Streit um Asylheim neben Schule eskaliert!

Erstveröffentlicht: 
07.10.2015

Dresden – Der Streit um die geplante Unterbringung von 150 Flüchtlingen in einem Schulhaus an der Boxberger Straße (Prohlis) spitzt sich zu. Eine Eltern-Initiative hat dazu aufgerufen, die Kinder der benachbarten Grundschule zu Hause zu lassen.

 

Wir werden unsere Kinder aus Sorge um deren Sicherheit nicht in dieser Schule unterrichten lassen! Unsere Kinder werden und sollen in dieser Situation zu Hause bleiben“, so Frank Hannig, Sprecher einer Bürgerinitiative, die sich am Dienstag gegründet hat und aus Eltern von Schülern der 89. Grundschule zusammensetzt.

 

Wie MOPO24 berichtete, sollen die zwei verschiedenen Schulteile durch einen blickdichten Zaun getrennt werden. Trotzdem sei die Sicherheit der Kinder nicht gewährleistet, argumentiert die Initiative.

„Bereits bei der Informationsveranstaltung im Schulgebäude kam es vor der Tür zu Tumulten und Krawallen von Seiten Prohliser Bürger. Die Polizei erschien in Kampfanzügen und musste die Elternschaft schützen“, so Hannig.

 

„Es ist abzusehen, dass sowohl rechte als auch linke Krawallmacher, politische Parteien und Bürgerbewegungen die Situation an der Schule für ihre Zwecke vereinnahmen werden und dort demonstrieren wollen."

 

Und Hannig weiter: „Wir fordern die Lehrer der 89. Grundschule in Dresden und die zuständige Gewerkschaft für Bildung und Erziehung auf, zu streiken und sich zu weigern, an dieser Grundschule zu unterrichten..."

 

Im Falle eines Streiks müsse die Stadt den Kindern eine Ausweichschule bereitstellen. Falls nicht, wolle Hannigs Initiative selbst nach einer "geeigneten Örtlichkeit" suchen...


Aktuell ist MOPO24 vor Ort. Wir updaten diesen Artikel.

UPDATE, 9:25 Uhr: Schulleiterin Beate Klemm erklärte gegenüber MOPO24, dass von den rund 250 Schülern heute nur etwa die Hälfte anwesend sei. "Viele Eltern haben ihre Kinder entschuldigt, offiziell aus Krankheitsgründen." Der Unterricht finde dennoch planmäßig statt.

UPDATE, 9:35 Uhr: Nach MOPO24-Informationen haben Eltern beim Verwaltungsgericht Dresden Klage auf einstweilige Anordnung gegen die Unterbringung von 150 Flüchtlingen in der Schule eingereicht.

UPDATE, 10:05 Uhr: Frank Hannig, Sprecher der Bürgerinitiative, und einige Eltern berichten davon, dass deutlich weniger Kinder zum Unterricht erschienen sind. Die Rede ist von etwa 25 Schülern. Einige Eltern hätten ihre Kinder inzwischen wieder von der Schule abgeholt.

 

UPDATE, 11:00 Uhr: Wie das Operative Abwehrzentrum (OAZ) soeben mitteilte, haben unbekante Täter in der Nacht vier Molotowcocktails auf die Schule in der Boxberger Straße geworfen. Jedoch gelang es den Tätern nicht, am oder im Objekt einen Brand auszulösen. Es wird in alle Richtungen ermittelt. "Ein rechtspolitisch motivierter Hintergrund der Tat ist jedoch sehr wahrscheinlich", hieß es in der Mitteilung. Hinweise erbittet sich das OAZ unter 0351/4832233.

UPDATE, 11:26 Uhr: Wie die Stadt mitteilt, wird sich Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) in wenigen Minuten zum Sachverhalt der Molotowcocktails äußern. Gleich mehr bei MOPO24 unter diesem LINK. :

 

Molotow-Anschlag auf geplantes Asylheim. Hilbert schockiert!

 

Dresden - In der Nacht zu Mittwoch gab es einen Anschlag mit vier Molotow-Cocktails auf das geplante Asylheim in Dresden-Prohlis. OB Dirk Hilbert (43, FDP) ist geschockt!


"Der Anschlag auf das Schulgebäude ist beschämend und widerlich. Nichts, wirklich gar nichts rechtfertigt eine solche Tat", sagt der Oberbürgermeister.

In der Nacht hatten unbekannte Täter vier Molotowcocktails auf das Schulgebäude in der Boxberger Straße geworfen. Es gelang nicht, ein Brand im oder an dem Haus auszulösen.

 

Das Operative Abwehrzentrum (OAZ) der Polizei ermittelt in alle Richtungen. "Ein rechtspolitisch motivierter Hintergrund der Tat ist jedoch sehr wahrscheinlich", hieß es von Seiten des OAZ. Die Polizei nimmt Hinweise zur Tat unter 0351/483 22 33 entgegen.

 

Am Morgen war der Streit um die geplante Flüchtlingsunterkunft eskaliert. Eine Eltern-Initiative hatte dazu aufgerufen, die Kinder der benachbarten Grundschule zu Hause zu lassen (MOPO24 berichtete).

 

Während die Schulleiterin Beate Klemm gegenüber MOPO24 angab, dass von 250 Schülern nur die Hälfte am Mittwochmorgen erschienen ist, sprach Rechtsanwalt Frank Hannig, Sprecher der Eltern-Initiative, von nur etwa 25.

 

Nach MOPO24-Informationen haben die Eltern zudem beim Verwaltungsgericht Dresden eine Klage auf einstweilige Anordnung gegen die Unterbringung der 150 Flüchtlinge in der Schule eingereicht.

 

Und hier noch einmal OB Hilbert im Wortlaut:


„Der Anschlag auf das Schulgebäude ist beschämend und widerlich“, erklärt Oberbürgermeister Dirk Hilbert. „Nichts, wirklich gar nichts rechtfertigt eine solche Tat. In einer Demokratie sind Diskussionen, Streit und Demonstrationen legitime und notwendige Mittel der freien Meinungsäußerung. Mit Gewalt - egal ob gegen Sachen oder Menschen - ist eine Grenze überschritten.


Ich warne auch diejenigen, die vielleicht heimlich Beifall klatschen: Der Schaden solcher Taten ist für die Stadt weit größer, als kaputte Türen und Fensterscheiben. Ich als Oberbürgermeister werde es nicht hinnehmen, dass fremdenfeindliche und rassistische Anschläge das Klima in unserer Stadt vergiften.

In meinen zahlreichen Gesprächen und Terminen wird mir immer wieder über Ängste und Unsicherheiten gegenüber Flüchtlingen berichtet. Diese Ängste nehme ich, nehmen wir als Stadtverwaltung ernst. Flüchtlinge müssen die Werte unseres Zusammenlebens anerkennen.


Fakt ist aber auch, dass in diesem Fall nicht Asylbewerber und Flüchtlinge die Gewalt auf die Straße tragen, sondern radikalisierte Gruppen, die meinen im Namen der „besorgten Bürger“ zu handeln. Die eigentliche Bedrohung für unser Zusammenleben geht von denjenigen aus, die Brandbomben werfen und Hass predigen, nicht von denen die bei uns Schutz suchen.“