Aufregung in Paunsdorf: Auf dem Gelände des SV Fortuna ist am Wochenende ein spontaner Wagenplatz entstanden. Das sorgte am Wochenende für einige Verwirrung, zwischenzeitlich stand eine Räumung im Raum. Die ist vorerst vom Tisch. Stadt und Verein diskutieren nun über das weitere Vorgehen.
Paunsdorf. Ein spontan entstandener Wagenplatz in Paunsdorf hat am Wochenende für Aufsehen im Stadtteil gesorgt. Am frühen Samstagmorgen hatten mehrere Personen das Gelände an der Riesaer Straße mit insgesamt sieben Wagen und Wohnmobilen besetzt. Dies bestätigte Wulf Basse, 1. Vorsitzender des SV Fortuna Leipzig, zu dessen Vereinsgelände die Fläche gehört, auf Anfrage von LVZ.de.
Da der SV Fortuna das seit einigen Jahren brachliegende Gelände, auf dem der Verein seinen Bioabfall zwischenlagert, von der Stadt Leipzig gepachtet hat, sei man um einen Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs aus rechtlichen Gründen nicht herumgekommen. „Das musste gemacht werden“, so Basse. In Konsequenz sei die Polizei zu dem Gelände gerufen worden, denn die Räumung des Lagers stand zur Debatte. Glücklicherweise sei es aber nicht zu einer Eskalation gekommen, berichtet Basse. „Darüber sind wir auch sehr froh.“
Das Wagenplatz-Kollektiv „Morariesa“ sieht in seiner Nutzung des Platzes viele Vorteile – und bietet dem Verein zusätzlich seine Kooperation an. „Wir zeigen uns solidarisch und würden die Fußballer auch bei sonstigen Arbeiten am Platz unterstützen. Man kann mit uns reden“, so der Sprecher. Den Platz habe man gewählt, weil kaum geeignete Alternativen vorhanden seien. Die Messestadt biete leider ohnehin ohnehin kaum Flächen für experimentelles Wohnen.
„In Leipzig übersteigt die Nachfrage nach solchen Plätzen derzeit das verfügbare Angebot“, erläuterte die Gemeinschaft die Umstände. Auch die Wagenplatz-Bewohner sind glücklich über die insgesamt entspannte Situation am Wochenende. „Der Vorstand der Fortuna und die Polizei haben sich uns gegenüber sehr human verhalten“, bestätigte ein Sprecher des Wagenplatz-Kollektivs „Morariesa“. „Wir hoffen auf eine gute Zusammenarbeit.“
Mit zur Deeskalation beigetragen hatte auch die Leipziger Abgeordnete Juliane Nagel (Die Linke). Sie war nach eigenen Angaben von den Beamten für die Verhandlungen als Vermittlerin hinzugezogen worden. Widersprüchliche Angaben hatten laut Nagel am Wochenende mehrfach für Verwirrung gesorgt. Zunächst sei am späten Samstagabend per SMS durch die SV Fortuna die Räumung des Geländes angekündigt worden, worauf über das Internet Unterstützer für die Besetzer organisiert wurden. Knapp 40 Personen versammelten sich daraufhin laut Nagel am Sonntagvormittag an dem Gelände, um eine Räumung zu verhindern.
Auch die Polizei bestätigte auf Anfrage, dass man sich auf einen Einsatz vorbereitet habe. „Wir befanden uns bereits in der Planung“, so Pressesprecherin Katharina Geyer. Letztendlich fand der aber nicht statt. Denn Stadt und Verein hatten sich zuvor auf Gespräche über das weitere Vorgehen verständigt.
Basse betonte gegenüber LVZ.de aber auch, dass der Verein zunächst kein unmittelbares Problem mit den Besetzern habe. „Die Leute stören uns derzeit nicht, allerdings ist es natürlich auch so, dass wir als Pächter der Fläche mit in Haftung genommen werden können, falls etwas passiert“, erläutert er die verzwickte Situation. Ohnehin liege die Entscheidung über das weitere Vorgehen nun aber bei der Verwaltung, denn die Stadt Leipzig habe als Grundstückseigentümer das letzte Wort.
Die Stadt teilte am Abend mit, dass man als Grundstückseigner auf die Einhaltung des bestehenden Pachtvertrages bestehe. Aussagen darüber, wie nun weiter in der Sache verfahren werde, konnte der Verein auf Nachfrage am Abend noch nicht abschließend bewerten. Gleiches gilt laut Polizei auch für die noch im Raum stehenden Vorwürfe des Hausfriedensbruchs und der Sachbeschädigung.
Von Bastian Fischer