An einer als Trauermarsch angemeldeten Demonstration beteiligten sich am Vorabend des 13. Februars im Dresdner Osten rund 600 Nazis, die zum Großteil aus Sachsen und den umliegenden Bundesländern angereist waren (Fotos). Nach den großen Protesten und Blockaden in der Vergangenheit zogen sie es dabei wie schon im letzten Jahr vor, nicht direkt am Jahrestag den Opfern der alliierten Luftangriffe im Februar 1945 zu gedenken. Abgeschirmt von einem Großaufgebot der Polizei, die nicht nur mit 1.000 Einsatzkräften, sondern auch mit mehreren Wasserwerfern und Hubschraubern sowie einem Räumpanzer vor Ort war, liefen die Nazis um 19 Uhr weit entfernt von der Innenstadt vom S-Bahnhaltepunkt Dobritz nach Prohlis und von dort weiter bis zum Gedenkstein an die „Opfer des anglo-amerikanischen Bombenterrors“ in Nickern.
Trotz der kurzfristig organisierten Gegenproteste hatten sich am frühen Freitagabend trotzdem rund 500 Menschen in Prohlis eingefunden. Ein Großteil von ihnen hatte sich ab 18 Uhr an der Gleisschleife versammelt und mit Beginn des Naziaufmarsches die Dohnaer Straße unweit der Naziroute blockiert. Nach der Anmeldung einer Gegenkundgebung empfingen die etwa 400 von der Polizei umstellten Menschen anschließend auf der Fahrbahn die mit Fackeln vorbeiziehenden Nazis mit lautstarkem Protest.
Parallel dazu hatten sich am Jugendhaus in Prohlis etwa 40 Menschen zum Gegenprotest unmittelbar an der Aufzugsstrecke eingefunden. Auch am Ort der Abschlusskundgebung in Nickern kam es wenig später zu kleineren Protesten. Nach einer Kranzniederlegung und dem Singen aller Strophen der Deutschlandhymne endete der Abend schließlich ohne besondere Vorkommnisse.
Das für die Gegenproteste verantwortliche Bündnis „Dresden Nazifrei“ zog abschließend ein gemischtes Fazit (facebook.com/dresden.stellt.sich.quer/posts/1142990922377996). Obwohl „an eine Blockade bei den heutigen Zahlenvehältnissen und der massiven Polizeipräsenz nicht zu denken“ war und auch die Mobilisierung im „erwartbaren Rahmen“ gewesen sei, wurde das Beste aus der Situation gemacht. Weniger zufrieden zeigten sie sich mit der Zahl der Gegendemonstrantinnen und Gegendemonstranten. Während am Montagabend noch Tausende auf dem Theaterplatz gemeinsam zu Deichkind feierten, habe Dresden am Freitag einmal mehr gezeigt, dass sich die Bevölkerung in der Stadt „immer dann gepflegt wegdreht, wenn es gilt, konkrete, klare, Kante gegen Rechts zu zeigen“.
Kurzbericht mit Fotos: 12. Februar Neonazi-Demo in Prohlis