Er arbeitete an der Uni Freiburg und führte ein scheinbar normales Leben – dann griff das LKA zu. Jetzt ist der mutmaßliche ETA-Terrorist an Frankreich ausgeliefert worden.
Ein mutmaßlicher spanischer ETA-Terrorist ist nach Frankreich
ausgeliefert worden. Der 52 Jahre alte Mann sei am Montag in das
Nachbarland überstellt worden, teilte das Oberlandesgericht Karlsruhe am
Dienstag unter Berufung auf die Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe
mit. Der 1. Strafsenat hatte am 10. November auf Antrag des
Generalstaatsanwalts über die Zulässigkeit der Auslieferung entschieden
(1 AK 111/14).
Frankreich hatte die Auslieferung des 52-Jährigen beantragt, der dort in
Abwesenheit bereits in vier Verfahren zu 17 Jahren Freiheitsstrafe
verurteilt worden war. Er soll zwischen 2000 und 2004 Mitglied der
Terrororganisation gewesen sein und in Frankreich Verantwortung für
elektronische Ausrüstung, die Vorbereitung von Sprengstoffanschlägen und
Dokumentenfälschung getragen haben. Er wurde per europäischem
Haftbefehl gesucht. Der Verdächtige war Ende Oktober 2014 in Freiburg
festgenommen worden. Er hatte dort seit 2001 unter falschem Namen
gelebt.
Der Spanier ist zwar Sohn einer Deutschen, hat aber selbst nicht die
deutsche Staatsbürgerschaft. Jahrelang lebte er unbehelligt in Freiburg
und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter für ein
drittmittelfinanziertes Forschungsprojekt der Universität in einem
geisteswissenschaftlichen Bereich. Der Mann soll der Universität zufolge
seine Identität professionell gefälscht haben, so dass es in Freiburg
keinerlei Hinweise auf die Täuschung gab. Laut OLG wurde in seiner
Wohnung Equipment zur Fälschung von Dokumenten sichergestellt.
Wie das OLG bekannt gab, ist die Auslieferung an die Bedingung geknüpft,
dass der 52-Jährige das Recht auf neue Gerichtsverfahren erhält. Dabei
darf eine Strafe von nicht mehr als zehn Jahren verhängt werden darf.
Die französischen Behörden hätten dies zugesichert. Im Hinblick auf die
sozialen Bindungen des Mannes in Deutschland wurde die Auslieferung
zudem an die Bedingung geknüpft, dass er die Strafe in Deutschland
verbüßen darf.
Fast 50 Jahre lang kämpfte die Untergrundorganisation ETA für einen von
Spanien unabhängigen baskischen Staat. Bei etwa 4000 Anschlägen kamen
mehr als 830 Menschen ums Leben. 2011 erklärte die ETA einen
Gewaltverzicht; seitdem verübte sie keine Anschläge mehr.
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