemen gelebt hätten, sei heute so stark zu spüren wie seit 1990 nicht mehr, so Tillich.
„Wir feiern etwas, das in der Geschichte keine Selbstverständlichkeit ist: Eine friedliche Revolution, die in der Wiedervereinigung einer Nation endete.“ Dies sei zugleich Mahnung, „weiter an der inneren Einheit zu arbeiten“, sagte Tillich bei der Eröffnung des Bürgerfestes zum Tag der deutschen Einheit.
Er betonte, Dresden wolle sich weltoffen und freundlich zeigen und für sich werben. Seine Ansprache wurde von einzelnen Zwischenrufen wie „Volksverräter“ unterbrochen.
Buntes Progamm und erhöhte Sicherheitsvorkehrungen
Die Feierlichkeiten finden unter erhöhen Sicherheitsvorkehrungen statt. Nach den Sprengstoffanschlägen auf eine Moschee und das internationale Kongresszentrum in Dresden hatte die Polizei bereits am Dienstag ihren Sondereinsatz begonnen.
Höhepunkt des Programms ist am Montag ein Festakt in der Semperoper, zu dem Tillich als amtierender Bundesratspräsident einlädt. Die Feier wird auf den Theaterplatz vor der Oper übertragen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Joachim Gauck haben ihr Kommen zugesagt.
Zuvor nehmen sie in der Dresdner Frauenkirche am ökumenischen
Gottesdienst teil. Zusammen mit dem Präsidenten des
Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, tragen sie sich auch in das
Goldene Buch der Stadt Dresden ein. Zum dreitägigen Bürgerfest werden
rund 750.000 Gäste in der sächsischen Landeshauptstadt erwartet.
Sachsen hat noch bis zum 1. November den Vorsitz im Bundesrat und
richtet daher in diesem Jahr die zentrale Einheitsfeier aus. Rund 2.600
Polizisten sind im Einsatz, darunter Spezialeinsatzkommandos und Teile
der Eliteeinheit GSG 9. Das Festgelände ist mit rund 1.400 Betonblöcken,
sogenannte Nizza-Sperren, gesichert. Sie sollen verhindern, dass Autos
oder Laster wie in diesem Sommer im französischen Nizza in die
Menschenmenge rasen.
Am Sonntag wollen Vertreter von sechs Religionen
ein „Dresdner Wort der Religionen“ öffentlich verlesen. Der Text kann
danach im „Zelt der Religionen“ von Bürgern unterzeichnet werden. Zu
einem Friedensgebet wird am Montag in die Kreuzkirche eingeladen. Die
Predigt hält der frühere Thomaskirchenpfarrer in Leipzig, Christian
Wolff. Zudem beteiligen sich am Montag Muslime in Dresden am
bundesweiten Tag der offenen Moscheen.