Landkreis Meißen lässt Flüchtlinge selber bauen

Erstveröffentlicht: 
09.10.2015

Im Landkreis Meißen werden die Asylunterkünfte knapp. Wohncontainer gibt es kaum noch zu kaufen - nun sollen Fertigbauhäuser das Problem lösen. Die Flüchtlinge selbst sind nun aufgefordert, beim Aufbau mit anzupacken. Der Landkreis verspricht sich davon nicht nur, den Mangel an Wohnraum kurzfristig zu beheben. Nebenbei soll das Projekt bei der Integration helfen, denn ein Handwerksunternehmen aus der Region leitet sie beim Bau an. Der Firma sind aus Protest allerdings gleich drei Kündigungen ins Haus geflattert.

 

Im Landkreis Meißen sollen Flüchtlinge Fertigteilhäuser für ihre Unterbringung selbst bauen. Der Verwaltungsausschuss des Kreistages hat am Donnerstagabend ein Pilotprojekt beschlossen, das bis zu 100 Plätze für Flüchtlinge auf verschiedenen Grundstücken im Landkreis Meißen vorsieht. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt rund 480.000 Euro. Wie die Sprecherin des Landratsamtes, Kerstin Thöns, MDR SACHSEN sagte, sollen die Flüchtlinge die Fertigteilhäuser selbst montieren. Auf diese Weise würden nicht nur Engpässe der Bereitstellung von Unterkünften behoben. Das Landratsamt rechne auch mit weniger Gewaltausbrüchen unter den Flüchtlingen.

 

Mitarbeiter haben aus Protest gekündigt

 

Die Flüchtlinge werden dabei von der Firma Hahn und Auerbach aus Grumbach unterstützt. 10 bis 15 Asylbewerber will Zimmermeister Ludwig Hahn auf der Baustelle beschäftigen: "Ich denke, dass kann eine Win-Win-Situation werden: Im Handwerk ist es schon so, dass wir auch Not haben, Auszubildende zu finden und ich könnt mir schon vorstellen, dass das auch eine Möglichkeit für Firmen sein kann, dort eben auch ausbildungsfähige Leute zu finden in solchen Projekten, wenn das wirklich funktioniert."

Und neues Personal kann Hahn im Moment gut gebrauchen. Drei seiner Kollegen hätten gekündigt, weil sie mit dem Projekt nicht einverstanden seien, erzählt der Zimmermeister: "Das war für mich auch ein deutliches Zeichen, was hier im Augenblick gerade durch diese Flüchtlingspolitik in diesem Land passiert. Und diese Spaltung, die da gerade läuft, die trifft natürlich auch die Betriebe untereinander. Das ist durchaus eine Sache, wo man sich auch selbst positionieren muss und wo auch von einem Unternehmer ein deutliches Wort gefordert ist."

 

Integration funktioniere am besten über Arbeit, ist sich Ludwig Hahn sicher. Die Verständigung wird dann schon klappen, trotz unterschiedlicher Muttersprachen. Auch ob und von wem die Geflüchteten bezahlt werden, ist noch nicht geklärt. Das will das Landratsamt in den nächsten Wochen klären. Genauso wie die Versicherung und wer der Arbeitgeber ist.

 

Am 19. Oktober beginnt der Bau des ersten Hauses. Bis Dezember soll das erste Haus in der Gemeinde Klipphausen stehen. Wenn alles gut läuft, sollen drei bis vier weitere Häuser folgen, in denen insgesamt etwa 100 Menschen leben können.