Im sächsischen Heidenau ist am Sonntag an die rassistischen Ausschreitungen gegen Flüchtlinge vor einem Jahr erinnert worden. Unter dem Motto „Das Schweigen brechen“ demonstrierten etwa 150 Anhänger linker Gruppen durch die Kleinstadt.
Im sächsischen Heidenau ist am Sonntag an die rassistischen Ausschreitungen gegen Flüchtlinge vor einem Jahr erinnert worden. Unter dem Motto „Das Schweigen brechen“ demonstrierten etwa 150 Anhänger linker Gruppen durch die Kleinstadt bei Dresden, wo im vergangenen Jahr rechte Gruppen und Anwohner mit Gewalt die Unterbringung von Asylsuchenden in einem früheren Baumarkt verhindern wollten.
Die linke Demonstration wurde von einem Großaufgebot der Polizei begleitet. Augenzeugen berichteten von „Hitler-Grüßen“ von Schaulustigen und wiederholten Provokationen rechter Gruppen am Rande der Aufzugstrecke. Die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping (SPD) sagte bei einem Treffen mit Heidenaus Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU), Vertretern des DRK und ehrenamtlichen Helfern, das Ausmaß der damaligen fremdenfeindlichen Ausschreitungen habe alle schockiert und Sachsen verändert. „Es ist unsere Aufgabe, auf rassistische, fremdenfeindliche und rechtsextreme Umtriebe hinzuweisen und sie nicht zu verharmlosen“, sagte Köpping.
Heidenaus Bürgermeister beklagte die Stigmatisierung der Stadt und deren Einwohner nach den gewaltsamen Ausschreitungen: „Es ist ungerecht, mit dem Finger auf die Menschen in Heidenau zu zeigen“, sagte Opitz. Die Ausschreitungen und Tabubrüche vor einem Jahr in Heidenau hätten dem Land und besonders der Stadt geschadet. „Das entstandene Bild verstellt den Blick auf die Mehrzahl der Menschen in Heidenau, die von der ersten Stunde an Hilfe und Solidarität mit den Flüchtlingen gezeigt haben“, betonte der Bürgermeister.
Eine Vertreterin der Heidenauer „Aktion Zivilcourage“ bestätigte, dass sich nach Ankunft der Flüchtlinge vor einem Jahr binnen kürzester Zeit über 750 Menschen gemeldet hätten, um Zeit, Geld oder Sachspenden zur Verfügung stellen.
Am 20. und 21. August 2015 war die Situation in der Stadt eskaliert, nachdem bis zu 600 Geflüchtete in dem Baumarkt untergebracht werden sollten. Rechte Gruppen und Anwohner warfen Böller und Steine, 33 Polizisten wurden zum Teil schwer verletzt. Dutzende Flüchtlinge konnten die Unterkunft nur unter Polizeischutz beziehen. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wenige Tage später die Einrichtung besuchte, wurde sie von Einheimischen unflätig beschimpft.