Am rechten Rand: Ist die Jugendorganisation der AfD rechtsradikal?

Markus Frohnmaier, Vorsitzender der Jungen Alternative
Erstveröffentlicht: 
08.03.2016

Die Junge Alternative (JA), die Jugendorganisation der AfD, sympathisiert mit völkischen Standpunkten. Die Antifa Freiburg behauptet, die JA sei von Rechtsradikalen unterwandert worden.

 

Von Sebastian Kaiser, Thomas Steiner

 

Am Montag hat die Antifa Freiburg ein Dossier auf ihrer Internetseite veröffentlicht, das beweisen soll, dass die JA Baden-Württemberg gezielt von Rechtsradikalen unterwandert wurde. Auch wenn sich nicht alle Informationen überprüfen lassen – Hinweise auf Verbindungen zu rechtsradikalen Gruppierungen liegen vor.

Der ehemalige stellvertretende Bundesvorsitzende der JA, Hagen Weiß, hat bereits im vergangenen Jahr vor den Aktivitäten rechtsradikaler JA-Mitglieder gewarnt. In einem parteiinternen Schreiben vom Mai 2015 an den AfD-Bundesvorstand, das der Badischen Zeitung vorliegt, legt Weiß die Gründe für seinen Rücktritt dar: "Es fanden immer wieder Bestrebungen statt, die JA als Machtinstrument verschiedener Gruppierungen aus dem äußeren Rand des rechten Spektrums zu nutzen, um innerhalb der AfD und mittels der Partei eine ,Konservative Revolution’ (Zitat Markus Frohnmaier) durchzuführen."

Gemäßigte Mitglieder seien demnach "denunziert, beleidigt oder in manchen Fällen juristisch oder mit Gewalt" bedroht worden. Man habe das Gefühl, so Weiß, "dass jene Gruppe den Feind im System, in den Medien, in allen Parteien (Teilen der AfD inklusive) und letztlich in der Gesellschaft sieht".

In den Foren der JA sei demnach "über eine deutsche Volksgemeinschaft" sowie "die Forderung der Gebiete des Deutschen Reichs" und eine Kooperation mit der Identitären Bewegung (IB) diskutiert worden. Im Zentrum der Kritik stehen der Landesvorstand der JA Baden-Württemberg sowie Markus Frohnmaier, der Bundesvorsitzende und AfD-Landtagskandidat in Villingen-Schwenningen.

AfD dementiert

Die AfD weist die Vorwürfe von sich. "Diese Äußerungen sind sicherlich auf politische und persönliche Enttäuschungen zurückzuführen. In der Sache trifft dies nicht zu. Es hat auch mit der Gesamtausrichtung der Partei nichts zu tun", sagt AfD-Sprecher Christian Lueth. Die JA bekenne sich zum Parteiprogramm.

Die linke "Autonome Antifa Freiburg" schreibt auf ihrer Internetseite, Moritz Brodbeck, der baden-württembergische Landesvorsitzende der JA, sei ein Kader der IB gewesen. Der Düsseldorfer Rechtsextremismus-Forscher Alexander Häusler beschreibt die IB als ein Netzwerk, das sich vor allem über Facebook-Gruppen organisiere. Sein Ziel sei es, junge Menschen für völkisch-nationalistisches Gedankengut zu gewinnen. Nach Ansicht einiger Landesämter des Verfassungsschutzes ist die Ideologie der IB mindestens in Teilen rechtsextrem.

Höcke als Idol

Brodbeck, so die Antifa, habe die JA in Baden-Württemberg zusammen mit Stefan Räpple, dem heutigen AfD-Landtagskandidaten in Offenburg und Inhaber einer Hypnose-Praxis in Freiburg, gezielt aufgebaut. Räpple sagt auf Anfrage der BZ, er habe über die IB nur einmal einen Artikel in der Zeitung Junge Freiheit gelesen. Brodbeck kenne er nicht näher. Auf seiner Website bezeichnet er sich als "Gründer Junge Alternative für Deutschland".

Ausführlich befasst sich das Dossier mit dem Freiburger Dubravko Mandic. Der Rechtsanwalt ist Vorsitzender des baden-württembergischen Landesschiedsgerichts der AfD, Mitglied im Bundesschiedsgericht der JA und stellvertretender Sprecher des JA-Kreisverbands Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald. Von Mandic stammen Posts auf Facebook, in denen es etwa über die AfD heißt: "Von der NPD unterscheiden wir uns vornehmlich durch unser bürgerliches Unterstützerumfeld, nicht so sehr durch Inhalte."

Auf der Facebook-Seite des JA-Kreisverbands gibt es Links zu Seiten der IB Schwaben und zur "Kontrakultur Halle", die sich ebenfalls als identitäres Projekt bezeichnet. Auch innerhalb der AfD stellt sich der Kreisverband an den rechten Rand: Der umstrittene thüringische Landessprecher Björn Höcke wird als "Idol" gefeiert. Ähnliches hat auch Markus Frohnmaier im Netz gepostet: "Björn Höcke schenkt uns jungen Menschen den Glauben an eine sichere Zukunft."