stuttgart und gomorra - wenn sexkuschelecken die leitkultur zersetzen

rainbow

am gestrigen sonntag demonstrierten zum siebten mal tausende besorgter eltern, christliche fundamentalist*innen, stramme rechte, identitäre, nazis, pfaffen, nonnen und bayern vorgeblich gegen den neuen bildungsplan, der ab 2016 an den baden-württembergischen schulen umgesetzt werden soll.
mehrere hundert gegendemonstrant*innen protestierten gegen die rechte allianz und versuchten die "demo für alle" zu blockieren.

 

waren es gegen 13 uhr nur wenige hundert teilnehmer*innen auf dem schillerplatz, wuchs die zahl in den nächsten stunden auf über 4000 menschen an. es war wieder mal eine unseelige mischung, die sich versammelt hatte, um eine weltsicht zu präsentieren, die rückwärtsgewandter nicht sein könnte: menschen jeden alters, viele kinder und jugendliche, ganze familien und senior*innen zeigten gemeinsam mit evangelikalen, konservativen, afd, la manif pour tous, csu, cdu, rechten, identitären, nazis, pfaffen, nonnen, menschen aus bayern, der schweiz und österreich, was sie von einer befreiten gesellschaft halten, nämlich nicht viel. die ehe zwischen mann und frau, das heilige, von gott gesegnete, lebenslange bündnis, sei die einzige bindung, die der mensch eingehen dürfe. eine weltweite homolobby arbeite fleißig daran, der großen mehrheit der menschen, ihren willen und ihr falsche sexualität aufzuzwingen. es wurde sich vehement gegen die geplanten "sexkuschelecken in unseren kindergärten" und "verrückte gender-experimente" ausgesprochen. dazu wurden christliche gesänge angestimmt, mit kreuzen und fahnen gewedelt. und immer wieder beteuert, dass mensch nichts gegen homosexuelle habe, aber...
getaucht war die ganze szenerie in ein meer von blauen und rosafarbenen ballons und schildern. ein klares statement für die überholte einteilung der menschen in zwei geschlechter: blau für die jungen, rosa für die mädchen.

auf dem schlossplatz versammelten sich ab 12 uhr 30 mehrere hundert menschen, um gegen die "demo für alle" zu protestieren und um sie im anschluss an die kundgebung zu blockieren. doch das enorme bullenaufgebot von bereitschaftspolizei, bfe-einheiten und berittener polizei machte ein effektives agieren so gut wie unmöglich. strenge vorkontrollen, mehrere platzverweise, mindestens fünf ingewahrsamnahmen, ungezählte gewalttätige übergriffe, widerliche, herablassende verbalattacken, das einsetzen der polizeipferde als barrieren, behinderung und schikanierung von pressevertreter*innen und das schleimige agitieren von passant*innen durch die antikonfliktbullen sind die repressionsbilanz dieses tages in stuttgart.

gegen 15 uhr 30 setzte sich die "demo für alle" in bewegung: der zug schien kein ende zu nehmen. hier wurde nochmal deutlich, dass die zahl im vergleich zum 21.03.2015 sicher um das doppelte angestiegen ist. nach einer kurzen route, begleitet von kleinen gruppen von gegendemonstrant*innen, erreichte sie ungehindert den gut gesicherten platz vor dem staatstheater, wo die abschlusskundgebung stattfand und hunderte von blauen und rosafarbenen ballons in die luft zum himmlischen vater entlassen wurden.
auch hier wurde der protest sichtbar: an den absperrungen standen die gegendemonstrant*innen, viele nutzten die warmen temperaturen und wateten durch den eckensee, um auf tuchfühlung mit den fanatiker*innen der "demo für alle" zu gehen und diese und die bullen mit parolen und einer nassen abkühlung zu beglücken.

die "demo für alle" wächst stetig und zeigt von mal zu mal deutlicher ihr wahres gesicht: es geht ihr nicht nur darum, um "für die Wahrung der Elternrechte, Ehe und Familie und gegen Gender-Ideologie und Sexualisierung der Kinder zu demonstrieren" - was ja schon genügend gründe wären, um proteste gegen sie zu organisieren - sondern darum eine rechte allianz zu schmieden, die emanzipatorische bewegungen verleumdet, die das selbstbestimmungsrecht von menschen beschneiden will und die den konservativen rollback der gesellschaft beschleunigt. sie arbeitet dabei mit angst, religiösem eifer und rechtskonservativer ideologie. nazis sind mit an bord, werden toleriert und als teil der familie mit offenen armen aufgenommen.

wenn die nächste "demo für alle", die in wahrheit eine "demo gegen fast alle" ist, stattfindet, müssen wir unseren protest um einiges deutlicher machen und das nicht nur zahlenmäßig.

die "demo für alle" stoppen.
homophobie raus aus den köpfen.
für eine befreite gesellschaft.

amen.

 

[bericht vom aabs]