Applaus bei Großbrand in geplantem Asylheim

Erstveröffentlicht: 
21.02.2016

In der Nacht brennt am Bautzener Husarenhof eine geplante Flüchtlingsunterkunft. Noch während der Löscharbeiten rufen Schaulustige rechte Parolen und applaudieren. Ermittler finden später Spuren von Brandbeschleuniger.

 

Dresden. In der Nacht zu Sonntag ist am Bautzener Husarenhof eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Flammen aufgegangen. Gegen 3:30 Uhr brach der Brand aus und griff schnell auf den gesamten Dachstuhl über. Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot vor Ort, um die Flammen zu bekämpfen.

Anwohner und auch einige teils alkoholisierte Schaulustige hielten sich im Umfeld des Käthe-Kollwitz-Platzes auf. Manche kommentierten das Brandgeschehen mit ausländerfeindlichen Parolen, andere applaudierten. Augenzeugenberichten zufolge waren auch Kinder unter den Schaulustigen. „Wir wollen keine Asylantenheime“ war auf den angrenzenden Straßen zu hören. Die Polizei nahm die Personalien mehrerer Schaulustiger auf und erteilte Platzverweise gegen drei Bautzener. Sie hatten die Arbeiten der Feuerwehr massiv behindert. Zwei alkoholisierte 20-Jährige kamen dem nicht nach und leisteten Widerstand. Sie wurden in Gewahrsam genommen, teilte die Polizei mit. Verletzt wurde durch den Brand niemand.

Die Ermittler gehen gegenwärtig von Brandstiftung aus. Nachdem die Feuerwehr mit ihrer Arbeit fertig war, nahmen Brandursachenermittler ihre Untersuchungen in dem Gebäude auf. Dabei kam auch ein spezieller Spürhund zum Einsatz, Spuren von Brandbeschleuniger wurden entdeckt. Der Leiter des für Extremismus zuständigen Operativen Abwehrzentrums (OAZ) der Polizei und Leipziger Polizeipräsident Bernd Merbit sagte, es werde in „jede Richtung“ ermittelt.

 

Schon im März sollten eigentlich die ersten Asylbewerber in das ehemalige Hotel einziehen, das Landratsamt wollte am 10. März zu einem Tag der offenen Tür in die für 300 Asylbewerber geplante Unterkunft einladen. Doch daraus wird nun nichts: Das Dach des ehemaligen Hotels wurde durch die Flammen nahezu vollständig zerstört.

 

 

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat die fremdenfeindlichen Vorfälle in Clausnitz und Bautzen inzwischen als „widerlich und abscheulich“ bezeichnet.

 

Die Vorfälle in Bautzen machten am Sonntag nicht nur deutschlandweit Schlagzeilen. Auch internationale Medien wie die BBC, der San Francisco Chronicle oder die Washington Post berichteten.