Weit über 100 Dresdner haben am Donnerstag den Tag der offenen Tür genutzt, um die Asylunterkunft im ehemaligen Hotel „Prinz Eugen“ in Augenschein zu nehmen. Dort sollen ab Anfang Juni schrittweise bis zu 94 Asylsuchende einquartiert werden. Gegen die Nutzung läuft ein kleiner Teil der Laubegaster seit Monaten Sturm.
Dresden. Weit über 100 Dresdner haben am Donnerstag den Tag der offenen Tür genutzt, um die Asylunterkunft im ehemaligen Hotel „Prinz Eugen“ in Augenschein zu nehmen. Dort sollen ab Anfang Juni schrittweise bis zu 94 Asylsuchende einquartiert werden. Gegen die Nutzung läuft ein kleiner Teil der Laubegaster seit Monaten Sturm.
So nutzten auch am Donnerstag viele der Besucher die Möglichkeit, ihren Vorurteilen freien Raum zu lassen. Flüchtlinge seien keine Menschen, sie würden alles bald zerstören oder „zuscheißen“, „Die brauchen ja nicht kommen“, echauffiert sich ein älterer Mann, der nach eigenen Angaben 1945 selbst Flüchtling war, den heute Geflüchteten offenkundig aber keine Unterkunft gönnt. Die meisten Asylgegner, von denen kaum einer mit den Medien sprechen wollte, waren sich einig: Das Hotel sei „Luxus“.
Der „Luxus“, das sind in die Jahre gekommene Hotelzimmer, die künftig von je zwei oder drei Asylsuchenden bewohnt werden. Die Möbel sind alt, die Schranktüren klemmen, die Teppiche sind fleckig, an manchen Stellen fehlt Tapete. Einige der Schlafgelegenheiten sind alte Bettsofas, in anderen Räumen stehen Doppelstockbetten. Die Wände sind kahl, Fernseher oder Radios gibt es nicht
Aber: Im Vergleich zu anderen Unterkünften sind die Bedingungen im „Prinz Eugen“ tatsächlich vergleichsweise gut. Jedes Zimmer hat ein kleines aber eigenes Bad, zudem hat jedes Zimmer eine kleine Küchennische mit Kühlschrank. Die früheren Herdplatten wurden aber aus Brandschutzgründen entfernt. Stattdessen werden die künftigen Bewohner zentral über einen Caterer verpflegt, das Geld dafür wird von ihrem Taschengeld abgezogen.
Für Verwirrung bei manchen Besuchern sorgten die Doppelbetten. Aus Kostengründen wurde die alte Hoteleinrichtung beibehalten, und zu der gehören Doppelbetten. Die werden aber jeweils nur mit einer Person belegt, informiert der Dresdner Asyl-Projektmanager Sven Mania. Er gehe aber davon aus, dass in Zimmern mit Schlafsofas diese nicht genutzt werden und sich am Ende doch zwei Männer ein Doppelbett teilen werden.
Wie Mania berichtet, wurde vor allem in den Brandschutz investiert. Für die Nutzung als Asylunterkunft mussten neue Türen und Brandmelder eingebaut werden. Und auch alle Türschlösser wurden erneuert. Denn, so Mania, die alte Chipkartenanlage sei vom Vorbesitzer länger nicht mehr gewartet worden. Die zu reparieren wäre deutlich teurer gewesen als neue Türschlösser für die Zimmer.
Der Asyl-Projektmanager wurde genauso wie Mitarbeiter der Johanniter, dem künftigen Betreiber des Hauses, und anderen Mitarbeitern der Stadt immer wieder mit Fragen gelöchert. Wo kommen die Menschen her, wer wird kommen, das seien häufige Fragen, berichtet Danilo Schulz von den Johannitern. Sozialbürgermeisterin Kris Kaufmann (Linke) musste dazu Fragen nach dem Kauf des Hauses, dem Brandschutz und der Sinnhaftigkeit des Gebäudes überhaupt beantworten, so die Bürgermeisterin. Sie zeigte sich anschließend mit dem Ergebnis zufrieden. Die Stimmung sei weniger aggressiv gewesen als befürchtet.
„So aufgebracht ist es gar nicht“, sagt auch Claus Dethleff, Koordinator des Hilfs-Netzwerkes „Laubegast ist bunt“ über die Stimmung im Stadtteil. Es gebe einige wenige hartnäckige Gegner, „ich glaube wir sind viel mehr als die“, berichtet er. Über 200 Helfer habe „Laubegast ist bunt“ inzwischen. Künftig soll es im nahen Jugendhaus „Chili“ zusätzliche Deutschkurse geben. Sportkurse und ein Begegnungscafe gibt es bereits. Man überlege, im Prinz Eugen eine geplante Fahrradwerkstatt einzurichten.
Dass die Gegner der Unterkunft noch da sind, zeigten sie aber am Donnerstag auch nach dem Ende der Besichtigung. Während die freiwilligen Helfer gen Feierabend strebten, starteten die Asylgegner vor dem Haus ihren Demo-Zug mit rund 100 Teilnehmern.
Von Stephan Lohse
Die Asyl-Unterkunft im „Prinz Eugen“
Das ehemalige Hotel „Prinz Eugen“ wird ab Anfang Juni nach und nach mit bis zu 94 Asylsuchenden belegt.
Wer diese Geflüchteten sind, kann die Stadt noch nicht sagen, da dies erst kurzfristig vom Freistaat mitgeteilt wird.
Die Asylsuchenden werden zentral über einen Caterer verpflegt, dafür müssen sie zahlen. Am Ende erhält jeder der Bewohner 185 Euro pro Monat.
In der Unterkunft sind die Menschen untergebracht, die der Freistaat aus den zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen an die Kommunen weitergibt. Sie wohnen in den Unterkünften dann solange, bis ihr Asylantrag beschieden ist.
Das Haus wird von den Johannitern betreut. Die sind zwischen 7 und 21 Uhr mit zwei Mitarbeitern sowie dem Heimleiter vor Ort.
Der Wachschutz ist rund um die Uhr mit sechs Mitarbeitern im Einsatz.