Rückläufige Flüchtlingszahlen: Leipzig ändert Pläne für Asylheime

Erstveröffentlicht: 
20.09.2016

Vor dem Hintergrund rückläufiger Flüchtlingszahlen steuert die Stadt Leipzig jetzt bei einigen Plänen für neue Unterkünfte um. So wurde das Projekt abgeblasen, die frühere Bogenlampenfabrik „Körting & Mathiesen“ in Leutzsch anzukaufen, um dort 450 Asylbewerber einzuquartieren.

 

Vor dem Hintergrund rückläufiger Flüchtlingszahlen steuert die Stadt Leipzig jetzt bei einigen Plänen für neue Unterkünfte um. So wurde das Projekt abgeblasen, die frühere Bogenlampenfabrik „Körting & Mathiesen“ in Leutzsch anzukaufen, um dort 450 Asylbewerber einzuquartieren. Dieses Vorhaben hatte schon im Frühjahr bei einigen Stadträten für Unmut gesorgt. Wie berichtet, monierten sie, der Privateigentümer habe für das Areal an der Franz-Flemming-Straße 43/45 einen überteuerten Kaufpreis von 7,5 Millionen Euro verlangt. „Die Stadt Leipzig wird die Fabrik nicht erwerben“, erklärte nun Robert Staacke auf LVZ-Anfrage. Er ist Sprecher des Wirtschaftsdezernats, zu dem das für Ankäufe zuständige Liegenschaftsamt gehört.

 

Auch ein größeres Vorhaben in Holzhausen ist wieder vom Tisch. In der Händelstraße 14/16 waren 168 Plätze in einem früheren Verwaltungsgebäude vorgesehen. „Der Betreiber, der die Umbauarbeiten vornehmen sollte, hat den Vertrag gekündigt“, so Martina Kador-Probst, die Leiterin des Sozialamtes. „Die Herrichtung war ihm wirtschaftlich nicht mehr möglich. Das Vorhaben wird deshalb nicht umgesetzt.“ Offen sei inzwischen außerdem, ob das frühere Friesen-Krankenhaus in Lindenau eine Zwischennutzung als Flüchtlingsheim erhält. Bisher wollte die Kommune in diesem Objekt ab Ende nächsten Jahres 210 Asylbewerber unterbringen. Eine Voraussetzung dafür wäre aber gewesen, dass mehrere soziale Einrichtungen aus der Friesenstraße 8 zuvor nach Leutzsch in den Klinkerbau der früheren „Körting & Mathiesen“-Fabrik umziehen. Das scheint nun nicht mehr beabsichtigt, da die Fabrik in Privathand verbleibt. Perspektivisch will die Stadt das ehemalige Friesen-Krankenhaus in eine weitere Schule für Lindenau verwandeln.

 

Außerdem hat die Kommune jetzt die Bauzeit für eine Container-Unterkunft auf dem Prager Dreieck (südlich vom Technischen Rathaus) um drei Monate verlängert. Grund dafür seien Umplanungen, so Amtsleiterin Kador-Probst. „Die Planungen werden gegenwärtig überarbeitet, um auf dem Grundstück ausreichend Platz für einen Schulneubau frei zu halten.“ Voraussichtlich werde die Platzanzahl für Flüchtlinge dabei von 346 um etwa ein Drittel auf 240 verringert.

 

Nach wie vor dürfe Leipzig das Thema aber nicht vernachlässigen, betonte Kador-Probst. Von Januar bis August 2016 seien der Stadt vom Freistaat sogar mehr Flüchtlinge (1641) zugewiesen worden als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (1298). Allerdings setzte die große Welle erst im September 2015 ein. Von September bis Dezember des vergangenen Jahres nahm Leipzig fast 3000 Asylbewerber auf, insgesamt waren es 2015 exakt 4230.

 

Wie viele in diesem Jahr noch zugewiesen werden, das könne niemand mit letzter Gewissheit vorhersagen, sagte Reinhard Wölpert, Leiter der städtischen Projektgruppe Asylräume. „Seit einigen Monaten liegen wir stabil auf einem recht niedrigen Niveau. Vielleicht werden es übers Jahr gesehen insgesamt so um die 2500.“

 

Die hiesigen Erstaufnahmeeinrichtungen des Freistaates Sachsen stehen inzwischen weitgehend leer. Von ihren 6629 Plätzen waren im letzten Monat nur noch 525 belegt. Vier Standorte mit Leichtbauhallen sowie die Soccer-Halle in Plagwitz hält der Freistaat jetzt nur noch als Reserve vor. Eine Zeltstadt mit 1360 Plätzen nahe der Messe wurde schon geschlossen.

 

Bei der Kommune gehen in Kürze fast 1500 Plätze neu ans Netz, erläuterte Wölpert. Die größten Standorte dabei: An den Tierkliniken 48 (350 Plätze), Karl-Heine-Straße 22b (306), Braunstraße 28 (250), zwei ehemalige Kitas in Grünau (je 89) und das frühere Autohaus in der Lindenthaler Straße 63/65 (220). Im Gegenzug schließe die Stadt Unterkünfte mit schlechten Bedingungen oder halte diese nur noch als Not-Reserve vor. „So ist die alte Messehalle 17 in wenigen Tagen wieder leer. Als nächstes soll der Auszug aus den Zelten gegenüber der Nationalbibliothek beginnen“, erklärte er. In dem zeitweilig genutzten Baumarkt an der Schomburgkstraße 2 laufe schon der Rückbau.