In einem offenen Brief hat Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung am Mittwoch alle Leipziger dazu aufgerufen, bei der Integration der Flüchtlinge mitzuwirken. Die Aufnahme der Asylsuchenden sei eine finanzielle Aufgabe, vor allem aber auch eine menschliche.
Leipzig. Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) hat die Leipziger dazu aufgerufen, bei der Integration der Flüchtlinge mitzuhelfen. In einem am Mittwoch auf der Internetseite der Kommune veröffentlichten Schreiben heißt es: „Integration kann ein Erfolg werden, wenn wir beherzt zur Sache gehen.“ Die Aufnahme der Asylsuchenden sei eine Herkulesaufgabe, für die sehr viel Geld notwendig sein wird. In erster Linie sei Integration aber eine Angelegenheit der Menschen.
„Sie braucht Offenheit und Bewegung von beiden Seiten, es braucht von Deutschen wie von Flüchtlingen den Willen zur Integration. Und wo kann diese besser gelingen, wo begegnen sich Menschen besser, als in Kita, Schule und am Arbeitsplatz?“, so das Leipziger Stadtoberhaupt. Damit das Miteinander gut funktionieren kann, dürfe der normale Alltag in der Stadt aber möglichst ohne Abstriche weitergehen – ohne Ausfälle beim Sportunterricht, beim Ausbau von Schulen und Kindertagesstätten. Auch aus diesem Grund seien mehr als einhundert neue Stelle in der Verwaltung geplant.
Zur Finanzierung der Integrationsbemühungen nimmt Jung vor allem den Bund in die Pflicht. „Die zunächst zwei Milliarden Euro werden bei weitem nicht reichen“, glaubt das Leipziger Stadtoberhaupt und führt eine Statistik an: Zwischen 2005 und 2013 habe die Bundesrepublik für insgesamt 76.000 Integrationskurse mehr als 1,4 Milliarden Euro aufgewendet. Angesichts der aktuell zehnfachen Zahl an Bewerbern könne jeder selbst ausrechnen, was notwendig sein werde.
Nach Ansicht von Jung müssen die von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Gelder dabei auch direkt ausgezahlt werden. „Ich sage das sehr deutlich: Das Geld, das für Flüchtlinge bestimmt ist, um die sich die Kommunen in Deutschland kümmern, muss auch 1:1 bei den Kommunen ankommen. Es gibt keinen Grund, dass von dieser Summe etwas bei den Ländern hängenbleibt“, so der Sozialdemokrat am Mittwoch.
Nach Ansicht von Jung ist die Aufnahme der Geflüchteten in die Gesellschaft auch alternativlos. „Die Rechnung in Form sozialer Verwerfungen würden wir wenige Jahre später bekommen, und sie wäre deutlich höher“, so Jung auch mit Verweis auf Erfahrungen, die in der Bundesrepublik bereits gemacht wurden.
„Wir dürfen auf gar keinen Fall den Fehler Westdeutschlands der 1960er und 1970er Jahre wiederholen“ so Jung. Damals wurden die sogenannten „Gastarbeiter“ praktisch nicht integriert, weil sei nur als Arbeitskräfte geholt wurden. Die Folgen dieses Versäumnisses seien auch heute noch zu sehen.