Sieben Monate nach Besetzung - Wagenplatz „Anna Ecke“ in Plagwitz erhält Mietvertrag für fünf Jahre

Erstveröffentlicht: 
29.07.2016

Im Dezember hatte das Wagenplatz-Kollektiv „Gerädert“ ein Gelände nahe der Baumwollspinnerei besetzt, nach einer Räumungsaufforderung verließen sie die Fläche im Januar wieder. Nun haben sie mit der Stadt einen Mietvertrag über fünf Jahre abgeschlossen.

 

Leipzig. In Plagwitz gibt es seit Mitte Juli auch ganz offiziell einen neuen Wagenplatz. Das Kollektiv „Gerädert“ hat mit der Stadt einen Mietvertrag über fünf Jahre abgeschlossen, es geht um eine Fläche an der Ecke Alte Salzstraße/Saarländer Straße in der Nähe der Baumwollspinnerei. Laut einer Mitteilung des Kollektivs wurde am 11. Juli ein Vertrag unterschrieben, auch soll es eine Verlängerungsoption geben. Das Amt für Stadtgrün und Gewässer, dem die Fläche im Leipziger Westen gehört, bestätigte gegenüber LVZ.de allerdings nur die Vereinbarung über für Jahre.

 

Im Dezember 2015 hatten mehrere Wagenbewohner das Gelände besetzt und von da an „Anna Ecke“ genannt. Das Ordnungsamt hatte dem Kollektiv nur wenige Tage später eine Räumungsaufforderung übergeben. Ende Januar verließen die Besetzer nach eigener Aussage dann freiwillig das mit Bäumen und Büschen bewachsene Gelände. Schon kurz nach der Besetzung Ende vorigen Jahres hatte es laut der Stadträtin und Landtagsabgeordneten Juliane Nagel (Linke) Verhandlungen zwischen dem Amt für Stadtgrün und Gewässer gegeben.

 

Diese zogen sich nun offenbar bis Mitte Juli hin und mündeten in die Unterzeichnung eines Mietvertrages, nun ist der Status der Wagenbewohner auf der Fläche „legal, durch die Stadt baurechtlich geduldet“, wie das Amt für Stadtgrün und Gewässer mitteilte. Wie viele Wagen dort derzeit genau stehen, ist allerdings unklar. 

 

Wagenbewohner wählten „Weg der Legalisierung“


Das Kollektiv „Gerädert“ zeigte sich in einem Schreiben zwar einerseits erfreut über die „Legalisierung“ des Wagenplatzes, spekulierte aber, dass die Stadt in den Verhandlungen „um jeden Preis ihr Gesicht wahren wollte“. Das Aushandeln eines Mitvertrages sei nur durch eine vorherige Beräumung des Platzes im Januar möglich gewesen. Auch wenn die Wagenbewohner nach eigenen Angaben den „Weg der Legalisierung“ gewählt haben, würden Besetzungen auch weiterhin explizit unterstützt. Man wolle sich „weder von der Stadt Leipzig als vermeintliches Paradebeispiel ausnutzen, noch gegen andere Wagenplatzformen ausspielen“ lassen.

 

Zudem kritisierten die Wagenplatzbewohner, dass die Stadt erst kurz vor Unterzeichnung die Laufzeit des Mietvertrages von zehn auf fünf Jahre reduziert habe. In dem veröffentlichten Schreiben kündigte das Kollektiv ein Workshop-Wochenende und ein Kieztreffen an, „um auf die neue Nachbarschaft anzustoßen“. In einem vor dem Wagenplatz ausgehängtem Schreiben weist zudem Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) die Nachbarn von „Anna Ecke“ darauf hin, dass Bedenken und Vorbehalte zu Unrecht bestünden. „Wenn auch diese Wohnform nicht typisch für das Leben in einer Großstadt wie Leipzig ist, bitte ich Sie, Leipzig auch an dieser Stelle zu einem Ort der Vielfalt und Lebendigkeit werden zu lassen.“

 

In der Messestadt gibt es derzeit rund ein Dutzend Wagenplätze, die sich über das ganze Stadtgebiet verteilen.

 

Lucas Grothe