Bei der Demonstration auf dem Heilbronner Kiliansplatz tauchte die Deutsch-Russische Bruderschaft am Sonntag nur am Rande auf. Welche Rolle diese Organisation tatsächlich spielte bei der formal von einem Privatmann angemeldeten Demonstration, wird erst im Nachgang deutlich: "Besonderer Dank geht an die Brüder aus Heilbronn die alles gut organisiert (Bis auf Technik) und angemeldet haben", heißt es auf der Facebook-Seite der Gruppe. Ein Dankeschön geht auch "an die Brüder aus Heilbronn, Stuttgart, Tübingen, Ulm, Pforzheim und Würzburg".
Die offenbar ebenfalls auf dem Kiliansplatz waren. Und, so schreibt die Bruderschaft: Abgesehen von der von Gewerkschaftern, SPD, Grünen und Linken organisierten Gegendemonstration sei die Veranstaltung so verlaufen, "wie wir uns das vorstellten und geplant haben".
Recht und Ordnung
Offenbar war die Kundgebung also doch gezielter organisiert, als die Veranstalter das am Sonntag vorgaben. Da sagte der als Privatmann auftretende Anmelder noch: "Wir sind einfach russlanddeutsche Bürger." Seinen Namen wollte er wie viele andere nicht nennen.
Wer aber ist die Deutsch-Russische Bruderschaft? Und welche Ziele verfolgt die Gruppe mit ihrer Demonstration in Heilbronn? "Wo wir sind, herrscht Recht und Ordnung", ist auf der Facebook-Seite zu lesen. Verantwortlich für die Seite ist laut Impressum Andreas Petersson, der in Neustrelitz in Brandenburg eine Beratungsfirma betreibt − die angegebene Telefonnummer gibt es allerdings nicht mehr. Auf Nachrichten an die Seite antwortet niemand. Unterstützer beantworten Anfragen ebenfalls nur spärlich.
Heimatliebe
Die Facebook-Seite aber spricht für sich: "Stark, selbstbewusst, sportlich, zusammenhaltend und einstehend für wahre Werte, wie Ehrlichkeit, Respekt, Glaube, Familie, Heimatliebe und Tradition", heißt es dort, soll dieser Verbund aus Deutschen und Russlanddeutschen sein. "Wir konzentrieren uns auf sportliche Aktivitäten und sind politisch absolut neutral."
Die Aktivitäten der Seite machen einen anderen Eindruck. Die Bruderschaft hat offenbar ein "mobiles Einsatzkommando" gegründet. Dessen Aufgabe es ist, Veranstalter über die richtige Organisation von Demos zu informieren und für diese Veranstaltungen zu werben − seit dem 24. Januar gibt es überall in Deutschland auf den ersten Blick nicht koordiniert erscheinende Aufmärsche gegen die Flüchtlingspolitik mit russlanddeutschem Hintergrund. Menschen aus dem Umfeld der Deutsch-Russischen Bruderschaft hatten offenbar viele der Kundgebungen organisiert.
Auf der Facebook-Seite ist außerdem viel Begeisterung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu finden. Dazu kommt Beifall für den russischen Militäreinsatz an der Seite von Assad in Syrien. Viele der Äußerungen sind stark nationalistisch. Es ist unter anderem die Rede von der "westlich zionistischen Herrschaft". Daneben gibt es viel Militaristisches, Verherrlichung der Frau als Mutter, Familie. "Ein Patriot ist ein Krieger, der immer bereit ist bis zum letzten Tropfen Blut zu kämpfen. Für die Familie, für das Land und für die Ehre!", heißt es zum Beispiel. "Deswegen ist Sport und die psychische Stärkung ein fester Bestandteil der Tagesordnung!"
Unterstützer der Bruderschaft waren auch dabei, als im vergangenen Mai der russisch-nationalistische Rockerclub "Nachtwölfe" nach Berlin kam. Der Besuch sollte an die Erfolge der Roten Armee im Kampf gegen Hitler-Deutschland erinnern. Die Bundesregierung verbot aber vielen Nachtwölfen die Einreise ins Land, weil die Bundesregierung ihnen nicht-legitime Ziele unterstellte. Wie weit die Bruderschaft solche Aktionen selbst unterstützt, bleibt auch anhand der Facebook-Seite unklar.
Minderheit
Die pro-russische Haltung der Organisation verwundert Dimitri German, Vorsitzender des Kulturrats der Deutschen aus Russland. "Das ist gar nicht typisch für Russlanddeutsche", sagt er. "Wir distanzieren uns von dem Ganzen." Dimitri German hält Gruppen wie die Bruderschaft für eine kleine Minderheit.
Fast 37.000 Fans hat die Bruderschaft auf Facebook. Ob alle die Ideologie dieser Organisation unterschreiben? Einige User geben auf Nachfrage an, die Seite nur "wegen den witzigen Bildern und Videos" zu verfolgen.