Aufruf zum Hungerstreik der kurdischen Jugend ab heute 02.02.16 - 14.00 Uhr vor dem Brandenburger Tor in Berlin
Die kurdische Freiheitsbewegung hat seit 2013 einen ernsthaften Friedensdialog mit dem türkischen Staat begonnen. Direkte Gespräche zwischen Abdullah Öcalan und hohen türkischen Staatsvertreter_innen, einseitige Waffenstillstände der Guerilla, der Aufbau basisdemokratischer Selbstverwaltungsstrukturen in der Osttürkei und die parlamentarische Demokratieoffensive der HDP waren die wichtigsten Maßnahmen für eine Lösung der Demokratiedefizite der Türkei. Seit einem halben Jahr reagiert der türkische Staat darauf ganz offen mit Krieg. Seitdem wurden tausende politische Aktivist_innen verhaftet, die Pressefreiheit massiv eingeschränkt, über 50 Ausgangssperren in kurdischen Städten verhängt und ca. 300 Zivilist_innen von türkischen „Sicherheitskräften“ ermordet.
Die Politik des türkischen Staates und seiner AKP-Regierung bietet keine Lösungsperspektive, sondern ist das Hauptproblem. Dies darf auch die deutsche Bundesregierung nicht leugnen. Anstatt die türkische Regierung mit drei Milliarden für die gewaltvolle Abwehr Geflüchteter zu bezahlen, sollte die deutsche Bundesregierung die demokratischen Kräfte in der Türkei unterstützen. Tut sie dies nicht, macht sie sich mitschuldig an den Massakern in Nordkurdistan (Osttürkei) und der Zerstörung demokratischer Grundprinzipien in der gesamten Türkei.
Die kurdische Freiheitsbewegung möchte keinen Krieg, sondern eine Demokratisierung der Türkei! Deshalb werden seit ca. zehn Jahren in den kurdischen Gebieten der Osttkürkei Selbstverwaltungsstrukturen aufgebaut. Die Bevölkerung schafft dadurch Alternativen zu den Institutionen des Staates. Ziel ist es, eine basisdemokratische, frauenbefreite und ökologische Gesellschaft aufzubauen. In allen Städten und Dörfern werden Räte aufgebaut, die durch verschiedenen Kommissionen alle Lebensbereiche gestalten: Wirtschaft, Bildung, Sicherheit und die Rechtsprechung sind nur einige Beispiele. Besonderer Wert wird auf den Kampf gegen patriarchale Strukturen gelegt: Frauen organisieren sich in allen Lebensbereichen autonom. Sie gründen Frauenkooperativen, eigene Bildungsakademien und Frauenverteidigungseinheiten. Für ökologische Themen ist die kurdische Bevölkerung besonders sensibilisiert. Bis zur Zerstörung von 4000 Dörfern durch die türkische Armee in den 90er Jahren lebte ein Großteil der Bevölkerung in Dörfern. Selbstversorgung, ökologische Landwirtschaft und solidarisches Wirtschaften waren Alltag. Daran soll durch die Rückkehr in die Dörfer angeknüpft werden. Zugleich wird aktiver Widerstand gegen die großen Staudammprojekte des türkischen Staates geleistet.
Mit unserem Hungerstreik von Dienstag, den 02.02.16 (14 Uhr), bis Donnerstag, den 04.02.16 (17 Uhr), protestieren wir vor dem Brandenburger Tor für die dringend notwendige Demokratisierung der Türkei!
Wir fordern alle freiheitlichen und radikaldemokratischen Kräfte auf, sich mit dem kurdischen Freiheitskampf solidarisch zu zeigen! Unterstützt uns vor Ort am Brandenburger Tor! Macht Soli-Aktionen in der Stadt! Seid kreativ und widerständig!
Wir fordern:
- Freiheit für Abdullah Öcalan!
- Weg mit dem Verbot der PKK!
- Schluss mit der Unterstützung der Bundesregierung für die Kriegspolitik des türkischen Staates!
Unterzeichner_innen: Nav-Dem Berlin (Demokratisches Gesellschaftszentrum der Kurdinnen in Deutschland) Ciwanên PYD-Berlin (Jugendorganisation der Partei der Demokratischen Union in Berlin - PYD) JXK Berlin (autonomer Frauenflügel des Verbands der Studierenden aus Kurdistan) YXK Berlin (Verband der Studierenden aus Kurdistan) Ciwanên Azad Berlin (Kurdische Jugend Berlin)
Mehr Infos (auch zur aktuellen Lage in Nordkurdistan) unter: