Hofierung des schwulenfeindlichen Regimes in Kamerun beim Afrika Festival in Tübingen von 23. - 26. Juli 2015
Das Afrika Festival in Tübingen gibt sich betont unpolitisch. „Die Veranstaltung versteht sich als Plattform für die Präsentation und Förderung der Künste und Kulturen des afrikanischen Kontinents in ihrer Vielfalt, insbesondere südlich der Sahara“, heißt es auf dessen Homepage. Doch bereits seit Jahren dient das Festival v.a. auch dem Schulterschluss zwischen neoliberalen und christlichen pro Diktatur Eliten einzelner afrikanischer Staaten mit Regional und Bundespolitiker_innen.
Bei der Eröffnungszeremonie 2013 verkündete die Veranstalterin, Susan Tatah, neben einem lächelnden Oberbürgemeister Palmer: „Jesus is alive!“, um danach das Wort an Annette Widmann-Mautz (CDU) und OB Palmer zu übergeben, der Widmann-Mautz als „bestaussehendste Staatsekretärin“ und die „glorreichen, fantastischen, unglaublichen, hergereisten Botschafter“ begrüßte. Das Mikrophon wurde danach u.a. dem Botschafter des autoritären Regimes in Togo übergeben.
Dieses Jahr wird das Afrika Festival in Tübingen erstmals einen „Länderfokus“ haben, und zwar auf das Land, aus dem die Veranstalterin, Tatah, stammt: Kamerun. Entsprechend wird auch der Botschafter Kameruns, Jean-Marc Mpay, eine Rede auf dem Festival und zur Eröffnung des „Africa Business Forum 2015“ halten. Das Business Forum wird veranstaltet vom als gemeinnützig anerkannten Verein AFRIKAKTIV, in dem sowohl die Veranstalterin Susan Tatah, wie auch ihr Ehemann, Sunjo Tatah, aktiv sind und dessen Ziele u.a. in der „Beratung von KMU [kleiner und mittelständischer Unternehmen] hinsichtlich ihrer unternehmerischen Aktivitäten und Ziele in Afrika “ sowie der „Recherche und Bereitstellung von Kontakten in Deutschland und Afrika“ bestehen. Unterstützt wird das Business Forum außerdem von der IHK (Industrie und Handelskammer) Reutlingen und der IHK Nordschwarzwald. Geschäftführerin von AFRIKAKTIV ist Susan Tatah, der Aufsichtsrat besteht aus Boris Palmer und dem Botschafter Kameruns, Jean-Marc Mpay.
Die enge Zusammenarbeit mit dem Regime in Kamerun ist besonders vor dem Hintergrund seiner diskriminierenden Gesetzgebung gegenüber Homosexuellen zu verurteilen. Homosexualität ist dort unter Strafe gestellt. Amnesty International (AI) schreibt dazu in seinem Report 2015: „LGBTI- Personen wurden wegen vermeintlicher sexueller Handlungen mit Personen des gleichen Geschlechts festgenommen. Es wurden überwiegend Männer, aber auch einige Frauen festgenommen. Einige der Festgenommenen wurden zu Haftstrafen von bis zu fünf Jahren verurteilt. Andere wurden willkürlich in Haft gehalten und später auf freien Fuß gesetzt.“ Im Herbst 2014 berichtete selbst der FOCUS über ein „unfassbares Gerichtsurteil in Kamerun“, in dem ein Mann Fall „wegen seiner Vorliebe für den Likör Baileys verurteilt wurde“. „Heterosexuelle Menschen trinken kein Sahnelikör“, so die Urteilsbegründung. Bereits 2011 wurden in der Hauptstadt Yaoundé verhaftet worden, weil „sie Schminke trugen und mit Bailey's-Cremelikör in einem Restaurant ein 'schwules Getränk' bestellt hätten“. Zwei Jahre später wurden sie erneut verhaftet, „weil sie schwul aussahen“. 2013 wurde ein bekannter Aktivist gegen die Kriminalisierung von Homosexualität, Eric Ohena Lembembe, gefoltert und anschließend umgebracht.
Dazu erklärt Seyoum Habtemariam vom Ethiopian Human Rights Committee (Äthiopische Menschenrechts Komitee): „Unter dem Deckmantel eines oberflächlichen Multikuturalismus werden hier Beziehungen zu menschenverachtenden Regimen gepflegt und salonfähig gemacht und gleichzeitig der Schulterschluss zwischen Pro Diktatur konservativ-neoliberalen afrikanischen Eliten und Deutsche Politiker_innen geprobt. Es ist unerträglich, dass Menschen, die vor den Verbrechen dieser Regime geflohen sind, hier miterleben müssen, wie ihren Botschafter_innen, Seite an Seite mit Regionalpolitiker_innen zugejubelt wird.“
weitere link:
Afrika-Festival: Kulturvermittlung oder Geschäft?
Boykott Afrika Festival in Tübingen von 23 - 26 Juli 2015 !! NINE Zu Hofierung des schwulenfeindlichen Regimes in Kamerun beim Afrika Festival in Tübingen von 23 - 26 Juli 2015
Tübingen, den 23. Juli 2015
Kontakt:
Seyoum Habtemariam
Ethiopia Human RightsCommittee
Tel.: 0160 / 43 57 232
E-Mail: menschenrecht-ethiopia@hotmail.de