Spezielles Camp geplant / Mehr Flüchtlinge kommen
Von Jörg Schurig
Dresden. Sachsen will Worten Taten folgen lassen: Wer keine
Chance auf Asyl hierzulande hat, soll zentral untergebracht und nach
einem schnellen Verfahren zügig abgeschoben werden. Regierungschef
Stanislaw Tillich (CDU) erklärte gestern, dass Sachsen eine zentrale
Einrichtung zu diesem Zweck plant. Dort könnten Asylverfahren schnell
bearbeitet und Abschiebungen organisiert werden. Juliane Nagel (Linke)
warf Tillich vor, "ohne Rücksicht auf Fakten die Mär von einer Masse von
Ankömmlingen ohne triftigen Asylgrund" zu bedienen. Laut Pro Asyl lägen
in anderen europäischen Ländern die Schutzquoten für Asylsuchende aus
dem Kosovo, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Albanien bei Werten
zwischen 18 und 40 Prozent. Besonders Sinti und Roma würden im
westlichen Balkan unter Diskriminierung und Verfolgung leiden. Es dürfe
keine Zwei-Klassen-Flüchtlinge geben.
Zuvor war bekannt geworden, dass Sachsens Kreise und kreisfreie Städten
bis Oktober 870 Asylsuchende mehr aufnehmen müssen als ursprünglich
geplant. Die Landesdirektion Sachsen mit Sitz in Chemnitz korrigierte in
einem Schreiben an die Verwaltungen ihre zuletzt im Juni gestellte
Prognose. Insgesamt werden 4400 Menschen erwartet. 2015 kamen bisher
rund 14500 nach Sachsen, davon mehr als 4000 allein im Juli - das sind
mehr als im gesamten Jahr 2012. Ende August wird eine neue Prognose des
Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge erwartet.
Während in Turnhallen der TU Dresden 100 Flüchtlinge aus der Chemnitzer
Erstaufnahmeeinrichtung eintrafen, begann in Meißen die Sanierung der
Ende Juni beschädigten Asylunterkunft. "Derzeit werden die Brandschäden
beseitigt", sagte Hauseigentümer und Bauunternehmer Ingolf Brumm. Eine
Spezialfirma erneuere Decken und Fußböden. Der Schaden werde die
geschätzten 150000 Euro wohl übersteigen. Zugleich bestätigte die
Landesdirektion, dass die Dresdner Zeltstadt auch 2016 noch stehen wird.
Laut Sprecher Holm Felber sollen die Zelte bis Herbst durch Container
ersetzt werden, um auch im Winter Asylbewerber unterbringen zu können.