Die Polizei geht derzeit Hinweisen aus dem Internet nach, wonach Rechtsextremisten für die Angriffe auf Wohnmobile in Leipzig verantwortlich sein könnten. Die Brandanschläge galten offenbar der linksalternativen Szene. Diese ruft bereits zum Gegenangriff auf.
Leipzig. Nach den Brandanschlägen auf 13 Wohnmobile in Leipzig geht die Polizei Hinweisen nach, wonach diese aus der rechtsextremen Szene verübt worden sein könnten. Die Besitzer der am Dienstag in Connewitz, Plagwitz und Lindenau angezündeten Caravans seien dem „linkspolitisch orientierten Spektrum zuzuordnen“, sagte Polizeisprecherin Katharina Geyer am Mittwoch auf Nachfrage von LVZ.de. Die Ermittler prüfen daher auch, ob rechtsextreme Motive für die Tat in Frage kommen – neben möglichen anderen Theorien.
Am Mittwochabend tauchte im linken Internet-Portal Indymedia ein anonymes Schreiben auf, in dem „Anwohner*innen“ Rechtsextremisten für die Anschläge verantwortlich machen. „Durch den Modellstil der betroffenen Autos und die Örtlichkeit in linksgeprägten Stadtteilen, in denen die Anschläge geschahen, ist davon auszugehen, dass gezielt Fahrzeuge des ‚linken Milieus‘ gewählt worden sind“, behaupten die Verfasser. Es sei naheliegend, dass es sich „um einen faschistischen Angriff auf linke Strukturen und Menschen in Leipzig“ handele, heißt es.
Caravans parkten vor linkem Wohnprojekt
In der Zollschuppenstraße in Plagwitz, wo die Täter Brandsätze an elf Wohnmobilen legten, befindet sich ein linksalternatives Wohnprojekt. Das sogenannte Mietshäuser-Syndikat führte dort 2009 ehemals leerstehende Gebäude in kollektiven Besitz über. Nach Angaben der Initiative wohnen dort gegenwärtig 13 Personen. Die drei Gebäude dienen, so heißt es bei Indymedia, auch als „Anlaufpunkt für linksradikale Politik“.
Den Behörden ist das anonyme Schreiben bekannt. „Das Posting ändert aber nichts an der Arbeit der Polizei. Wir ermitteln grundsätzlich in alle Richtungen und können sowohl einen rechtsmotivierten Hintergrund als auch jede andere Theorie bislang nicht ausschließen“, erklärte Sprecherin Geyer. Im Netz riefen die anonymen Verfasser auch zu Gegengewalt auf. „Orte und Räume, in denen Rassist*innen und andere Menschenverachter*innen Handlungsmöglichkeiten besitzen, müssen konsequent angegriffen werden“, heißt es.
Alle Taten nach ähnlichem Muster
Von den Tätern fehlte am Mittwoch noch immer jede Spur. Sie waren bei den Anschlägen nahezu zeitgleich zwischen 2.30 und 2.40 Uhr und nach ähnlichem Muster vorgegangen. Bei allen Übergriffen legten sie Brandsätze auf die Reifen. Zwei Wohnmobile und drei weitere Fahrzeuge gingen in Flammen auf, die anderen angezündeten Caravans konnten von aufmerksamen Zeugen vor schweren Bränden bewahrt werden.
Der Gesamtschaden konnte laut Polizei noch nicht abschließend ermittelt werden. Er dürfte jedoch nach ersten Schätzungen mehrere zehntausend Euro betragen. „Bei den Oldtimer-Wohnmobilen dürfte es sich“, so die Polizeisprecherin, „zusätzlich auch um einen ideellen Wert handeln.“
Von nöß