Heute kam es im Frauenknast in Berlin Pankow zu einem Angriff eines Wärters auf die politische Gefangene Gülaferit Ünsal. Sie kämpft seit dem 6. April, also seit 53 Tagen, mit einem Hungerstreik gegen Medienzensur, Angriffe und Provokationen durch Knast und Mitgefangene, die gegen die eingesetzt werden.
Am heutigen Vormittag, obwohl andere Gefangene ihre Zeitung bekamen, wurde Gülaferit erneut keine Zeitung ausgehändigt. Sie ging daraufhin zum Büro der Wärter um ihr Zeitung zu fordern, da sie diese bereits gesehen hatte. Ein Wärter schrie sie an und es kam zu einer lautstarken Auseinandersetzung. Es kamen noch mehr Wärter hinzu und es wurde ihr Einzelhaft angedroht. Anschließend sollte sie in ihre Zelle gehen, Gülaferit verweigerte dies und wurde von den Wärtern attakiert und geschubst.
Später bekam sie einige Zeitungen (jedoch wieder nicht alle!) ausgehändigt.
Gülaferit hat wegen dieser erneuten Schikane heute den trockenen Hungerstreik begonnen. Das heißt, sie nimmt nichts mehr zu sich, kein Wasser, kein Zucker, kein Salz, keine Medikamente.
Es ist der 53. Hungerstreiktag, sie ist weiterhin den Schikanen des Knastes ausgesezt, weiterhin werden ihr Zeitungen vorenthalten! Sie wird von den Wärtern körperlich angegriffen!
Gülaferit kämpft unter Einsatz ihres Lebens für die Rechte der Gefangenen!
Kundgebung Morgen am 54. Hungerstreiktag
Freitag, den 29.05. um 18 Uhr vor der JVA Pankow
Schreib ihr Solidaritätsbotschaften!
Gülaferit Ünsal
JVA für Frauen
Arkonastr. 56
13189 Berlin
Da die Knastleitung bisher nicht auf die Forderungen reagiert kann versucht werden, durch Fax, E‑mail und Anrufe, weiter Druck auszuüben:
JVA für Frauen Berlin
Arkonastraße 56
13189 Berlin
Tel.: +49 30 90 245 – 700
Fax: +49 30 90 245 – 717
Zum Hintergrund der Gefangenen:
Gülaferit Ünsal ist eine politische Gefangene, die zur Zeit im Frauenknast in Pankow einsitzt. Im Mai 2013 wurde sie vor dem Berliner Kammergericht wegen ihrer vermeintlichen Mitgliedschaft in der Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) nach dem Terrorparagraphen 129b StGb zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt, weil sie angeblich Spenden gesammelt und Schulungen organisiert hat. Große Teile der Anklage beruhten dabei auf Informationen türkischer Sicherheitskräfte. Dass beim Zustandekommen solcher Beweise in der Türkei Folter keine Seltenheit ist, war für die Richter nicht relevant. Im Knast ist Gülaferit massiven Einschüchterungen und Schikanen durch die Anstaltsleitung und unsolidarische Mithäftlinge ausgesetzt.
»Im
Gefängnis, im Hof, bei der Arbeit, im Auto, während Arztbesuchen und auf
den Stationen bin ich mit heftigen Provokationen von anderen Häftlingen
angegriffen worden. Obwohl ich mit Wärtern und Sicherheitsleuten
gesprochen habe, haben sie sich dazu nicht geäußert und nichts dagegen
getan. Man hat eher darauf gewartet und darauf gebaut, dass die Angriffe
mehr werden.« schreibt sie in einem offenen Brief. Nachdem sie sich
gegen ein Mitgefangene, die sie mit einem Messer bedrohte, verbal zur
Wehr setzte, fiel den Schließer*innen nichts besseres ein, als Gülaferit
für mehrere Stunden in ihrer Zelle einzuschließen.