Brandanschlag auf Flüchtlingswohnung: Rassistischer Angriff in Niedersachsen

Erstveröffentlicht: 
28.08.2015

In der Nacht zu Freitag warfen Unbekannte einen Brandsatz auf eine Unterkunft in Salzhemmendorf. Die rechtsextreme Szene in der Region ist aktiv.

 

Von Andreas Speit

 

HAMBURG taz | Am Freitag in den frühen Morgenstunden haben Unbekannte einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft im niedersäsischen Salzhemmendorf verübt. Die Täter warfen einen Molotowcocktail durch ein Fenster in eine Erdgeschosswohnung, in der eine Frau aus Simbabwe mit ihren drei Kindern untergebracht war. Nur, weil sie sich alle im Nebenzimmer aufhielten, blieben sie unverletzt. „Wir gehen von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus“, sagte Jan Petersen, Sprecher der Polizeidirektion Hameln-Pyrmont, der taz.

 

Die Anwohner der Gemeinde hatten den Brandanschlag kurz nach 2 Uhr nachts gemeldet. Die Polizei geht von mehreren Tätern aus, möchte diese Annahme aber aus ermittlungstechnischen Gründen nicht weiter ausführen. Sie fahndet nach einem Fahrzeug, das am Tatort aufgefallen war. Die Zeugen werden noch vernommen.

 

In der ehemaligen Schule leben zur Zeit rund 30 Menschen aus verschiedenen Ländern. Sie alle hatten Glück, weil die Feuerwehr schnell vor Ort war und den Brand rasch löschen konnte. Ausgerüstet mit schweren Atemgeräten evakuierte sie alle Personen, die sich in dem zweistöckigen Haus befanden. Die Mutter mit ihren Kindern wurde in eine Ersatzunterkunft gebracht. Sie werden psychologisch betreut. Alle weiteren Bewohner konnten in dem Gebäude bleiben, das jetzt durch Polizeikräfte bewacht wird.

 

In der Region zwischen Hameln und Hildesheim ist die rechtsextreme Szene seit Jahren aktiv. Auf ihrer Facebook-Seite hetzt der NPD-Unterbezirk Oberweser seit Wochen gegen die Einwanderungs- und Asylpolitik: „Kindergärten statt Asylheime“, „1,5 Millionen Zuwanderer alleine in diesem Jahr – Jetzt hilft nur noch eins NPD-Mitgliedschaft“ und „Es ist Dein Deutschland – lass es Dir nicht wegnehmen“ steht auf der Facebook-Seite. Der Unterbezirk hat vor Ort schon mehrfach Flugblätter verteilt.

 

Im Landkreis Hildesheim ist auch die Partei „Die Rechte“ aktiv. Erst im März diesen Jahres organisierte sie eine rassistische Demonstration in Hildesheim – gegen die Veranstaltung mit nur knapp 80 Teilnehmern protestierten 1.800 Gegendemonstranten. Am Samstag plant die Kleinstpartei in Goslar eine Kundgebung. Der Grund: CDU-Oberbürgermeister Oliver Junk sprach sich offen für mehr Flüchtlinge in der Harz-Stadt aus.

 

Erst in dieser Woche zeigte eine große Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachen, dass jeder siebte Einwohner ausländerfeindlich eingestellt ist. Per Post hatte das renommierte Institut 10.000 zufällig ausgewählte Menschen in Niedersachsen angeschrieben. Mit 48,1 Prozent stimmten fast die Hälfte der Befragten der Aussage zu: „In Deutschland lebende Ausländer sollten ihren Lebensstil besser an den der Deutschen anpassen“.