Zeltstadt am Deutschen Platz ist fertig

Erstveröffentlicht: 
22.12.2015
Die ersten Flüchtlinge ziehen am Mittwoch ein

VON MATHIAS ORBECK

 

Leipzig. Auch bei starkem Wind bis Stärke 11 sind die Zelte sicher. Das betonte Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst. Sie stellte am Montag die neuen Leichtbautraglufthallen für Asylbewerber vor, die gegenüber der Deutschen Nationalbibliothek auf einem ehemaligen Parkplatz aus dem Boden gestampft wurden. Darauf wollte die Stadt eigentlich verzichten. „Es ist eine Notmaßnahme, gerade für die Wintermonate, die wir nur solange nutzen, bis wir weitere feste Häuser zur Verfügung haben.“ Daran werde mit Hochdruck gearbeitet.

 

Die gut beheizten Unterkünfte sind für Temperaturen bis minus 15 Grad geeignet. Schnee auf dem Dach sei unproblematisch, da dieser entlang der Einblasschläuche rasch schmilzt. Etwa 400 Menschen sollen dort wohnen, die ersten kommen am Mittwoch, weitere am30. Dezember. „Damit können wir dieses Jahr unsere Verpflichtungen erfüllen“, so die Amtsleiterin. Leipzig hat dann dieses Jahr 4200 Flüchtlinge neu aufgenommen, die Prognose wurde leicht nach unten korrigiert. Etwa 5000 Menschen, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen, leben dann in der Messestadt.

 

Konzipiert sind die Zelt-Unterkünfte am Deutschen Platz für zwei Jahre. Vorteil sei ihre zentrale Lage, die eine Integration erleichtert. Und auch den Kindern den Besuch benachbarter Schulen. In den Leichtbauhallen, in denen es kojenartige Räume als Abgrenzung gibt, Privatsphäre einzurichten, ist zwar schwierig. „Wir bemühen uns aber, für unsere Gäste eine möglichst wohnliche Atmosphäre zu schaffen“, so Falk Johne von der Firma Saxonia Catering, die das Areal betreibt. Es gibt einen Gemeinschaftsbereich, in dem das Essen als Buffet serviert wird. Ansonsten steht er für Freizeitangebote offen, die von den Sozialarbeitern organisiert werden. Auch das Uniklinikum sowie die Rahn Dittrich Group haben ihre Hilfe angeboten. Beschäftigungsangebote seien wichtig, da es ja bis März an den Abenden zeitig dunkel wird.

 

Hin und wieder verschwindet auch ein Asylbewerber, das betrifft zunächst die Erstaufnahmelager. Sobald die Menschen Leipzig zugewiesen und registriert sind, passiert dies eher selten. Ein Phänomen sind allerdings die unbegleiteten Minderjährigen. Da sind schon 111 junge Männer aus Häusern des Jugendamtes weg, um sich auf eigene Faust weiter inRichtung Skandinavien – offenbar ihr ursprüngliches Ziel – durchzuschlagen. Das Amt zeigt das Verschwinden zwar bei der Polizei an, kann aber im Prinzip nichts machen. Derzeit betreuen Jugendamt und seine Partner 436 minderjährige Flüchtlinge. Für einige davon werden weiterhin Pflegefamilien gesucht. Ein Vertrag wurde bislang nicht abgeschlossen. „Es gibt aber mehr als 50 Interessierte, mit denen wir verhandeln“, so Nicolas Tsapos, der Amtsleiter.