Ab Juni ziehen in das Ex-Hotel Prinz Eugen in Laubegast Asylbewerber ein. Unbekannte fluteten dort am Donnerstag zwei Räume.
Von Tobias Wolf, Julia Vollmer und Alexander Schneider
Aus Sicht der Stadt ist der Tag der offenen Tür im ehemaligen Laubegaster Hotel Prinz Eugen friedlich verlaufen. Am Donnerstag hatte Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke) Anwohner und Interessierte zur Besichtigung eingeladen. Polizeiautos flankieren den Zugang zum Grundstück. Sicher ist sicher nach den Erfahrungen im letzten Jahr. Gut 250 Menschen inspizieren das Haus, in dem ab Juni 94 Asylbewerber untergebracht werden sollen. Kurz vor Ende der Besichtigungen verursachen unbekannte Täter einen Wasserschaden – aus Protest gegen den Einzug der Flüchtlinge?
Grüppchenweise besichtigen Anwohner die Zimmer und diskutieren. Ist so viel Luxus angemessen? Bekommen die Asylbewerber nicht zu viel? Offenbar können manche vor allem dann rechnen, wenn es um Flüchtlinge geht. Dabei ist die Zimmerausstattung über 20 Jahre alt, die Teppiche sind fleckig, die Möbel aus Spanplatten. CDU-Ortsbeirätin Barbara Meyer-Wyk schaut sich das umgebaute Haus an. „Es ist gut und wichtig, dass man hier ein realistisches Bild von den Lebensverhältnissen der künftigen Bewohner bekommt“, sagt sie. „Hier wird nichts schöngeredet, aber gleichzeitig gemahnt, offen zu sein und sich nicht in irgendwelchen Horrorszenarien zu verlieren.“ Wer aber seine Vorurteile bestätigen wolle, der finde immer etwas.
Derweil geht es vor der Tür mal wieder ums Geld: Für den Hotelkauf und die Versorgung. Sozialbürgermeisterin Kaufmann erklärt, warum die Rathaus-Tochter Stesad das Hotel gekauft hat. „Die Konditionen für Miete waren am Ende so schlecht, dass entschieden wurde, es zu erwerben“, sagt Kaufmann. Die Stesad hatte das Hotel im Oktober gekauft. Vorausgegangen waren heftige Proteste. Das Asylheim sorgt bis heute für Streit im Stadtteil.
Eigentlich wollte die Stadt direkt vom Eigentümer mieten, der zog sein Angebot wegen asylfeindlicher Proteste aber wieder zurück. Später wurde das Hotel auf dem Immobilienmarkt angeboten. Mögliche Käufer wollten es nun für zehn statt fünf Jahre vermieten – ein unwirtschaftliches Angebot für die Stadt. Dann fragt eine Frau nach der Verpflegung im Heim. Die Bürgermeisterin will antworten, wird aber von einer schlecht gelaunten Mittvierzigerin unterbrochen: „Die kriegen hier früh, mittags und abends alles geliefert, da haben die ja noch mehr Langeweile.“ Langeweile, die in den Augen so manches Besuchers nur in eins münden kann: Kriminalität. Auch wenn die Skeptiker in manchen Momenten zu überwiegen scheinen, gibt es auch andere Reaktionen.
Björn Maibuhr ist mit Partnerin Sandy Schramm und Tochter Charlotte da, um einfach mal zu gucken. „Was die meisten Menschen hierzulande zu Hause haben, ist vielleicht Luxus, die Zimmer hier sind es nicht“, sagt der 34-Jährige. Auch die Flüchtlinge sollten nicht in irgendwelchen Bretterbuden wohnen. Ein 70-jähriger Anwohner sagt: „Familien wären mir lieber.“ Dann erzählt er, dass das Hotel oft kaum ausgelastet gewesen sei. Die erleuchteten Fenster habe er abends an einer Hand abgezählt. Die Asylgegner von der Laubegaster Wellenlänge behaupteten bisher, die Stadt habe ein gut laufendes Hotel zerstört.
Künftig sollen rund um die Uhr sechs Sicherheitsleute der Firma Securitas da sein. Auch die Brandmeldezentrale ist ständig besetzt. Ein Anwohner möchte wissen, ob jedes Mal gleich die Feuerwehr kommt, wenn einer verbotenerweise eine Zigarette raucht. „Nein“, beschwichtigt Einsatzleiter Stefan Ackermann. „Es wird nachgeguckt, ob wirklich etwas passiert ist, wenn ein Rauchmelder im Zimmer auslöst.“
Wasserschäden bemerken die Melder aber nicht. Als schon fast niemand mehr im Haus ist, sieht ein Besucher wie drei junge Männer und zwei junge Frauen in zwei Zimmer eindringen, die Stöpsel in den Waschbecken runter drücken und die Bäder überfluten. Draußen vor der Tür haben sich Asylgegner zur Demo versammelt. Der Sicherheitsdienst bemerkt das laufende Wasser in den übereinander liegenden Zimmern im dritten und vierten Stock. Schnell sind die Hähne wieder geschlossen und das Wasser aufgewischt. Andernfalls hätte es wohl zu einem kapitalen Schaden kommen können, sagt der städtische Asyl-Koordinator Sven Mania. Es sei Strafanzeige bei der Polizei erstattet worden.
Sozialbürgermeisterin Kaufmann zieht am Ende des Tages ein positives Fazit. „Es waren überwiegend Bürger aus der unmittelbaren Umgebung da“, sagt sie. „Sie haben sich vor allem um die Stimmung in der Nachbarschaft gesorgt, nicht weil sie Angst vor den Flüchtlingen hätten, sondern vor rechtsextremen Angriffen.“