Wartburg bleibt den Burschenschaften erneut verwehrt

Der Fackelzug mit Totenehrung am Burschenschaftsdenkmal – hier im vergangenen Jahr – ist fester Bestandteil des Burschentags in Eisenach. Weil die DB auch in diesem Jahr nicht auf der Wartburg feiern darf, findet am Denkmal auch ein Festakt statt.
Erstveröffentlicht: 
27.05.2015

Die Deutsche Burschenschaft darf zu ihrem Jahrestreffen auch diesmal die Wartburg nicht für offizielle Veranstaltungen nutzen. Das bestätigte Kerstin Böttger von der Wartburgstiftung am Dienstag auf Anfrage.

 

Von: Klaus Wuggazer

 

Eisenach. Die Deutsche Burschenschaft darf zu ihrem Jahrestreffen auch diesmal die Wartburg nicht für offizielle Veranstaltungen nutzen. Das bestätigte Kerstin Böttger von der Wartburgstiftung am Dienstag auf Anfrage. Im vorigen Jahr blieb den Burschenschaften die Burg erstmals für ihre Feierlichkeiten verwehrt. Begründet wurde dies damit, dass der Dachverband aufgrund vieler Abspaltungen nicht mehr repräsentativ sei. Zudem weise die Deutsche Burschenschaft zunehmend politische Tendenzen auf. Für parteinahe Veranstaltungen dürfe die Burg aber nicht genutzt werden.

 

Die Burschenschaften feiern in diesem Jahr den 200. Jahrestag der Gründung der Urburschenschaft in Jena. Freitag steht der Fackelzug am Burschenschaftsdenkmal samt Totengedenken auf dem Plan, am Samstagabend der Festkommers in der Werner-Aßmann-Halle. Zunehmend wendet sich aber die Stadt von ihnen ab. Der Vertrag für die Nutzung der Halle als Tagungsort läuft 2017 aus. Touristiker, die vor Jahren noch auf den wirtschaftlichen Effekt der Treffen für die Stadt verwiesen, geben sich nun deutlich zurückhaltender.

 

Stimmung in der Stadt hat sich gedreht

 

Die Stimmung in der Stadt habe sich gedreht, bestätigte schon letztes Jahr Heidi Günther, Geschäftsführerin der Tourismus GmbH. Gärtner Thomas Brinkhoff verweigerte den Burschen gar die Lieferung eines Kranzes für deren Totenehrung und rief andere Geschäftsleute auf, es ihm gleich zu tun.

 

Hintergrund ist der Rechtsruck, den der Dachverband ab etwa 2012 vollzogen hat und der 2013 eskalierte. Viele als liberal geltende Mitgliedsverbände traten seitdem aus, der Verband verlor über die Hälfte seiner Mitglieder. Immer wieder gibt es Berichte darüber, dass Burschenschafter engen Kontakt zur rechte Szene pflegen. Einzelne Verbände werden vom Verfas-sungsschutz beobachtet. Der SPD-Vorstand beschloss 2014, dass eine Mitgliedschaft in der Partei unvereinbar ist mit der in einer Burschenschaft.

 

Gleichwohl gibt es in diesem Jahr offenbar keine Gegenaktionen gegen das Treffen. Das „Bündnis gegen Burschentage in Eisenach“ will laut einer Ankündigung auf eine Demo verzichten. Die Aufzüge feministischer und antifaschistischer Gruppen unter anderem aus Marburg und Kassel fanden in der Stadt kaum Unterstützung, wohl auch wegen ihrer teils radikalen Anmutung. Das Bündnis kritisierte im letzten Jahr und auch diesmal wieder die Eisenacher, die aus ihrer Sicht zu wenig gegen die Treffen tun. „Hören Sie auf, sich zurückzulehnen und so zu tun, als ginge Sie der Drei-Strophen-Deutschlandlied-Spuk am Burschenschaftsdenkmal nichts an“, so Sprecher Knut Heinken. Das Eisenacher „Bündnis gegen Rechts“ plant keine Aktionen zum diesjährigen Burschentag, wie auf Nachfrage von Bündnismitglied Jörg Rumpf zu erfahren war.

 

OB sieht sich in ihrer Ansicht bestätigt

 

Martialisch gab sich die Burschenschaft im Vorfeld: In einer Mitteilung kritisierte Pressesprecher Walter Tributsch Oberbürgermeisterin Katja Wolf heftig, weil sie die Burschenschaften loswerden wolle. Man werde sich aber „nicht aus Eisenach vertreiben lassen“. Die Mitteilung ähnelt passagenweise dem Sprachgebrauch der NPD, wenn es um Katja Wolf geht – die örtlichen Rechtsextremen begrüßen regelmäßig das Burschentreffen in Eisenach.

 

„Der Tonfall und die Wortwahl gegenüber dem Amt der Oberbürgermeisterin und meiner Person spricht für sich und bestätigt auf eindrückliche Weise nicht nur meine Einschätzung, was die DB-Burschenschaften, ihre Geisteshaltung und ihre demokratische Verwurzelung in unserer Gesellschaft betrifft“, teilte OB Katja Wolf dazu mit.

 

Man dürfe jedoch „nicht alle Studentenverbindungen in einen Topf werfen“. Das tue man auch nicht, wie sich am Wingolf-Bund zeige. Bei dem christlichen Verband hatte Katja Wolf vor einer Woche ein Grußwort gesprochen. Er durfte auch seinen Festakt auf der Wartburg abhalten. Im Thüringer Museum läuft zudem eine Ausstellung über den Wingolf.