Nach Ausschreitungen - Linke und rechte Proteste in Bautzen ohne Zwischenfälle

Erstveröffentlicht: 
19.09.2016

Nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Rechtsextremen und Flüchtlingen bleibt die Atmosphäre in Bautzen angespannt. Am Sonntag versammelten sich linke und rechte Gruppen in der Stadt. Von beiden Seiten war jeweils eine Demonstration mit Kundgebung angmeldet. Die Polizei war mit 200 Beamten im Einsatz.

 

Am frühen Nachmittag beteiligten sich etwa 130 Menschen an einer von der rechten Aktivistin Ester Seitz angemeldeten Kundgebung und Demonstration.

Unter ihnen waren sowohl Pegida-Anhänger aus dem Dresdner Raum und dem Bautzner Umland als auch Anhänger von Pro NRW. So war auf einem Schild zu lesen: "Solidarität mit dem wehrhaften Bautzen. NRW steht zu euch."

Auch Vertreter der sogenannten Identitären Bewegung mischten sich unter die Teilnehmer. Wie Polizeisprecher Thomas Knaup MDR SACHSEN sagte, war die Gewaltbereitschaft in dieser Gruppe eher gering einzuschätzen. Es habe sich überwiegend um ältere Demonstrationsteilnehmer gehandelt.

Die Demonstration hatte sich am späten Nachmittag aufgelöst. Die Polizei war allerdings im Anschluss am Kornmarkt samt Hundestaffel in Alarmbereitschaft. Rund 60 mutmaßlich Rechtsextreme hatten sich in kleineren Gruppen versammelt. Zu Zwischenfällen kam es aber nicht mehr. 

 

450 bis 500 Teilnehmer bei linker Demonstration


Der Kundgebung von Ester Seitz stellte sich ein linkes Bündnis aus Dresdner und Leipziger Antifa, einer Gruppe aus Bautzen, Flüchtlingen sowie dem sächsischen Grünenchef Jürgen Kasek entgegen. Polizeiangaben zufolge haben sich 450 bis 500 Menschen der linken Demonstration angeschlossen. Unter ihnen, so Polizeisprecher Knaup, seien auch Personen mit Gewaltpotenzial gewesen. Nach dem Start am Bahnhof machten die Demonstranten am Husarenhof - einer geplanten und im Februar abgebrannten Flüchtlingsunterkunft - Station. Rechte versuchten, die Kundgebung zu stören. Die Polizei hielt jedoch beide Seiten auf Abstand.

 

Die linke Demonstration führte anschließend an den Kornmarkt, wo es eine weitere Kundgebung gab. Anders als bei der von Ester Seitz angemeldeten Demonstration hätten sich der linken Demonstration viele Bautzner angeschlossen, so eine MDR-Reporterin. Die Abreise der Linken verlief ebenfalls ohne Zwischenfälle. 

 

Zwei Straftaten registriert


Die Polizei war eigenen Angaben zufolge mit zwei Hundertschaften der Bereitschaftspolizei im Einsatz. Sie vermeldete keine größeren Zwischenfälle. Insgesamt seien zwei Straftaten registriert worden. Gegen einen Mann aus dem rechten Spektrum werde wegen des Zeigens des Hitlergrußes ermittelt, so ein Polizeisprecher. Aus der linken Demonstration heraus sei ein Polizeibeamter ermittelt worden.

 

Insgesamt wurden im Laufe des Nachmittags die Personalien von 130 Personen, zumeist jungen Männern, im Kontrollbereich rund um den Kornmarkt aufgenommen. Rund 30 davon hatten sich auf dem Kornmarkt eingefunden und waren laut Polizei der rechten Szene zuzurechnen. Ein 19-jähriger Bautzener hatte ein Springmesser einstecken. Dieses wurde sichergestellt. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verstoßes gegen das Waffenrecht. 

 

Bündnis "Bautzen bleibt bunt!" nicht bei Protesten dabei


Das Bündnis "Bautzen bleibt bunt!" hatte sich nicht an den Aktionen beteiligt. "Wir möchten unsere volle Aufmerksamkeit vorrangig den Geflüchteten widmen und nach den angespannten Tagen deeskalierend wirken", teilte das Bündnis am Sonnabend mit.