Mehr als 2.000 Menschen haben am Pfingstmontag an der Kundgebung des Bündnisses "Fortress Europe" ("Festung Europa") teilgenommen. Die Forschungsgruppe "Durchgezählt" sprach von 2.000 bis 2.800 Teilnehmern. Sie folgten einem Aufruf von Tatjana Festerling - einst Bürgermeisterkandidatin von Pegida. Dort ist sie jedoch seit Wochen nicht mehr aufgetreten.
Anhängerschaft durch "Identitäre Bewegung" geprägt
Festerling warb auf der Facebook-Seite von "Fortress Europe" für einen
"echten Zusammenhalt, europäischen Gemeinschaftssinn und einen starken
europäischen Korpsgeist", um als "vereinigte Europäer gemeinsam für den
Erhalt des Kontinentes zu kämpfen". An einem der bekanntesten Dresdner
Denkmale - dem Goldenen Reiter - ergriffen mehrere Redner, unter anderem
aus Polen, Australien und Dänemark, das Wort. Sie forderten ein Ende
der Zuwanderung nach Europa. Festerling sprach sogar von "einer
Bedrohung durch eine globale Völkerwanderung".
Wie bei Pegida
wurde Kritik an den politischen Eliten und Bundeskanzlerin Angela Merkel
geübt. Das Publikum quittierte die Beiträge mit "Merkel muss weg" und
"Festung Europa, macht die Grenzen dicht"-Rufen. Sie eint zudem die
strikte Ablehnung des Islams und die Angst vor Migration aus diesem
Kulturkreis. Erstmals trat die Bewegung im Februar in Erscheinung.
Weitere Auftritte in Dresden wurden angekündigt.
Lautstarker Protest durch Gegendemonstranten
Die Kundgebung am Goldenen Reiter blieb nicht ohne Gegenprotest. Schätzungen zufolge folgten rund 250 Menschen dem Aufruf der Gruppe "Kaltlandreisen", lautstark gegen die Festerling-Anhänger zu protestieren. Die Gegendemonstranten waren zuvor von der Stadt Dresden mit hohen Auflagen belegt worden. Danach durften während der Versammlung lediglich bis zu zehn Personen stellvertretend "optischen Protest" ausüben. Die Aktivisten kritisierten zudem die zu große Distanz zur Veranstaltung "Festung Europa". Die Gruppe konnte gegen die Auflagen nicht juristisch vorgehen - wegen des Feiertags hatte das Verwaltungsgericht geschlossen. Trotz der Einschränkungen protestierten Gegendemonstranten vor und während der Reden.
Beethovenpreisträger in Dresden
Einen weiteren Gegenpol zu "Fortresse Europe" setzte am Abend das Bündnis "Herz statt Hetze". Auf dem Postplatz warb es unter dem Motto "Musik bewegt die Welt - Bühne frei für ein Miteinander in Dresden" für mehr Toleranz. Bündnis-Sprecherin Rita Kunert erklärte, die Veranstaltung sei ganz bewusst auf Montag gelegt worden, um einen Gegenpol zur "menschenverachtenden montäglichen Hetze von Pegida" zu bilden. An der Aktion beteiligten sich nach Schätzung eines MDR-Reporters bis zu 300 Menschen.
Wir wissen auch, dass Tatjana Festerling und andere rechte Akteure Dresden gerade als Bühne nutzen für eine neue Rechte in Europa. Und dem gilt es was entgegen zu setzen, nicht nur heute, sondern auf die Dauer. [...] Ich hoffe, dass es wieder gelingt, die Vision eines gemeinsamen Europas zu leben.
Annekatrin Klepsch, Kulturbürgermeisterin Dresden
Für den musikalischen Teil der Aktion war auch der syrisch-palästinensische Flüchtling Aeham Ahmad nach Dresden gekommen. Der Pianist wurde 2015 mit dem Internationalen Beethovenpreis für Menschenrechte ausgezeichnet. Er hatte Bekanntheit erlangt, weil er in der zerbombten syrischen Hauptstadt Damaskus auf einem Klavier gespielt hatte.
Nach Angaben der Dresdner Polizei verliefen alle Veranstaltungen friedlich. Insgesamt waren demnach 239 Beamte im Einsatz.