Dölzig. Bis in die zweite Empore hinauf drängten sich am Donnerstagabend die rund 200 Besucher in die Dölziger Kirche. Eingeladen zu der Einwohnerversammlung hatte auf Wunsch der Dölziger der Schkeuditzer Oberbürgermeister Jörg Enke (Freie Wähler). Thema des Abends: die aktuelle Situation und künftige Entwicklung der Asylbewerber-Unterkünfte im Gewerbegebiet Westringstraße.
Anders als noch vor einigen Wochen in der Diskothek Sax war diesmal auch ein Politiker des Freistaates Sachsen gekommen. Enke hatte Bundes- und Landtagsabgeordnete des Wahlkreises eingeladen. Der CDU-Abgeordnete Volker Tiefensee stellte sich vor und entschuldigte den gleichfalls zum Kommen gewillten Bundestagsabgeordneten Marian Wendt (CDU), der aber aufgrund einer Sitzung in Berlin absagen musste. Außerdem stellten sich neben Enke und Tiefensee den Bürgerfragen: Ilka Kretschmann von der Landesdirektion Sachsen, die Dezernenten Angelika Stoye und Ulrich Fiedler vom Landratsamt Nordsachsen sowie der Schkeuditzer Bürgermeister Lothar Dornbusch (Freie Wähler).
Die für die Liegenschaften, wie das Erstaufnahmelager in Dölzig, zuständige Kretschmann informierte, dass dort derzeit 150 Bewohner einquartiert sind, hauptsächlich Familien. Im Schlafsaal wären zudem alleinreisende Männer untergebracht. Ende Dezember soll das zweite Gebäude so weit hergerichtet sein, dass weitere 200 Betten zur Verfügung stehen und die Essensausgabe aus dem Zelt in den Innenraum verlegt werden kann. Ab Mitte Januar würden in der Einrichtung dann 350 Personen leben, bei voller Betriebsfähigkeit Ende 2016 bis zu 700 Personen. Vereinzelt gibt es empörte Zwischenrufe, wer das alles bezahlt, die Zahlen würden nicht stimmen, hieß es. Kretschmann betonte, dass die Einrichtung keine Notunterkunft sei, „sondern solange betrieben wird, wie die Lage in der Welt sich nicht ändert. Wir sind Menschen, und humanitäre Hilfe macht uns Menschen aus.“
Aus der Sicht des Landkreises, der im ehemaligen Hotel Magnet im selben Gewerbegebiet eine Gemeinschaftsunterkunft eingerichtet hat, sagte Stoye, dass im Dezember und Januar jeweils weitere 600 Asylbewerber nach Nordsachsen kommen. Derzeit seien in den Städten und Gemeinden insgesamt 1700 Asylsuchende untergebracht, 75 Prozent davon in Wohnungen. Das Magnet Hotel sei mit Syrern und Afghanen belegt, 49 Personen, die alle registriert seien. Stoye kündigte die Einrichtung zweier weiterer Unterkünfte in Kursdorf und in der Kernstadt Schkeuditz an. Bis die fertig sind, sollen ins Magnet Hotel vorübergehend weitere 30 Asylbewerber einziehen.