Freiburger Rotteckring: Streit um Pflastersteine aus Vietnam

Erstveröffentlicht: 
30.12.2015

Hätte auch eine Firma aus der Eifel den Basalt für den neuen Rotteckring in Freiburg liefern können? Das behauptet der Lobbyverband. Die Stadt behauptet indes: Nur der Stein aus Vietnam war geeignet.

 

Für die Umgestaltung des Rotteckrings hätte es keine Steine aus Vietnam gebraucht. Das behauptet der "Industrieverband Steine und Erden". Die Darstellung des Rathauses, wonach nur vietnamesische Steinbrüche die gewünschte Qualität, Farbe und Menge hätten liefern können, stimme nicht. Der Lobbyverband verweist auf ein Unternehmen in der Eifel. Dessen Geschäftsführer hatte tatsächlich Proben nach Freiburg geschickt. Doch die Planer der Stadtverwaltung lehnten ab – und sie bleiben dabei: Das Produkt sei weder technisch noch optisch geeignet.

Der Gemeinderat hat das "Materialkonzept" für den Platz der Alten Synagoge vor eineinhalb Jahren beschlossen. Mit 130 auf 130 Meter ist er Freiburgs zweitgrößter Platz nach dem Münsterplatz – und das Kernstück der Umgestaltung des Rotteckrings mit Stadtbahn. Das federführende Garten- und Tiefbauamt informierte die Stadträte, dass das graue Basaltsteinmaterial in Europa "nicht zur Verfügung" stehe. Immerhin müssen 3900 Quadratmeter gepflastert werden – so groß wie ein halber Fußballplatz. 1700 Quadratmeter sind bereits vor der neuen Universitätsbibliothek verlegt.

Die Verfügbarkeit sei im Vorfeld recherchiert worden, teilte die Stadtverwaltung auf Nachfrage der BZ mit. Dazu zählt sie "vorhandene Erfahrungen der Fachplaner" sowie die Abfrage bei Lieferanten. Zudem sei die Expertise eines "renommierten Gutachters" eingeholt worden.

Stadtverwaltung: Basaltlava aus der Eifel ist ungeeignet


Dass die Firma "Naturstein Schmitz" mit Sitz im rheinland-pfälzischen Mendig später eine Pflasterprobe schickte, bestätigt das Rathaus. Auslöser war der Hinweis des baden-württembergischen "Industrieverbands Steine und Erden" an Oberbürgermeister Dieter Salomon, dass es sehr wohl genügend Steine in Deutschland gebe. Darauf bat die Verwaltung um ein Exemplar aus Mendig. Doch sei man sich mit dem gemeinderätlichen Verkehrsausschuss einig gewesen, dass das Material aus der Vulkaneifel ungeeignet sei, teilt das Pressereferat mit.

Nun hat der Industrieverband, der 500 Unternehmen vertritt, in einer Mitteilung die Stadt erneut kritisiert. Basalt aus Vietnam zu verwenden sei wirtschafts- und klimapolitisch das falsche Signal.

Die Stadtverwaltung weist den Vorwurf zurück. Die Mendiger Basaltlava sei keine Alternative gewesen, denn sie besitze eine Porosität von 15 bis 25 Prozent (Hohlraum im Verhältnis zum Gesamtvolumen), weshalb er nicht so fest sei und zwei- bis dreimal mehr Abrieb habe als der Basalt aus Vietnam mit einer Porosität von 0,5 Prozent. Das sei entscheidend für eine Fläche, die stark genutzt werde. Außerdem dringe in die Poren viel leichter Schmutz ein, was den Aufwand und somit die Kosten für die Reinigung erhöhe.

War das Angebot aus der Eifel den Planern lästig?


"Alles Käse", sagt hingegen Rainer Krings, Geschäftsführer der Mendiger Firma. Seine Basaltlava habe eine Porosität von maximal neun Prozent, weise bessere Werte gegen Verformung auf als jeder Basalt und habe im Gegensatz zum Material aus Vietnam bewiesen, dass es 50 Jahre und länger überdauert. Er habe den Eindruck, dass sein Angebot den Planern lästig gewesen sei. "Man wollte unserem Material keine Chance geben." Aber warum? Kommunen, sagt Krings, würden häufig von Natursteinlieferanten beraten, und die verdienten mit exotischen Steinen besser.

Den Auftrag in Freiburg hat die Arbeitsgemeinschaft Johann Joos / Zürcher Bau nach einer europaweiten Ausschreibung erhalten. Was sie fürs Verlegen bekommt und wie teuer die Steine aus Vietnam sind, falle unter die gesetzliche Geheimhaltungspflicht, teilte das Rathaus auf BZ-Nachfrage mit.